Berliner SPD fordert Boykott der Fussball-WM in Katar
Das Rechtssystem basiere in grossen Teilen auf der Scharia, es gebe keine Meinungsfreiheit
Am Wochenende fand der digitale Landesparteitag der SPD Berlin statt. Dort stimmte eine Mehrheit von 91,5 Prozent dem Koalitionsvertrag mit Grünen und Linken zu.
«Die WM in Katar kostet Menschenleben, unterstützt ein System, das Menschenrechte systematisch missachtet und Terrororganisationen fördert», heisst es in einem Antrag, den der digital ausgetragene SPD-Landesparteitag am Sonntag mit grosser Mehrheit von rund 80 Prozent beschloss.
Ein Sport und insbesondere das finanzielle Geschäft damit dürfe nie höher gestellt werden als Menschenrechte. Darum müsse der DFB die Weltmeisterschaft in Katar boykottieren. «Sollte er dies nicht tun, muss das finanzielle Sanktionen nach sich ziehen.»
In einer Spiegel-Umfrage hatte sich bereits eine deutliche Mehrheit der Deutschen gegen die Austragung der Fussball-WM 2022 in Katar und für einen Endrunden-Boykott durch den DFB ausgesprochen (MANNSCHAFT berichtete).
Auf dem SPD-Landesparteitag wurde darauf hingewiesen, dass das Rechtssystem in dem Emirat am Golf in grossen Teilen auf der Scharia basiere. Zudem gebe es keine Meinungsfreiheit, und vergewaltigten Frauen drohe wegen ausserehelichen Geschlechtsverkehrs Haft. Zudem werde die absolutistische Monarchie am Golf wegen der Unterstützung von Terrororganisationen immer wieder kritisiert.
Bei der Debatte des Antrages verwiesen zahlreiche Delegierte darauf, dass schon beim Bau der Stadien nach Angaben der Organisation Amnesty International und der Vereinten Nationen menschenverachtende Arbeitsbedingungen geherrscht hätten und Arbeiter ums Leben gekommen seien. «Auch abseits der Baustellen der WM-Stadien ist die Menschenrechtslage in Katar verheerend», heisst es in dem Beschluss.
Was die Verfolgung von Schwulen im Land angeht: Der CEO der Fussball-WM erklärte am Wochenende, Homosexuelle seien willkommen (MANNSCHAFT berichtete).
Je näher die WM rückt, desto lauter werden die Rufe nach klaren Positionierungen der Fussball-Stars gegen Homophobie und Arbeiterausbeutung in Katar. «Die FIFA, der DFB, alle können und müssen Druck ausüben», forderte der Vorsitzende von Human Rights Watch, Wenzel Michalsky (MANNSCHAFT berichtete).
Was den Koalitionsvertrag für das Land Berlin angeht, so heisst es unter der Überschrift «Queeres Leben»: Berlin bleibe Regenbogenhauptstadt. Die Koalition werde die «Initiative geschlechtliche und sexuelle Vielfalt» (IGSV) mit den LGBTIQ-Communities ausbauen und verankern, Mehrfachdiskriminierung entgegenwirken sowie neue Handlungsfelder erschliessen.
Die Koalition will zudem niedrigschwellige und bezirksübergreifende Angebote zur politischen und gesellschaftlichen Partizipation für queere Personen mit Migrationsgeschichte, mit oder ohne Fluchterfahrung und unabhängig ihrer Bleibeperspektive, fördern. Und die Koalition setzt sich weiter für lesbische Sichtbarkeit und Teilhabe sowie für die gezielte Unterstützung von lesbischen Strukturen ein.
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