«Alpha Games» von Bloc Party – wütendes Abbild der Gegenwart

Die britische Band hat ein neues Studioalbum herausgebracht zur politischen Stimmung in Grossbritannien

Kele Okereke zur Zeit seines Coming-outs (Foto: livepict.com / Wiki Commons)
Kele Okereke zur Zeit seines Coming-outs (Foto: livepict.com / Wiki Commons)

Harte Gitarrenriffs, treibende Drums, eine düstere Auseinandersetzung mit der heutigen Zeit – Bloc Party stellen ihr sechstes Studioalbum vor. Doch passt der Inhalt zur tanzbaren Unbeschwertheit der Band, deren Frontmann sich 2010 im Magazin BUTT als homosexuell outete?

Von Felix Müschen, dpa

Ein wütendes Abbild der heutigen Zeit hat die britische Band Bloc Party mit «Alpha Games» im Sinn. Die politische Stimmung im Grossbritannien der Jahre 2018/2019 hat ihre Spuren auf dem neuen Album hinterlassen, wie Frontmann Kele Okereke erklärt. Der Brexit und die Verhandlungen mit der EU hätten ihn desillusioniert. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur lässt der Sänger seinem Frust über Boris Johnson freien Lauf, wirft dem Premierminister Lüge und Egoismus vor. (MANNSCHAFT berichtete über die anhaltende Kritik von LGBTIQ-Aktivist*innen an Johnson.)

So zeigen sich Bloc Party sieben Jahre nach dem letzten Studioalbum von einer melancholischen Seite. Der Klang ist eine Entwicklung, die wie eine logische Konsequenz klingt. Durften Hits wie «Banquet» oder «Helicopter» 2005/2006 noch auf keiner Indie-Party fehlen, wirken die neuen Lieder kalt und bestimmt.

Korruption und Ehrgeiz  Für Okereke fühlt es sich so an, als ob die politischen Kräfte und vor allem die konservative Partei in Grossbritannien sich verschworen hätten, wie er im dpa-Gespräch sagt. «Ich habe das Gefühl, dass sie nicht das Beste für uns wollen.» Als Johnson Premierminister wurde, sei offensichtlich geworden, dass es ihm nur um seinen Erfolg gehe. Daher wuchs beim Sänger von Bloc Party die Idee, Themen wie Korruption und Ehrgeiz zu behandeln. Er wolle Menschen beschreiben, die sich gegenseitig manipulieren – und fragen, was passiert, wenn sie ihren Erfolg über alles stellen.

Die Musik dazu: treibende Drums gepaart mit harten, aber poppigen Gitarrenriffs, die bei allem Frust weiterhin zum Tanzen einladen. Dies wird gerade im Lied «Rough Justice» deutlich, das den Bogen zwischen peitschendem Indie und düsterem Glam-Rock zu schlagen weiss. «If We Get Caught» ist ruhiger – ein wohliger Ohrwurm. Klingen die ersten Lieder des Albums noch wild und wütend, so wird es zum Ende immer trister – wobei die hier mitschwingende Melancholie im abschliessenden «The Peace Offering» ihren Höhepunkt findet.

Kele Okereke bei einem Auftritt in Sydney, 2018 (Foto: Bruce Baker / Wiki Commons)
Kele Okereke bei einem Auftritt in Sydney, 2018 (Foto: Bruce Baker / Wiki Commons)

«Ich wollte ein kühles und seltsames Album machen», sagt der in Liverpool geborene Kele Okereke. Mit «Alpha Games» haben Bloc Party aufwühlende Lieder in angespannten Zeiten geschaffen. Ein Album, das nicht sehnsüchtig in die Vergangenheit oder die Zukunft schaut, sondern im Hier und Jetzt funktioniert. Die Verarbeitung politischer und sozialer Probleme verbindet die Band dabei mit tanzbarer Musik. (MANNSCHAFT berichtete, dass das queere Fanzine Butt nach zehn Jahren Pause eine Neuauflage erlebte.)

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