Will Friedrich Merz Verbot von geschlechtergerechter Sprache?
Die überwiegende Mehrheit der Menschen lehne sie ab, meint der CDU-Politiker
Friedrich Merz will im September erneut in den Bundestag einziehen. Nun bringt der CDU-Politiker ein Verbot von geschlechtergerechter Sprache ins Gespräch.
Friedrich Merz (CDU) hat ein Verbot von geschlechtergerechter Sprache nach französischem Vorbild ins Spiel gebracht. Den wachsenden «Zwang» zum Gebrauch von Gendersprache halte er für «rechtlich angreifbar», sagte Merz dem Spiegel. Nach seiner Wahrnehmung gebe es einen kulturellen Konsens in Deutschland: Die überwiegende Mehrheit der Menschen lehne die Gendersprache ab.
Merz kritisierte Universitäten und TV-Moderator*innen. «Wer gibt zum Beispiel Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern das Recht, Prüfungsarbeiten auch danach zu bewerten, ob die Gender-Sternchen verwendet werden oder nicht?», so der CDU-Politiker. Wer gebe Nachrichtenmoderator*innen das Recht, in ihren Sendungen einfach mal so eben die Regeln zur Verwendung unserer Sprache zu verändern?“
In Frankreich habe man offenbar «ein besseres Feingefühl für den kulturellen Wert ihrer sehr schönen Sprache», so Merz. Denn dort sei es in allen staatlichen Institutionen untersagt, geschlechtergerechte Sprache zu verwenden.
Grüne und Grüninnen? Frauofrau statt Mannomann?
Der CDU-Politiker hatte sich bereits am Wochenende über gendergerechte Sprache lustig gemacht – und dafür im Netz reichlich Kritik bekommen. Auf seinem Twitter-Profil veröffentlichte sein Team spöttische Aussagen des CDU-Politikers über Gendersternchen und Co.: «Grüne und Grüninnen? Frauofrau statt Mannomann? Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Mutterland? Hähnch*Innen-Filet? Spielplätze für Kinder und Kinderinnen? Wer gibt diesen #Gender-Leuten eigentlich das Recht, einseitig unsere Sprache zu verändern?»
Hämische Reaktionen liessen nicht lange auf sich warten. In unzähligen Kommentaren unter dem Tweet wurde Merz aufs Schärfste kritisiert. Die Autorin Sophie Passmann etwa schrieb: «Der Witz war 2008 ganz lustig und damit sind Sie sich selbst im Vergleich zu Ihrem restlichen Weltbild weit voraus.» Die Europaabgeordnete Katrin Langensiepen (Grüne) erklärte: «Es schMERZt».
Zuvor hatte Merz sich auf dem Nominierungsparteitag im Hochsauerlandkreis ähnlich geäussert. Laut vorab verbreiteten Redemanuskript sagte er ausserdem: «Wir werden niemandem erlauben, Meinungsfreiheit an Schulen und Universitäten einzuschränken, und wir sagen auch klar, dass wir in dieser Zeit andere Herausforderungen sehen, als uns damit zu beschäftigen, die Mohrenstrasse umzutaufen oder Universitätsarbeiten schlechter zu bewerten, weil die oder der ‚Zuprüfende‘ die ‚Gender***‘ nicht richtig gesetzt hat.» Der CDU-Kreisverband wählte den 65-jährigen Merz in einer Kampfabstimmung zum Direktkandidaten für den Wahlkreis.
Für seine Antwort, ob er sich einen schwulen Regierungschef in Deutschland vorstellen könne, erntete Merz im letzten Jahr heftige Kritik: Er habe schwul und pädophil gleichgesetzt (MANNSCHAFT berichtete).
Es war nicht das erste Mal, dass sich Merz für Äusserungen rechtfertigen musste, die als LGBTIQ-feindlich wahrgenommen wurden. So hat er sich im Sommer von einem «Witz» distanziert, den er im Jahr 2001 gemacht hatte. Damals hatte er nach dem Coming-out des SPD-Politikers Klaus Wowereit auf die Frage nach dessen Homosexualität gesagt: «Solange der Wowereit sich mir nicht nähert, ist mir das egal.» (MANNSCHAFT berichtete).
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