Wie queer ist … Moby?

Er findet es gut, von anderen für schwul gehalten zu werden

Foto: Instagram/Moby
Foto: Instagram/Moby

Moby hat nicht nur die Musik revolutioniert, sondern war schon queer-freundlich im Musikgeschäft, als es viele andere es noch nicht waren.

Die Mutter Hippie und er selbst kam früh an Drogen. Er passte also überhaupt nicht in das konservative Vorstadt-Amerika. Erst wurde er Sänger in einer Hardcore-Punk-Band, studierte dann kurzzeitig Religion und Philosophie und wurde schliesslich DJ.

1990 schaffte er mit «Go» seinen Durchbruch und gelangte an die Spitze der US-Charts. Danach ging es steil bergauf. Er war Remixer unter anderem für Michael Jackson, die Pet Shop Boys und Depeche Mode. Seine Songs schafften es auch in die Filmmusik der «Bourne Trilogie» und «The Beach» mit Leonardo DiCaprio. An diesem Freitag erscheint sein neues Album «Always Centered at Night», im Herbst kommt er nach Berlin, Düsseldorf und Lausanne.

Er ist seit seinem 22. Lebensjahr Veganer und wurde danach ein engagierter Tierrechtsaktivist. In der breiten Öffentlichkeit aber weniger bekannt: er hat sich auch oft sehr queer-freundlich geäussert.

#1 Wunsch nach queeren Kindern Der heterosexuelle Musiker Moby habe das männliche Machogehabe satt. Er wünsche sich deswegen, dass seine künftigen Kinder homosexuell sein sollten. «Wenn man ein homosexuelles Kind hat, hat man einen guten Grund, ein stolzes Elternpaar zu sein.»

Schwule Männer seien Hetero-Männern gegenüber überlegen. «Sie prügeln sich einfach weniger und sie kommen nicht auf die Idee andere zu vergewaltigen.» Moby meint auch, dass queere Menschen für weniger Gewaltverbrechen verantwortlich seien, als heterosexuelle weisse Männer. «Sie fangen weniger Kriege an, sind besser gebildet, es macht Spass in ihrer Gegenwart zu sein, sie haben schöne Häuser, Bars und Restaurants».

Worauf hin das queere Magazin Advocate ihn scherzhaft fragte, ob er wirklich noch niemals in seinem Leben einem langweiligen schwulen Mann begegnet sei?

#2 Er wäre selbst gerne schwul  Frauen zu daten sei ihm oft schwer gefallen und er habe damit nicht sehr viele schöne Erfahrungen gemacht. Er ging zwar in Gay-Clubs und hat auch Männer geküsst, aber zu mehr war er nicht in der Lage. Letztlich sei er eben doch «ein normaler cis-heterosexueller Mann». Letztlich, so meinte er einmal, sei er enttäuscht, dass er nicht als schwuler Mann geboren sei.

#3 Homophobe Beleidigung Moby kritisierte bei der Grammy-Verleihung 2001 homophobe Songtexte von Eminem. Daraufhin beleidigte Eminem Moby in übler homophober Art und behauptete, dass sowieso niemand Techno hören würde. Damit brachte er Moby natürlich weltweit in die Schlagzeilen und gab seiner Karriere einen grossen Schub – was Eminem sicher nicht beabsichtigt hatte.

#4 Queerer Einfluss auf Dance-Musik Seine Jugend in Connecticut sei sehr beschützt aber dann auch irgendwann recht langweilig gewesen, meinte Moby einmal. In den 80ern kam der nach New York und entdeckte Punk Bands für sich. In der New Yorker Clubwelt rutschte er dann immer weiter in andere Musikstile hinein. So auch in die Dance-Musik, die er selber später massgeblich vorangtreiben sollte. Ein besonderes Vorbild sei für ihn Larry Levan gewesen. Er war ein afro-amerikanischer schwuler DJ, der ganz unterschiedliche Musikstile miteinander verband und in einem Club spielte; so etwa punk rock, hip-hop, und disco.

#5 Geschlechtergrenzen? Moby selbst sieht sich zwar als heterosexuellen Mann, aber in einer idealen Welt sei diese Feststellung gar nicht mehr so wichtig, behauptete er einmal. Denn in einer solchen Welt würde die Zweiteilung zwischen heterosexuell und homosexuell weniger wichtig sein. Dies könne nur positive Folgen haben, findet er Musiker.

#6 John Cameron Mitchells Kompliment 2006 steckte Moby Geld in den Film «Shortbus» von John Cameron Mitchell. Ohne sein Geld wäre der Film gar nichts geworden. Mitchell war überglücklich und bedankte sich hinterher bei Moby. Dieser sei «der absolut perfekte androgyne Mensch, mit all den schönen Qualiäten von Männern und Frauen gleichzeitig in sich». Moby freute sich darüber: «Was für ein schönes Kompliment», sagt er. Und gab ein Kompliment zurück: Mitchell müsse in seinem Schrank ein Bild von Dorian Gray haben, da er noch immer wie 22 aussehe.

#7 Was ist echte Liebe? Wie oft er denn schon wirklich verliebt gewesen sei, wurde Moby einmal gefragt. «Um ehrlich zu sein», erklärte er, «es ist eine traurige Wahrheit, aber ich weiss es nicht.» Er habe so viele Menschen geliebt, Männer und Frauen. Aber immer, wenn seine Freunde darüber sprechen würden, verliebt zu sein, wisse er nie genau, wovon sie eigentlich redeten. So wie andere es beschreiben, war er noch nie in jemanden verliebt, weder Mann noch Frau. Offenbar vertritt er ein Konzept von Liebe, das nicht das des Mainstreams ist, was natürlich auch ein Stück Queerness ist.

#8 Dance Musik kommt aus der queeren Szene Anfang der 1990er legte Moby in New York auf. Später sprach er rückblickend mal über eine Situation, in der britische DJs zu Gast waren. Als diese merkten, dass Moby auch auf Gay-Partys auflegte, hätten sie total ablehnend reagiert. Moby fragte sie dann: «Wisst ihr überhaupt, woher die Musik ihren Ursprung hat? Homophobie in der Klub-Szene ist genauso absurd wie Rassismus in der Hip-Hop-Community.» Deswegen sei er ja auch so gern in schwule Clubs gegangen, weil dort die Dance-Musik doch herkomme. «In den 1980ern gab es gute Musik nur in den gay Clubs! Wer wirklich abtanzen wollte, ist dort hingegangen.»

#9 Körperlicher Angriff aus Schwulenfeindlichkeit Als Moby 2002 in Boston auftrat, wurde er im Anschluss an den Auftritt von drei Männern verprügelt. Sie dachten, er sei homosexuell und meinten, ihn deswegen verprügeln zu müssen. «Ich bin ein einfach denkender Mensch, aber kann mir jemand das Konzept von Homophobie erklären?”, fragte er danach. Warum denn so viele Menschen Homosexualität so sehr aufrege, könne er bis heute nicht verstehen. Er sei zudem wahrscheinlich der «einzige Hetero auf dieser Welt, der Opfer eines schwulenfeindlichen Übergriffes geworden ist.» Er war sicher nicht der einzige, aber es zeigt doch seine Empörung und auch die Dummheit der Täter um so deutlicher.

#10 Näher an der queer Community Nach dem Angriff in Boston sahen ihn noch mehr Menschen als schwulen Mann, da er kaum über seine Sexualität öffentlich sprach. Warum auch, er hatte ja nichts gegen queere Menschen, daher musste er das Image ja auch nicht loswerden. Auf die Frage aber, wie er damit umgegangen sei, dass andere ihn als schwul bezeichneten, ging er noch weiter. «Ich trage das als Ehrenabzeichen! Ehrlicherweise ordne ich mich lieber in die queere Community ein als in die heterosexuelle»

Surreal und queer: Comedian Julio Torres gemeinsam mit Tilda Swinton in den deutschen Kinos: «Problemista»

Das könnte dich auch interessieren