Wie queer ist ... Antonio Banderas?
Auch mit 65 Jahren gilt Antonio Banderas noch als eines der männlichen Sex Symbole des Kinos – und gerade bei den Queers hat der Spanier schon lange einen besonderen Stein im Brett.
Denn auch wenn er zweimal mit Frauen verheiratet war (u.a. mit Melanie Griffith, mit der er die gemeinsame Tochter Stella hat) und seit zehn Jahren mit einer Bankerin liiert ist, sind seine Verbindungen zur LGBTIQ-Community seit jeher stark.
#Anfänge mit Almodóvar Nach seinem Schauspielstudium in Malaga fiel Banderas Anfang der Achtzigerjahre auf einer Theaterbühne dem aufstrebenden schwulen Regisseur Pedro Almodóvar ins Auge, der damals seinerseits am Beginn seiner Karriere stand. In dessen zweiten Spielfilm «Labyrinth der Leidenschaften» gab der Schauspieler sein Kinodebüt – und spielte ein Mitglied einer Terroristengruppe, das sich Hals über Kopf in den schwulen Protagonisten Riza verliebt, hinter dem seine Truppe eigentlich her ist. Ein paar Jahre später übernahm er in «Das Gesetz der Begierde» (dem ersten Almodóvar-Film, der im deutschssprachigen Raum gezeigt wurde) die Hauptrolle eines jungen Schwulen in einer queeren Dreiecks-Geschichte.
#Philadelphia Als Banderas nach seiner langjährigen Zusammenarbeit mit Almodóvar (die auch «Fessle mich!» umfasste) gelang ihm schliesslich der Sprung nach Hollywood, wo er nicht nur – wie in «Mambo Kings»– als heterosexueller Latin Lover besetzt wurde. In Jonathan Demmes wegweisendem AIDS-Drama «Philadelphia» spielte er beispielsweise den Lebensgefährten von Tom Hanks, der für seine Rolle mit dem Oscar ausgezeichnet wurde.
#Interview mit einem Vampir Dass die erste Verfilmung von Anne Rices Roman «Gespräch mit einem Vampir» – anders als die Jahrzehnte später folgende Serien-Adaption – 1994 einen grossen Bogen um offensichtliche Queerness machte, gehörte damals zu ihren grossen Schwächen. An Camp und unterschwelliger Homoerotik mangelte es dem Film mit Tom Cruise und Brad Pitt in den Hauptrollen allerdings nicht. Und dazu trug auch Banderas in der Rolle des mächtigen, uralten Vampirs Armand bei, der in der Serie «Interview with the Vampire» später von Assad Zaman verkörpert und als dezidiert schwul gezeichnet wurde.
#Der gestiefelte Kater Queerness in grossen amerikanischen Animationsfilmen? Muss man bis heute mit der Lupe suchen. Beziehungsweise ist es schon lange den Fans überlassen, diese Geschichten selbst zu interpretieren und die Geschichten und Figuren auf mögliche Hinweise und LGBTIQ-Anspielungen abzuklopfen. Fan-Theorien dazu, dass der von Banderas gesprochene gestiefelte Kater alias «Puss in Boots», der erstmals in den «Shrek»-Filmen auftauchte und schliesslich 2011 seinen eigenen, erfolgreichen Kinofilm bekam (inklusive Fortsetzung elf Jahre später), nicht ungemein stylish und frech, sondern auch bisexuell ist, lassen sich online entsprechend viele finden.
#In Bed With Madonna An ihr ist es nicht gescheitert: zu den bekennenden frühen Banderas-Fans, die für den Spanier nicht nur als Schauspieler schwärmten, gehörte in den frühen Neunzigerjahren auch Madonna. In ihrem legendären Dokumentarfilm «In Bed With Madonna» alias «Truth Or Dare» macht sie jedenfalls keinen Hehl daraus, wie gerne sie dafür sorgen würde, dass Banderas sich in sie verliebt, wovon er allerdings bei einem kurzen Treffen auf einer Party in Madrid (nach eigenem, späterem Bekenntnis) nicht die geringste Ahnung hatte. Einige Jahre später standen die beiden dann gemeinsam für die Musical-Verfilmung «Evita» vor der Kamera.
#Gerettet von einer Dragqueen Noch nicht volljährig hatte Banderas in den Siebzigerjahren in Spanien einen schweren Motorradunfall, bei dem er eine heftige Kopfverletzung erlitt. Dass er damals vergleichsweise glimpflich davonkam, verdankte er – so berichtete er viele Jahrzehnte später in Interviews, einer mutmasslichen Dragqueen, die plötzlich aus dem Nichts auftauchte und ein vorbeifahrendes Auto anhielt, dass ihn in ein Krankenhaus brachte. Die fremde männlich gelesene Person in Kleid und Perücke, so sagt er heute, habe damals das Schlimmste verhindert und ihm das Leben gerettet.
#Leid und Herrlichkeit Seine bislang letzte grosse schwule Rolle spielte Banderas 2019 in Almodóvars «Leid und Herrlichkeit», wo er einen älter werdenden Regisseur verkörperte, der seine eigene Lebensgeschichte inklusive der Beziehung zu seiner Mutter und vergangener Liebesbeziehungen reflektiert. Dass die Figur letztlich ein eindeutiges Alter Ego Almodóvars ist, stand weder für den Schauspieler noch das Publikum in dieser autobiografisch inspirierten Geschichte in Zweifel (MANNSCHAFT berichtete).
#GLAAD Award Cher, Elizabeth Taylor oder «Will & Grace»-Star Eric McCormack, später auch Janet Jackson, Liza Minnelli oder Beyoncé – in diese illustre Reihe wurde bereits 2004 auch Antonio Banderas aufgenommen. Damals wurde er von grössten US-amerikanischen LGBTIQ-Organisation GLAAD mit deren Vanguard Award ausgezeichnet, der jährlich an Menschen aus der Unterhaltungsbranche geht, die sich als Allys besonders um die Community verdient gemacht haben.
#Sein Theater in Malaga Seit 2019 betreibt Banderas in seiner Heimatstadt Malaga ein eigenes Theater, das Teatro del Soho CaixaBank. Dort auf der Bühne steht er vergleichsweise selten. Doch das Programm ist so oder so immer wieder ausgesprochen queer-freundlich. Regelmässig stehen Musicals wie «Gypsy», «Grease» oder «Godspell» auf dem Spielplan. Aber auch die lesbische Flamenco- und Bolero-Sängerin Mayte Martín steht dort immer wieder auf der Bühne.
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