«Servus Söder*in!» – Widerstand gegen Bayerns Genderverbot
Nicht nur in Coburg
In Bayern gibt es von mehreren Seiten Widerstand gegen das kürzlich beschlossene Genderverbot, etwa an der Hochschule Coburg.
Wie die Neue Presse Coburg berichtet, umgeht die Hochschule Coburg im bayerischen Regierungsbezirk Oberfranken das kürzlich durch die CSU-geführte bayerische Staatsregierung erlassene Genderverbot für öffentliche Verwaltungen, Hochschulen und Schulen (MANNSCHAFT berichtete).
Da das Genderverbot offensichtlich nur für offiziellen Schriftverkehr gelte, wolle die Hochschule Coburg internen Schriftverkehr nicht als offiziell werten, sondern als wissenschaftlich-pädagogisch. So werde das Genderverbot umgangen. Nach eigener Aussage sieht es die Hochschule Coburg als wichtig an, gendersensible Sprache zu fördern.
Sebastian Kropp, Vorsitzender der SPDqueer Oberfranken, begrüsst das geplante Vorgehen in Coburg und nennt es «vorbildlich» für alle anderen bayerischen Hochschulen. «Wir als SPDqueer Oberfranken unterstützen die Hochschule Coburg hierin vollumfänglich. Gendersensible Sprache muss unbedingt an bayerischen Hochschulen gefördert werden, denn Gleichberechtigung beginnt mit der Sprache. Formen wie das generische Maskulinum gehören der Vergangenheit an. Das muss endlich auch die bayerische Staatregierung verstehen. Deswegen schliessen wir als SPDqueer Oberfranken uns der Forderung der SPDqueer in der BayernSPD an, die Landtagsfraktion der SPD dazu anzuhalten, gegen das Genderverbot zu klagen.»
Alessia Keller, stellvertretende Vorsitzende der SPDqueer Oberfranken, ergänzt: «Wir beschäftigen uns schon lang damit, wie bayerische Lehrpläne queerer gestaltet werden können. Dass das Gendern von der Staatsregierung bekämpft wird, stellt hierbei einen Rückschritt dar. Es freut mich daher, zu sehen, dass die Hochschule Coburg dennoch das Fördern gendersensibler Sprache als genauso wichtig erachtet wie wir und diese in ihrem internen Schriftverkehr weiter fortführen wird.»
Marcel Schäftlein, stellvertretender Vorsitzender der SPDqueer Oberfranken, schliesst sich dem an: «Die Hochschule Coburg beweist Mut. Gut so! Denn leider ist vonseiten konservativer bis rechtsradikaler Kräfte das Thema Gendern derart politisch aufgeladen, dass Konservative hierin polarisieren und unnötiger Weise verbieten wollen.» Das führe nicht dazu, dass das Thema ein für alle Mal erledigt sei, sondern aufgewertet werde.
Auch die IG Metall Bezirk Bayern formulierte die Kampfansage Wir gendern weiterhin» und verbreitet in den Sozialen Medien diese Grafik:
Zusätzlich fordern Lehrkräfte mit einer Petition «die sofortige Rücknahme des Verbots gendergerechter Sprache an Schulen, Hochschulen und Behörden in Bayern.» Mit dem Verbot greife die CSU populistisches Gedankengut der AfD auf und «übersieht eine bunte und offene Gesellschaft, die ihre Pluralität und Diversität auch in einer geschlechtergerechten Sprache gespiegelt haben möchte.» Sprache schaffe Realität, schreiben diverse Lehrkräfte in ihrem Petitionstext. Über 10’000 Unterschrifen kamen hier schon zusammen.
Mit diesem Verbot werde man gezwungen, «die Gleichbehandlung unserer Schüler*innen zu missachten und unseren Erziehungsauftrag zu ignorieren. Das ist nicht nur unfair – das ist im höchsten Masse fahrlässig und zwingt viele Lehrkräfte dazu, gegen ihr Menschenbild zu agieren».
Auch die Petition «Hey Markus Söder: Ich gender wie ich will» mit aktuell gut 1000 Unterschriften wendet sich gegen das Verbot. «Gendern die einfachste und schnellste Möglichkeit, um allen Menschen Sichtbarkeit zu verleihen und zu Gleichberechtigung beizutragen. Gendersensible Sprache führt zur Inkludierung von queeren Menschen, von FLINTA-Personen, -von allen Bürger*innen, die sich vom generischen Maskulinum nicht angesprochen fühlen“, heisst es im Text. «Die Verwendung von gendersensibler Sprache ist dabei Ausdruck eines achtsamen Umgangs miteinander.»
Die SP-Nationalrätin Céline Widmer mehr Mut zum Gendern. Ihr Ziel: eine trans-inklusive Sprache für die Schweiz (MANNSCHAFT berichtete).
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