Wegen homophober Texte: Kölner Festival soll Buju Banton ausladen
Summerjam ist eins der grössten Reggae-Festivals in Europa und findet jährlich Anfang Juli in Köln statt
Der Kölner Lesben- und Schwulentag (KLuST), der die Kölner Pride veranstaltet, fordert die Summerjam-Organisatoren via Facebook auf, den Jamaikaner Buju Banton wegen seiner homophoben Haltung auszuladen.
Summerjam ist eines der grössten Reggae-Festivals in Europa. Es findet seit 1986 jährlich am ersten bzw. zweiten Juli-Wochenende in Köln statt. Buju Banton tritt nicht zum ersten Mal dort auf. Auch den wegen homophober Texte umstrittenen Beenie Man hatte man dort schon auf der Bühne.
Nun hat der KLuSt einen offenen Brief an die Veranstalter des Summerjam Festivals geschrieben – es findet dieses Jahr parallel zur Kölner Pride statt. In dem Schreiben heisst es:
«Auf eurer Homepage steht, es wäre ein Fest mit ‚toleranten und friedliebenden Gleichgesinnten‘. Da passt Euer Headliner Buju Banton mit seinem Haterhymes von «Boom Bye Bye» gar nicht zu. Hier wird zu brutalem Mord an Schwulen aufgerufen. Die Gewaltrate an Homosexuellen und trans Menschen ist in seinem Land extrem hoch, daran sind solche Künstler wie er mitverantwortlich. Er spielt diesen Hass Song nach wie vor überall auf der Welt, hat sich davon in keinster Weise distanziert und sorgt gerade bei jungen Menschen dafür, dass sich Homo-, Trans,- und Biphobie noch mehr ausbreitet. Hier sollte eine Erklärung von Eurer Seite erfolgen und auch das Ausladen des sogenannten Künstlers.»
Er wird verbrannt wie ein alter Autoreifen
«Boom Bye Bye» wurde vor 27 Jahren veröffentlicht. In dem Song empfiehlt Buju Banton allen «Schwuchteln» («Faggots»), sich vor ihm in Acht zu nehmen. «Wenn mir einer zu nahe kommt, wird ihm seine Haut abgezogen. Er wird verbrannt wie ein alter Autoreifen.»
Die Erklärung, die die Summerjam-Macher vorher gegenüber queer.de geäussert haben, sei ein «Offenbarungseid und peinlich hoch 10». Die Rede war von einer vertraglichen Absicherung, dass Buju Banton ja nichts Homophobes in Köln singen werde.
Kollegah bereut Auschwitz-Zeilen – seine homophoben Texte offenbar nicht
Weiter heisst es in dem KLuSt-Brief: «Viele Aktivisten und Organisationen in den Ländern, wo der Sänger besonders populär ist und die Gewaltverbrechen nach wie vor anhalten, kritisieren diese Hasssänger und ihr entblödet euch nicht, als Begründung irgendeine Organisation zu benutzen, die Kritik an Mord als etwas westliches und rassistisches diskreditiert.»
Das Festival hatte in seiner Antwort auf eine queer.de-Anfrage auf eine LGBTIQ-Organisation in Barbados verwiesen, die Kritik an den Mordaufrufen ein «westliches Narrativ» nannte.
Der KLuST fordert von den Veranstaltern*innen des Summerjam, dass der Künstler ausgeladen wird. Auch der Grünen-Politiker Sven Lehmann wandte sich bei Twitter gegen den Auftritt: «Homofeindliche Hasssänger sind in Köln nicht willkommen! Und zwar nicht nur am CSD-Wochenende nicht. Sondern gar nicht.»
Im vergangenen Frühjahr wurde nach Protesten gegen Bounty Killer ein Konzert in Berlin abgesagt.
Konzert des homophoben Musikers Bounty Killer abgesagt
Schwulsein in Jamaika – das kann tatsächlich lebensgefährlich sein. Das schreibt das Auswärtige Amt in Berlin auf seiner Homepage: «Ein grosser Teil der Bevölkerung ist Homosexuellen gegenüber feindlich eingestellt. Es ist eine steigende Zahl gewalttätiger Übergriffe gegen Homosexuelle und Transsexuelle zu verzeichnen.»
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