Wegen einer Stimme keine gleichwertige Ehe für alle
Die Rechtskommission spricht sich für die Ehe für alle, jedoch gegen den Zugang zur Samenspende aus
Gestern Freitag stimmte die Rechtskommission des Nationalrats für die Ehe für alle, jedoch gegen den Zugang zur Fortpflanzungsmedizin für Frauenpaare. Schweizer LGBTIQ-Organisationen zeigen sich enttäuscht, jedoch hoffnungsvoll.
Die Ehe für alle ist einen Schritt weiter. Gestern Freitag sprach sich die Rechtskommission des Nationalrats mit 17 zu 7 Stimmen deutlich für die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare aus. Jetzt kommt die Vorlage in den Nationalrat.
Für eine totale Gleichstellung scheitert es jedoch an einer Stimme. Mit 13 zu 12 Stimmen entschied sich die Rechtskommission des Nationalrats gegen die Inklusion des Zugangs zur Samenspende für Frauenpaare.
«Ich bin verärgert, dass es so knapp nicht gereicht hat!», sagt Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross. Er zeigt sich insofern hoffnungsvoll, als noch die Möglichkeit besteht, den Zugang zur Fortpflanzungsmedizin noch mit dem Weg über den Nationalrat zu inkludieren. Die nationalen Wahlen im Oktober seien der Wegbereiter dafür. «Das geht aber nur, wenn wir die Mehrheitsverhältnisse im Parlament ändern. Und dafür müssen wir alle an die Urne!»
Schweizer Parlamentswahlen «sehr entscheidend» für LGBTIQ
Wie die Schweizer LGBTIQ-Organisationen in einer Mitteilung schreiben, hätten sich im Gegensatz zu den Parteien CVP, SVP und BDP viele zivilgesellschaftliche Organisationen «sehr positiv» zum Zugang zur Samenspende für Frauenpaare geäussert.
«Gerade die Reaktionen des schweizerischen katholischen Frauenbunds oder von Pro Familia haben uns besonders gefreut. Sie zeigen, dass ein grosser Teil der Gesellschaft nun die tatsächliche Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren will», sagt Maja Ulli von Wybernet, dem schweizerischen Netzwerk lesbischer Fachfrauen. Bei der vollständigen Ehe für alle und damit auch dem Zugang zur Samenspende für Frauenpaare gehe es nicht nur um Gleichberechtigung, sondern vor allem um den Schutz der Kinder.
Als nächstes wird der Nationalrat über die Ehe für alle befinden. «Wir werden alles daran setzen, dass wir im Nationalrat eine Mehrheit für die umfassende Ehe für alle erreichen. Nicht zuletzt hoffen wir, dass die fortschrittlichen Wähler*innen im Oktober an die Urne gehen und Politiker*innen wählen, die sich für unsere Interessen einsetzen», sagt Heggli.
Zur gestrigen Sitzung der Rechtskommission hatten die Lesbenorganisation LOS und der Dachverband Regenbogenfamilien ein letztes Zeichen für eine totale Ehe für alle gesetzt. Mit Parolen wie «Wir wollen Samen! Amen!» oder «Lesben-Ehe statt Lesben-Pornos!» forderten die Aktivist*innen das Recht auf Samenspende. Die Organisationen versammelten sich bereits um 7:45 Uhr vor dem Bundeshaus in Bern, um eintreffende Parlamentarier*innen auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen.
Heute steht die volle Ehe für alle auf dem Spiel
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