«Warum sollte ein schwuler Landwirt da nicht mitmachen?»
Johannes sucht bei «Bauer sucht Frau International» einen Mann
Johannes Höfinger (27) aus Niederösterreich sucht bei «Bauer sucht Frau International» einen Mann. Im MANNSCHAFT-Interview erklärt er, warum er in der Show mit dem Hetero-Titel mitmacht und wie er mit seiner Bekanntheit umgeht.
Johannes, die Staffel ist schon abgedreht und wird ab Ersten Mai bei RTL gesendet. Bist du schon aufgeregt, wenn du dich dann selber im TV sehen wirst?
Ich sitze dann auch vor dem Fernseher und bin natürlich gespannt, wie ich auf die Menschen wirke, ob ich authentisch wirke und wie der Hof rüberkommt. Ich bin auch schon sehr gespannt, ob ich gleich in der ersten Folge dabei bin, oder erst später.
Wie bist du darauf gekommen, mal an so einer Sendung teilzunehmen? Ich habe in Österreich schon bei einer mitgemacht. Das war bei «Bauer sucht Frau» auf ATV. Da habe ich keine schlechten Erfahrungen gemacht. Nach der Ausstrahlung in Österreich habe ich dann auch einige Dates gehabt. Aber dabei war es leider so, dass viele dieser Menschen nicht mich kennenlernen wollten. Sie wollten meine öffentliche Person kennenlernen, und sie wollten meine Kontakte nutzen. Für die Sendung bei RTL dachte ich mir: In Deutschland kennt mich noch keiner, und dann mache ich da mal mit, um den Richtigen zu finden.
Aber du suchst ja gar keine Frau, wie ist das denn dann für dich als schwuler Mann, daran teilzunehmen? Der Titel klingt eher etwas konservativ, aber ich dachte mir: warum sollte ein Landwirt, der schwul ist, da nicht mitmachen? «Bauer sucht Frau» hat ja einen Hetero-Titel, ich hätte auch nichts dagegen, wenn es «Bauer sucht Mann» heissen würde. Es gibt ja viele schwule Bauern und auf dem Land generell gibt es viele queere Menschen. Es können ja nicht alle in der Stadt leben. Ich hoffe, dass ich mit meiner Teilnahme auch einiges bewegen kann.
Hast du denn schon davon gehört, dass dein Auftritt etwas für queere Menschen erreichen konnte? Ja, auf meinen Social-Media-Kanälen habe ich das schon zu spüren bekommen. Nach der Ausstrahlung des österreichischen Formats habe ich gemerkt, dass ich dort Menschen habe öffnen können. Von denen sassen manche am Tisch mit den Eltern und haben gesagt: sie finden den schwulen Bauern so cool und haben sich dadurch dann geoutet. Das ist natürlich immer wieder schön, solche Sachen zu hören.
Wie war es für dich, das erste Mal vor der Kamera zu stehen? Ich war mega nervös. Ich habe ich gefragt, wie wirke ich auf andere Menschen? Akzeptieren die mich so, wie ich bin, oder kriege ich von denen Hate zu spüren? Das war sehr aufregend. Aber man gewöhnt sich an alles. Ich bin sehr gut angenommen worden von den Menschen da draussen und das macht dann Freude. Das österreichische und das internationale Format von RTL unterscheiden sich vom Aufbau nicht so stark. Ausser, dass man bei RTL viel mehr Zeit hatte. Zeit zu haben, ist natürlich gut, wenn man sich kennenlernen will.
Wie erlebst du selbst oder von anderen die Situation queerer Menschen, die landwirtschaftlich tätig sind im ländlichen Raum in Österreich? Es ist schwerer, würde ich sagen, als in den Städten. Man muss sich aber immer selbst treu bleiben und das, was man ausstrahlt, auch leben.Dann nehmen einen die Menschen an. Ich hatte da sehr wenig Probleme und ich kann mich ausleben, wie ich bin. Es ist ein schönes Gefühl, zu Hause zu sein, und akzeptiert zu werden.
Siehst du dich mit deiner Teilnahme als eine Art Vorbild? Ja, durch die vielen Nachrichten und Kommentare auf Social-Media, habe ich das Gefühl, so ein bisschen etwas verändern zu können.
Für manche wirkt so eine Dating-Show ähnlich ist wie eine Dating-App. Man präsentiert sich und wirbt für sich. Nur halt vor Millionen von Menschen. Wie siehst du das? Das sehe ich eigentlich gar nicht so. Bei Grindr kennt das jeder von uns: man schreibt mit vielen, aber trifft sich vielleicht mal mit einem Prozent der Leute. Für so ein Show-Format allerdings muss sich jemand bewerben, ein Video hinschicken, sich Zeit nehmen. Dann muss er zu mir auf den Hof kommen. Da steckt sehr viel mehr dahinter, als einfach nur in einer Dating-App herumzuschreiben. Ich finde, bei so einer Show riskieren die Bewerber viel mehr.
Kriegt man eigentlich viel Fanpost, wenn man so bekannt? Ja, auf jeden Fall. Aber auch nicht nur Fanpost. Es waren auch schon Menschen vor meiner Haustür. Das war schon teilweise recht strange. Es war einerseits schön, weil man so positiv angenommen wird und Rückmeldungen kriegt. Man weiss, man macht nicht alles falsch und ich wirke nicht ganz unsympathisch. Es ist ein schönes Gefühl. Aber manchmal kann es vorkommen, dass es doch etwas viel wird.
Wie hat sich denn dein Leben nach der Ausstrahlung der österreichischen Sendung verändert? Ich musste lernen, Interviews zu geben und mit der Presse umzugehen. Ich habe aber auch viele öffentliche Persönlichkeiten kennenlernen dürfen. Ich war am Wiener Opernball eingeladen und ich habe Richard Lugner kennenlernen dürfen. Herr Lugner war sogar bei mir Zuhause. Dann durfte ich beim Jungbauernkalender mitmachen und war bei «Mr. Austria» am Ende auf Platz vier. Da sind immer coole Netzwerke und viele Freundschaften entstanden. Das ist auch etwas, womit ich nie gerechnet habe: dass man so eine Reichweite bekommen kann. Ich würde mich auch freuen, wenn ich dadurch auch noch mehr queere Menschen unterstützen kann.
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