Italienischer Populist und Ex-Minister outet sich als schwul
Bis Februar war er für Jugend und Sport zuständig
Vincenzo Spadafora hat sich im Fernsehen zur besten Sendezeit als schwul geoutet. Der prominente italienische Politiker war vor ein paar Monaten noch Minister.
Vincenzo Spadafora erklärte, als sichtbare Persönlichkeit des öffentlichen Lebens habe er eine Verantwortung. Der 47-Jährige ist eins der einflussreichsten Mitglieder der populistischen, EU-skeptischen Anti-Establishment-Partei Movimento 5 Stelle (MS5) und ehemaliger Minister für Jugend und Sport in Italien.
Am vergangenen Sonntag trat er in einer Late-Night-Talkshow des öffentlich-rechtlichen Senders Rai 3 auf. «Ich denke, dass das Privatleben der Menschen privat bleiben sollte, aber ich denke auch, dass diejenigen mit einer öffentlichen Rolle, einer politischen Rolle wie meiner, etwas mehr Verantwortung tragen», sagte er gegenüber dem Moderator Fabio Fazio. «Und ich habe es auch für mich getan, weil ich vielleicht zu spät gelernt habe, dass es wichtig ist, einander zu lieben und zu respektieren.»
Spadafora war zu Gast, um für sein neues Buch «Unreserved, Vincenzo Spadafora» zu werben, das verspricht, seine Geschichte «ohne Vorbehalte in der Politik und im Leben» zu erzählen.
In der alten Mitte-Links-Koalition, die im Februar gekippt wurde, war Vincenzo Spadafora Jugend- und Sportminister. Ministerpräsident Draghi hat in seiner Regierung kein Sportministerium und war dafür kritisiert worden.
Rechte Oppositionspolitiker wiesen darauf hin, dass Italien die Ausrichtung grosser Ereignisse plane wie der Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo. Dafür wäre ein Sport-Verantwortlicher in Ministerrang wichtig, hiess es. Ansa befragte dazu auch den Zeitungshändler Matteo Stoico in Citta della Pieve, wo Draghi einen Landsitz hat. Dieser erzählte, der Premier interessiere sich für Sport. Die zwei sprächen über Fussball und den AS Rom, wenn Draghi Zeitungen kaufe.
Das Gesetz zum Schutz von LGBTIQ war im Oktober im Parlament gescheitert. Vor allem die rechten Parteien waren dagegen (MANNSCHAFT berichtete). Gewalt und Diskriminierung von LGBTIQ sind in Italien alltäglich. Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern gibt es aber keinen rechtlichen Schutz vor Hassverbrechen. Untersuchungen der EU-Grundrechteagentur FRA (MANNSCHAFT berichtete) zeigten, dass es zwei von drei italienischen LGBTIQ vermeiden, mit Partner*in in der Öffentlichkeit Händchen zu halten.
Das könnte dich auch interessieren
Österreich
Was die Stadt Wien für Queers tun will
Die Stadt Wien sieht sich als queeres Gegenmodell zum weltweiten Backlash. Daher haben die Wiener SPÖ und die Neos im neuen Regierungsprogramm wichtige Massnahmen für LGBTIQ-Personen beschlossen.
Von Christian Höller
News
TIN
Europa
Wie queere Paare in Ungarn mehr Rechte bekommen könnten
Im rechtspopulistisch regierten Ungarn sind Ehen zwischen queeren Partner*innen verboten. Nun macht die Justiz Druck auf das Parlament. Um welche Erleichterungen geht es?
Von Newsdesk/©DPA
Queerfeindlichkeit
News
Justiz
Justiz
In Ungarn in Haft: Maja T. kündigt Hungerstreik an
Maja T. aus der linken Szene steht seit Monaten in Budapest vor Gericht. Aus Protest will die Person in den Hungerstreik treten – Unterstützer*innen hoffen auf ein Verfahren in Deutschland.
Von Newsdesk/©DPA
Deutschland
News
TIN
USA
Harvey Milk: US-Marine will Namen des schwulen Helden tilgen
Unter US-Präsident Donald Trump ist Diversität im Militär nicht gewünscht. Das soll laut Medienberichten auch bei den Namen der Schiffe der US-Marine zum Ausdruck kommen. Es trifft Harvey Milk.
Von Newsdesk Staff
News
Aktivismus
International