Viktor Orbáns homophobe Fidesz-Partei verlässt EVP-Fraktion
Wie es mit den Fidesz-Abgeordneten in Brüssel weitergeht, ist noch unklar. Am Ende dürfte Europas Rechte gestärkt werden
Jahrelang zoffte sich Ungarns starker Mann mit der christdemokratischen Parteienfamilie. Nun änderte die EVP-Fraktion ihre Geschäftsordnung, um eine Suspendierung der Ungarn einzuleiten. Viktor Orbán liess mit dem Gegenzug nicht lange auf sich warten.
Die zwölf Abgeordneten der ungarischen Fidesz-Partei verlassen die Fraktion der christdemokratischen Europäischen Volkspartei (EVP) im Europaparlament. József Szájer gehört schon länger nicht mehr dazu: Er wurde im Dezember bei einer Schwulen-Orgie in Brüssel erwischt und auf sein Mandat verzichtet (MANNSCHAFT berichtete).
«Ich informiere Sie hiermit, dass die Fidesz-Europaabgeordneten ihre Mitgliedschaft in der EVP-Fraktion beenden», teilte der ungarische Ministerpräsident und Fidesz-Vorsitzende Viktor Orbán am Mittwoch in einem Schreiben an EVP-Fraktionschef Manfred Weber (CSU) mit. Den Brief veröffentlichte die Fidesz-Vizevorsitzende Katalin Novak auf ihrem Twitter-Account.
Unmittelbar davor hatte die EVP-Fraktion in einer Online-Sitzung mit der nötigen Mehrheit für eine Änderung der Geschäftsordnung gestimmt, die eine generelle Suspendierung der Mitgliedschaft der Fidesz-Gruppe in der Fraktion ermöglicht hätte.
++ Lesbe aus Uganda darf bleiben ++ Mehr Support für LGBTIQ in der Aussenpolitik ++
Orban hatte bereits am letzten Sonntag in einem Brief an Weber damit gedroht, die Fidesz-Abgeordneten aus der Fraktion zurückzuziehen, falls die Fraktion die Änderung der Geschäftsordnung billigen sollte. Mit dem Austritt der Fidesz-Abgeordneten kam Orban einer Abstimmung über die Suspendierung der Fidesz-Gruppe zuvor, die wohl bald auf die Tagesordnung gesetzt worden wäre.
Die Beendigung der Fidesz-Mitgliedschaft in der EVP-Fraktion setzt einen Schlusspunkt unter den jahrelangen Streit, den der rechtsnationale Orban mit den europäischen Christdemokraten ausfocht, denen auch CDU und CSU angehören. Auf Parteiebene ist die Mitgliedschaft des Fidesz in der EVP bereits seit 2019 suspendiert, unter anderem wegen mutmasslicher Verstösse gegen EU-Grundwerte sowie wegen Verbalattacken gegen den damaligen EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker.
Zur Fraktion gehörten die Fidesz-Abgeordneten bis zu ihrem Austritt am Mittwoch weiter. Der nun vollzogene Bruch bedeutet auch eine Zäsur für EVP-Fraktionschef Weber, der lange zu vermitteln versuchte, zuletzt aber in scharfen Konflikt mit Orban geriet. Denkbar wäre in weiterer Folge ein Wechsel der Fidesz-Abgeordneten zur rechtsnationalen EKR oder zur noch weiter rechts stehenden Gruppe ID im Parlament. Beides würde die Rechte stärken. Die EVP bliebe aber stärkste Fraktion.
Ende 2020 hatte Ungarn LGBTIQ Menschenrechte weiter eingeschränkt. Der Rechtsstaat wird in dem EU-Mitgliedsland zunehmend ausgehöhlt (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Frankreich
War es das? Le Pen wegen Veruntreuung von EU-Geld schuldig gesprochen
Der Schuldspruch gegen Marine Le Pen wegen Veruntreuung trifft Frankreichs Rechtsnationale hart. U.a. aus Ungarn kommt eine Solidaritätsbekundung.
Von Newsdesk/©DPA
News
Politik
Deutschland
++ Homophober Übergriff in Berlin ++ Sachsen-Anhalt vor Pride-Saison ++
Kurz, knapp, queer – die LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland.
Von Newsdesk Staff
News
Deutschland
Auf dem Weg zur Koalition: Wie wär's mal mit Queerpolitik?
Schaffen Union und SPD bald eine Einigung bei den Koalitionsverhandlungen? Die Spitzenrunde kommt am Montag wieder zusammen. Was ist eigentlich mit queeren Themen?
Von Newsdesk Staff
News
TIN
Hollywood
US-Schauspieler Richard Chamberlain ist tot
Der schwule Schauspieler, der vor allem mit dem TV-Vierteiler «Die Dornenvögel» weltweit Erfolge feierte, ist im Alter von 90 Jahren auf Hawaii gestorben, berichteten US-Medien übereinstimmend unter Berufung auf seinen Sprecher und seinen langjährigen Partner.
Von Newsdesk Staff
Schwul
News
Serie
People