«Verbotene Liebe» – Auf den Spuren queerer Überlebender der NS-Diktatur
Jannik Schümann ist auch in der 3. Folge wieder im Einsatz
Queere Menschen bewiesen in Nazi-Deutschland Entschlossenheit und grossen Mut. Jannik Schümann sucht in «Verbotene Liebe – Queere Überlebende der NS-Diktatur» wieder nach ihren Spuren.
Kurt Brüssow etwa: Er wurde als schwuler Mann denunziert und in der NS-Zeit verfolgt, zu Gefängnis und mehrjähriger Zuchthausstrafe verurteilt. Vor fünf Jahren wurde seiner mit der Verlegung eines Stolpersteins gedacht (MANNSCHAFT berichtete).
Brüssow überlebte die Moorlager im Emsland und die deutschen Konzentrationslager Auschwitz und Flossenbürg. Er zahlte für dieses Überleben aber lebenslang einen sehr hohen Preis: Denn nur eine gegen seinen erklärten Willen zwangsweise im KZ Auschwitz vorgenommene Kastration ermöglichte die Entlassung aus Auschwitz und damit das Überleben.
Die Kastration mit Entfernung der Hoden ist ein sehr schwerwiegender Eingriff in die körperliche und seelische Unversehrtheit – auch August Kaiser wurde derart verstümmelt, der Ende 2019 in Krefeld mit einem Stolperstein geehrt wurde (MANNSCHAFT berichtete).
Sein Biograph Jürgen Wenke hat den Schauspieler und Auschwitz-Überlebenden Kurt Brüssow (1910-1988) in seiner Publikation «Was bleibt, wenn der Vorhang fällt» gewürdigt. Darin heisst es: «Ein Mensch mit vielen, sehr vielen Facetten: Kreativität, Veränderungswillen und Veränderungsfähigkeit, politische Haltung und politisches Handeln, hohe Kommunikationsfähigkeit und ansteckende Überzeugungskraft, Widerstandsfähigkeit gegen Willkür bis zur fast tödlichen Konsequenz, gleichzeitig Zugewandtheit und starke familiäre Bindung und Verantwortungsübernahme: trotz oder gerade wegen (?) der jahrelangen Torturen, Quälereien und Folterungen und der Kastration in Auschwitz.»
Im Dezember 2020 wurde in Greifswald ein Stolperstein verlegt. Nun wird Brüssow auch in einem Fernsehbeitrag gewürdigt. Im Rahmen der Serie «Verbotene Liebe» wird am Auschwitz-Gedenktag, dem 27. Januar 2026 die dritte Folge («Queere Überlebende der NS-Diktatur») gezeigt. Darin wird Wenke zusammen mit dem schwulen Schauspieler Jannik Schümann die Persönlichkeit und einige Stationen des Lebensweges von Kurt Brüssow vorstellen.
Kerstin Thost erforscht für «Verbotene Liebe – Queere Überlebende der NS-Diktatur» im Würzburger Staatsarchiv die Gestapo-Akten von Ilse Totzke. Die Musikerin trug gerne Anzug und Krawatte, verweigerte den Hitlergruss und hielt die Nürnberger Rassengesetze für Unrecht. Trotz Verfolgung durch die Gestapo hielt sie an ihren jüdischen Freundinnen fest – und half ihnen bei der Flucht in die Schweiz. Nach einem missglückten Fluchtversuch wurde sie 1943 ins KZ Ravensbrück deportiert. Nur mit knapper Not überlebte sie. 1995 ehrte die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem sie als «Gerechte unter den Völkern».
Julia Monro erkundet in der Folge das Gründerzeitmuseum in Berlin-Mahlsdorf – und taucht ein in das Leben von Charlotte von Mahlsdorf. Ihre Identität lebte sie mit Beharrlichkeit. Als Jugendliche erschlug sie ihren gewalttätigen Nazi-Vater, der die Familie mit der Waffe bedrohte. Nach 1945 wurde sie zur Berliner Ikone: Ihr Gründerzeitmuseum bot queeren Menschen in der DDR einen Schutzraum. Durch ihre Autobiografie «Ich bin meine eigene Frau», verfilmt von Regisseur Rosa von Praunheim, wurde sie deutschlandweit bekannt.
3sat zeigt die neue Folge «Verbotene Liebe – Queere Überlebende der NS-Diktatur» am 27. Januar 2026 um 20.15 Uhr, dem Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust.
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