Dystopische Zu­stände: Bücher­verbote in den USA

Wegen einer neuen Regelung werden 13 Buchtitel verbannt, u.a. «The Handmaid’s Tale»

Protestaktion in den USA mit «The Handmaid’s Tale» -Kostümen (Foto: TitiNicola / CC BY-SA 4.0)
Protestaktion in den USA mit «The Handmaid’s Tale» -Kostümen (Foto: TitiNicola / CC BY-SA 4.0)

Utah ist der erste US-Bundestaat, der ein ganzes Spektrum von Büchern aus allen Schulen verbannt.

Wie das LGBTIQ-Nachrichtenportal PinkNews berichtet, habe das Board of Education Anfang August eine Liste mit 13 Buchtiteln veröffentlicht, die «unmittelbar aus allen Regalen von Schulen entfernt werden müssen». Damit wird eine neue Regelung umgesetzt, die besagt: Wenn ein bestimmts Buch aus drei Schulbezirken entfernt wurde oder aus zwei Schulbezirken plus fünf Schulen in freier Trägerschaft (sogenannte Charter Schools), müssen sie im gesamten Staatsgebiet entfernt werden.

Zu den Büchern, um die es geht, gehört – fast ironischerweise, möchte man sagen – der berühmte Margaret-Atwood-Roman «The Handmaid’s Tale» (dt. «Der Report der Magd»), der genau solch eine Zukunft in den USA schildert und aktuell über eine Serien-Version neuerlich viel Aufmerksamkeit erregt hat.

«What Girls Are Made Of» Weitere Bücher sind fünf Titel der Fantasy-Autorin Sarah J Mass, aber auch New York Times-Bestseller von Ellen Hopkins aus dem Young-Adult-Bereich. Ausserdem: «What Girls Are Made Of» von Elana K Arnold, «Milk and Honey» von Rupi Kaur, «Forever» von Judy Blume, «Oryx and Crake», ebenfalls von Margaret Atwood, und «Blankets» Craig Thompson.

«What Girls Are Made Of» von Elana K Arnold (Foto: ‎ Holiday House)
«What Girls Are Made Of» von Elana K Arnold (Foto: ‎ Holiday House)

Kasey Meehan vom PEN-Programm Freedom to Read sagt, das sei ein «dunkler Tag» für alle Organisationen, die sich für freie Meinungsäusserung einsetzen und ein Bewusstsein für Menschenrechte u.a. über Literatur stärken wollen (MANNSCHAFT berichtete).

«Das ist Amerika» Dass eine Handvoll Schulen die neue Regelung in Kraft setzen kann, beschreibt Meehan als «dystopisches Zensurregime, das alle öffentlichen Schulen trifft». Das sei anti-demokratisch, so Meehan.

Auch wenn nicht zu einer Bücherverbrennung aufgerufen werde, sei der Effekt der gleiche: «Es wird ein Signal gesendet, dass bestimmte Bücher zu gefährlich sind und der Staat die Autorität hat, sie zu verbieten.»

Verschiedene Organisationen in Utah haben eine Petition gestartet, um die neue gesetzliche Regelung zu stoppen.

Mädchen dürfen inzwischen nicht mehr in der Schule über Menstruation sprechen

«Das ist Amerika», sagt Meehan, «es ist schlimmer als es in den 1980er Jahren war, als die Verbannung von Büchern schon einmal einen Höhepunkt erreicht hatte». Meehan verweist auf den Bundesstaat Florida, wo Mädchen inzwischen nicht mehr in der Schule über Menstruation sprechen dürfen – nicht einmal in privatem Rahmen ausserhalb des Unterrichts. Da ist man schon sehr nahe dran an dem, was Atwood warnend in «The Handmaid’s Tale» schildert.

Tom of Finland im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr? Die Ausstellung «Prinzip Held*» in Berlin überrascht mit queeren Schwerpunkten (MANNSCHAFT berichtete).

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