So feiert eine Mutter das Coming-out ihrer trans Tochter
Tolle Idee: eine Gender Reveal Party
Zoe Lynn zeigt auf Facebook ihr 6-jähriges trans Kind: Avery springt aus einer Kiste und hält pinke Ballons. Dazu beschreibt die Mutter den bemerkenswerten Weg des Coming-outs und der Akzeptanz.
«Als stolze Mutter eines sechs Jahre alten Mädchens möchte ich euch meine Tochter vorstellen», schrieb Lynn zu ihrem Post. Sie und ihr Mann gaben sich bei der Erziehung Mühe, Geschlechterrollen zu brechen und unterstützten Avery auch, als sie sich mit zwei Jahren ein Prinzessinnenkostüm wünschte. Avery wurde bei der Geburt das männlichen Geschlecht zugewiesen und auf den Namen Colton getauft.
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«Ich glaube nicht, dass Kleider, Farben oder Spielsachen einem Geschlecht zugeordnet werden können», schrieb sie. «Ich und mein Mann haben das immer klar gemacht und alle Möglichkeiten offen gelassen.» Lynn war geschockt, als sie einen Anruf ihres Mannes erhielt, kurz bevor sie ihr Kind vom Kindergarten abholen wollte.
Nie habe sie sich schlechter gefühlt. Wie kann ein 5-jähriges Kind, das so wenig vom Leben und vom Tod weiss, so etwas denken? Sie hakte bei Avery nach und erhielt nach kurzem Nachfragen die klare Antwort: «Ich hätte ein Mädchen sein sollen, aber ich bin ein Junge. Ich denke, ich sollte mir die Kehle durchschneiden.»
Obwohl Lynn mit Geschlechterrollen und Stereotypen bricht und sich selbst als emphatisch und in Sachen LGBTIQ auch als belesen bezeichnen würde , war sie darauf nicht vorbereitet, wie sie erzählt. Aber gleich darauf gingen sie gemeinsam Kleider shoppen. «Auf der Fahrt ins Shoppingcenter habe ich ihr erklärt, dass sie ein Mädchen sein kann. Dass es Leute gibt, die so fühlen wie sie.»
Dann fuhren sie zur Buchhandlung, um Bücher über trans Menschen zu kaufen. Gefunden haben sie nur drei, die sie aber alle sogleich zu lesen anfingen. «Und eine Woche später sass sie auf meinem Bett, liest sich eine der Geschichten selber vor und sagt: ‹Mom. Danke, dass du mir gelernt hast, was Transgender ist. Es gibt mir das Gefühl, nicht alleine zu sein.›»
Avery wird es schwieriger haben, als andere Kinder Verständlicherweise war es auch für Lynn zu Beginn nicht einfach zu akzeptieren, dass der kleine Junge, den sie vor fünf Jahren geboren hatte, eigentlich schon immer ein Mädchen war. «Ich habe deswegen geweint. Ich habe auch geweint, weil das Leben meines Kindes so viel schwieriger wird als das Leben anderer Kinder. Ich weinte, weil ich es zuvor nicht verstanden habe und es viele andere Leute geben wird, die es nicht verstehen und ihr Nichtwissen an meinem Kind auslassen.»
Erst kürzlich verabschiedete Ungarn den Artikel 33, nachdem man das bei der Geburt festgelegte Geschlecht nicht mehr ändern kann (MANNSCHAFT berichtete). Trans und inter Personen verlieren damit ihre rechtliche Anerkennung. Am internationalen «Transgender Day of Remembrance» trauerte die Welt zudem den über 300 aus transphoben Gründen ermordeten Personen (MANNSCHAFT berichtete).
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Weniger als ein Jahr nach dem trans Coming-out ihrer Tochter schmiss Lynn ihr eine Gender Reveal Party. Diese Partys wurden ein Trend, bei dem erwartende Paare mit viel Tamtam das Geschlecht ihres Kindes erfahren. Die Aktionen wurden mit der Zeit immer wie extremer und führten vom Kuchenscheiden bis hin zu Farbbomben.
Der Trend startete im Jahr 2008, als Jenna Karvunidis ihre Gender Reveal Party in ihrem Blog postete. Heute würde sie so eine Party aber nicht mehr machen, schrieb sie 2019 auf Facebook. «Ich machte es damals, weil ich nicht in 2019 lebte und nicht wusste, was wir heute wissen: Dass dieser Fokus auf das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht so viele Talente und Potenzial aussen vor lässt, die nichts mit dem zu tun haben, was zwischen den Beinen ist.» Ihre Tochter trägt heute am liebsten Anzüge, rockte auch schon den Kurzhaarschnitt.
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