Trans Frau in Bremer Strassenbahn schwer verletzt
Mittlerweile hat das Bundesinnenministerium zur Auftaktsitzung des Gremiums «Bekämpfung homophober und transfeindlicher Gewalt» eingeladen
Nach dem queerfeindlichen Angriff beim CSD in Münster gibt es einen neuen aufsehenerregenden Fall von Hasskriminalität – diesmal in einer Bremer Strassenbahn. Wieder ist eine trans Person das Opfer.
In Bremen wurde die 57-Jährige am Samstagabend gegen 19.35 Uhr in der Tram von einer Gruppe von 10 bis 15 Jugendlichen angegangen. Sie beleidigten die Frau und rissen ihr eine Perücke vom Kopf. Ein Täter, der von Zeug*innen auf 14 bis 16 Jahre geschätzt wurde, schlug der Frau mit beiden Fäusten ins Gesicht. Die Gruppe feuerte den Angreifer an, wie eine Polizeisprecherin sagte. Erst als andere Fahrgäste eingriffen, liess die Gruppe von der Frau ab, stieg aus und floh.
Das Opfer kam mit schweren Gesichtsverletzungen in ein Krankenhaus. Die Polizei wertet nun die Videos der Überwachungskamera in der Bahn aus. Der Staatsschutz ermittelt wegen Hasskriminalität und gefährlichlicher Körperverletzung.
Wir müssen Trans- und Queer-Feindlichkeit entschieden entgegentreten und müssen die Menschen besser vor Angriffen jeglicher Art schützen.
Bremens Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) zeigte sich erschüttert über den Überfall. «Es ist nicht hinnehmbar, dass Menschen wegen ihrer geschlechtlichen Identität um ihr Leben fürchten müssen», betonte sie. Auch die beiden Bremer Grünen-Chefs Alexandra Werwath und Florian Pfeffer verurteilten den Angriff scharf. Sie seien «fassungslos und zutiefst betroffen», teilten sie mit. «Wir müssen Trans- und Queer-Feindlichkeit entschieden entgegentreten und müssen die Menschen besser vor Angriffen jeglicher Art schützen. Das ist Aufgabe der Politik, aber auch der Gesellschaft», sagten sie. Dass Hass töte, habe die Attacke in Münster gezeigt.
In Münster war eine Woche zuvor ein 25-Jähriger geschlagen worden, als er einen 20 Jahre alten Mann beim Christopher Street Day bat, zwei Frauen nicht mehr queerfeindlich zu beschimpfen und zu bedrohen (MANNSCHAFT berichtete).
Der 20-Jährige soll den trans Mann namens Malte daraufhin mindestens einmal mit der Faust geschlagen haben, so dass er hinfiel. Fünf Tage Später starb Malte C. an seinen Verletzungen. Die Obduktion der Leiche hat ergeben, dass der Mann ein schweres Schädel-Hirn-Trauma am Hinterkopf erlitten hat. Dieses sei wohl durch den Aufprall des Kopfes auf den Asphalt entstanden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Montag. Ein 20-Jähriger soll ihn zuvor unvermittelt mit der Faust geschlagen haben. Ein Begleiter des Tatverdächtigen wurde am Montag vernommen – gegen ihn wird aber nicht ermittelt.
Der 20-Jährige Tatverdächtige sitzt wegen des Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge in Untersuchungshaft (MANNSCHAFT berichtete). Er war am Freitag festgenommen worden, nachdem er am Tattag mit einem anderen Mann geflohen war. Die Staatsanwaltschaft in Münster geht von einem queerfeindlichen Hintergrund aus.
Für den 20. September 2022 hat das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) nun zur Auftaktsitzung des Arbeitsgremiums «Bekämpfung homophober und transfeindlicher Gewalt» eingeladen. Damit richtet das BMI ein unabhängiges Expertengremium aus Wissenschaft, Praxis und LSBTI-Gemeinschaft ein. Dieses wird über konkrete Handlungsempfehlungen beraten. Insbesondere wird es darum gehen, wie das Hellfeld vergrössert werden kann, und welche Möglichkeiten bestehen, die Sensibilität und Prävention in Bezug auf homo- und transfeindliche Taten zu vergrössern.
Queerfeindliche Beweggründe sollen in der Gesetzgebung zu Hasskriminalität explizit aufgenommen werden. Das Bundesjustizministerium hat bereits einen entsprechenden Referentenentwurf vorgelegt. Im Bundesprogramm «Demokratie leben!» wird neben Einzelprojekten seit 2020 ein eigenes Kompetenznetzwerk im Themenfeld Homo- und Transfeindlichkeit gefördert. Dieses bündelt bundesweit Informationen, stellt fachliche Beratung bereit und soll einen Transfer von erfolgreichen Präventionsansätzen in Bundes-, Landes- und kommunale Strukturen gewährleisten.
Die Prävention und Bekämpfung von Hasskriminalität wird auch ein Thema in dem im Koalitionsvertrag vereinbarten ressortübergreifenden Aktionsplan der Bundesregierung für Akzeptanz und Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt sein. Die Erstellung und Umsetzung des Aktionsplans wird im Bundesfamilienministerium und vom Queer-Beauftragten koordiniert und soll noch in diesem Jahr im Kabinett verabschiedet werden.
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