Terry Taylor ist Miss Drag Queen Vienna 2022
Ein Wiener Einkaufszentrum feiert den Pride Month mit der Wahl zur Miss Drag Queen Vienna.
«Du kannst sein wer du willst, du kannst werden wer du willst, das ist alles in dir drinnen, egal wie du ungeschminkt, ohne Perücke und ohne Kostüm aussiehst, oder wie du dich verhältst. Wenn du nur auf der Bühne sein willst und es verwirklichen möchtest, dann kannst du es schaffen», erklärte Tamara Mascara, Gastgeberin und Moderatorin der Veranstaltung der Miss Drag Queen 2022 in Wien.
«Ich kann es immer noch kaum glauben, die Drag Queen von Wien des Jahres 2022 zu sein», freut sich Terry Taylor, die bei der Miss Drag Queen Wahl den ersten Preis, einen Geschenkkorb mit Produkten aus der Kosmetik- und Lebensmittelbranche, bekommen hat. Es sei nicht immer einfach, aber stets sehr arbeitsintensiv bei ihrer Konkurrenz der Kandidatinnen, sagt die Siegerin. Seit zehn Jahren sei sie als Drag Queen in Wien unterwegs, aber zum ersten Mal habe sie bei dieser Wahl teilgenommen.
Für sie sei stets das Gesamtpaket wichtig, also von Kopf bis Fuss, von Haar bis Schuh, sowohl auf das Make-up und das Outfit zu achten, wie auch die richtige Performance auszuwählen. Sie habe es mit drei verschiedenen Outfits, die sich stets in einem gewissen Grad gesteigert haben, verkörpert: Mit einem schlichten klassischen Outfit begonnen, es folgte ein extravagantes Aussehen, das sie schliesslich mit einer grossen besonders aussagekräftigen Robe gesteigert habe.
Für sie gebe es aber dafür keine politische Aussage, so Terry Taylor: «Ich möchte die Leute mit meiner Performance als Drag Queen nur gut unterhalten, nach dem Motto Just for fun, Spass haben». Im wirklichen Leben lebt sie glücklich als biologischer Mann und leitet einen Salon im 18. Wiener Gemeindebezirk.
Das Management des Einkaufszentrums Donauzentrum habe sie angefragt im Pride Monat Juni zu kooperieren, so Gastgeberin Tamara Mascara. Schliesslich gab es bereits im vergangen Jahr 2021 schon eine Kooperation zwischen dem Management des Einkaufszentrums und dem Verein der Homosexuellen Initiative, HOSI Wien. Dabei wurde für jede verkaufte Gutscheinkarte ein Euro an die HOSI gespendet.
So wie im Juni kein Weihnachten gefeiert wird, feiern wir im Dezember keinen Pride Monat.
Abgesehen davon erstrahlte das gesamte Donauzentrum im Pride Monat Juni in Regenbogenfarben. Die Show nur als sogenanntes Pinkwashing zu sehen widerlegt Mascara bei dem Vergleich des Pride Monat mit der Weihnachtszeit. «Ich finde, es brauche auch mehr Verständnis dafür, statt alles gleich zu verteufeln. Weil, so wie im Juni kein Weihnachten gefeiert wird, feiern wir im Dezember keinen Pride Monat», sagt Tamara.
«Drag Queens sind eigentlich hochpolitisch und feministisch, weil wir in unserer Kunstrolle der Drag Queen das alte konservative Frauenbild nur karikieren, dieses nicht ernst nehmen, sondern daraus eine Persiflage machen», sagt sie.
Ein dreiköpfiges Jury-Team, das sich zusammensetzt aus der Miss-Europa, einem Modeexperten und einer Make-up-Expertin, habe in drei Runden jeweils mit Punkten von eins bis fünf gewählt und infolge die Punkteergebnisse ausgewertet. «Dabei habe ich mich bewusst dafür entschieden, keine Drag-Queen ins Jury-Team aufzunehmen», sagt Tamara.
Zu den vier Teilnehmerinnen gehörte auch eine weibliche Drag Queen, also eine, die auch als Frau geboren ist, aber dennoch als Drag Queen sich in Szene setze: La Gatta Morta setze mit ihrer Rolle als Bio Drag Queen auch ein deutliches feministisches Statement mit ihrem Outfit und mit ihrer Message. «La Gatta Morta heisst, aus dem Italienischen übersetzt, die tote Katze», sagt die Viertplatzierte.
Auf dem zweiten Platz landete Melinda Dimir, auf den dritten und vierten Platz kamen Ferah Vega und Gatta Morta. Für die gebürtige Italienerin Gatta Morta war es der erste Auftritt. Sie bezeichnet sich in ihrer Kunstfigur als Bio-Drag Queen, weil sie auch biologisch eine Frau ist. «Es war wunderschön für mich und sehr interessant zu sehen, wie wir mit so viel Schminke und Tanzbewegung miteinander kommunizieren, aber auch wie schön es ist: Die ganze Community steht bei meinem Auftritt als Drag Queen hinter mir.»
Zuvor demonstrierten Anfang Juni über 250.000 Menschen bei der Regenbogenparade in Wien (MANNSCHAFT berichtete). Katharina Kacerovsky-Strobl, Organisatorin der Vienna Pride, diskutiert für MANNSCHAFT+ mit dem ersten trans Mann im Vorstand der Zurich Pride über die Herausforderungen von Prides heute.
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