Lesbische Rugby-Power bei den Swiss Diversity Awards
Die Auszeichnungen wollen ein Zeichen gegen Diskriminierung im Sport setzen
Angela Stadelmann, Marco Lehmann und Bruno Barth zeigen, dass Sport auch vielfältig sein kann. Deshalb halten sie an den Swiss Diversity Awards eine Laudatio, sind nominiert, oder in der Jury.
Sport ist immer noch von vielen Klischees geprägt. Fussballer sind nicht schwul – nur ihre Pässe, Frauensport ist weniger attraktiv und bei Olympia geht es vor allem um schneller, höher, weiter. Die Swiss Diversity Awards zeigen mit der Jury, den Nominierten und Laudator*innen, dass es nicht so sein muss.
Am 4. September werden die Auszeichnungen des Jahres 2021 in Bern vergeben (MANNSCHAFT berichtete). Mit dabei sind die lesbische Rugby-Spielerin Angela Stadelmann als Laudatorin, der schwule Basketballer Marco Lehmann ist nominiert und Bruno Barth von den Special Olympics Switzerland sitzt in der Jury. Und das sind ihre Geschichten:
Dreck, Platzwunden und trotzdem eine Lady Angela Stadelmann spielt leidenschaftlich Rugby, für die Dangels in Luzern und in der Schweizer Nationalmannschaft. Platzwunden und blaue Augen gehören zu dieser Teamsportart mit dazu. Im Rugby fand das im Kanton Luzern aufgewachsene Adoptivmädchen aus Kolumbien den Teamzusammenhalt, den es das Leben lang vermisste.
In der Ballettaufführung musste sie ein Waldmännchen spielen, da der Wuschelkopf und die dunkle Haut angeblich nicht zur Eleganz einer Prima Ballerina passen. Auch die damaligen Lehrkräfte zweifelten an ihr und attestierten ihr kaum Chancen auf einen erfolgreichen Schulabschluss. Inzwischen hat Angela eine höhere Fachschule absolviert und arbeitet auf der Intensivstation im Kantonsspital Luzern. Sie versuchte sich einzufügen und konform zu sein, doch schliesslich musste sie doch ausbrechen, um ihre verschiedenen Seiten zu vereinen.
Ein Idol, weil es keine andere gibt Profi-Basketballer Marco Lehmann (27) ist «nur» 1.87m gross, also «sehr en Chliine uf em Basketballfäld» (Ein sehr Kleiner auf dem Basketballfeld), wie er selbst sagt. Für die Wendigkeit auf dem Feld ist die Körpergrösse ein Vorteil, seine Hürde trug der gelernte Landschaftsarchitekt in seinem Inneren. Lange hatte er Angst davor, zu seiner Homosexualität zu stehen: «Ich hatte im Basketball alles erreicht, war erfolgreich und doch verunsichert. Ich haderte mit mir selbst», so Lehmann. Es gab keine Idole und diese Seite seiner Person blieb privat (MANNSCHAFT berichtete).
Doch die Zeiten haben sich gewandelt und Marco Lehmann wird selbst zu jenem Idol für homosexuelle Sportler*innen, das er selbst vermisst hatte. «Die sexuelle Orientierung sollte im Sport genauso wenig eine Rolle spielen wie die Augenfarbe oder die Schuhmarke an den Füssen. Jeder Teenager in einem Sportteam soll mit einer Selbstverständlichkeit dazu stehen können. Jede*r muss die Möglichkeit haben, einer Leidenschaft nachzugehen, unabhängig davon, wen die Person liebt.»
«Unsere Sportler*innen treten gegen sich selbst an» Bruno Barth ist Geschäftsführer von Special Olympics Switzerland. Es sind keine Olympischen Spielen oder Paralymics, Bruno Barth vertritt jene Sportler*innen, die geistig beeinträchtigt sind und je nach Sportart ganz individuelle Herausforderungen haben. 2029 messen sich diese Sportler*innen an den Special Olympics World Games in der Schweiz. Dank der Unterstützung durch Sponsor*innen und Politiker*innen werden sie zustande kommen.
Die World Games sollen einen Beitrag leisten, die Separierung von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung von regulären Sportler*innen zu beenden. Special Olympics setzt sich dafür ein, dass beispielsweise beim Fussballverband alle Sportler*innen betreut werden, auch jene mit geistiger Beeinträchtigung. «Dies würde die Qualität der Trainer*innen und Trainings steigern und schafft durch die Diversität in den Verbänden zusätzlichen Zusammenhalt», so Bruno Barth. Inklusion wünscht er sich ebenfalls von lokalen Sportclubs. Es brauche etwas Überwindung, aber es sei auch ein garantierter Gewinn für alle.
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