Suizid nach Zwangsouting: Homophober Staatsanwalt schlampt
Das Mobbing vor dem Selbstmord des 16-jährigen Channing Smith wurde bisher kaum untersucht.
Ein 16-jähriger Schüler aus Tennessee (USA) beging am 22. September Suizid, nachdem sexuelle Nachrichten zwischen ihm und einem anderen Jungen im Internet veröffentlicht wurden. Nun liegt der Fall in den untätigen Händen eines homophoben Staatsanwaltes, der LGBTIQ-Rechte «lächerlich» findet.
Es waren Postings auf Snapchat und Instagram, die Channing Smiths Welt so auf den Kopf gestellt haben, dass er noch am gleichen Abend mit einer Schusswaffe Suizid beging. Die in den Posts gezeigten sexuellen Nachrichten hatte er vor einigen Monaten mit einem anderen Jugendlichen ausgetauscht.
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Verantwortlich für die Postings ist eine Klassenkameradin, mit der sich Channing zuvor gestritten hatte. «Ihre Absicht war, ihm zu schaden und ihn zu demütigen», sagte eine Freundin von Channing gegenüber Buzzfeed.
«Niemand mag dich» Channing wuchs gemäss seinem älteren Bruder in einem «ultra-konservativen» Umfeld auf. Das Zwangsouting und der Vertrauensbruch waren zu viel für ihn. Seither fordert die Familie von der Polizei immer wieder, das Verhalten seiner Schulkamerad*innen näher zu untersuchen.
Schon vor der Veröffentlichung des Chats sei Channing laut einer Freundin von Schüler*innen gemobbt und beleidigt worden. «Niemand mag dich», hätten sie zu ihm gesagt. Der Grund: Channing spreche und gehe manchmal «wie ein Mädchen».
Homophober Staatsanwalt Doch es ist zu befürchten, dass das Zwangsouting und das Mobbing ohne rechtliche Konsequenzen bleiben. Der Fall ist nämlich in den Händen des Bezirk-Staatsanwaltes Craig Northcott, der für seine Homophobie berüchtigt ist.
Northcott bezeichnete LGBTIQ-Rechte als «lächerlich» und lobte Beamte, die sich weigern, Heiratsurkunden an gleichgeschlechtliche Paare auszustellen. Ausserdem erklärte er an einer «Bibelkonferenz» im vergangenen Jahr, dass es wichtig sei, «gute Christen» in das Amt des Staatsanwaltes zu wählen. Dies sei zum Wohle reaktionärer Ideologien.
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Doch nicht nur das: Northcott hat auch öffentlich zugegeben, dass er LGBTIQ-Menschen absichtlich schlechter schützt. Zum Beispiel behandle er Gewalt in gleichgeschlechtlichen Ehen als normale Körperverletzung und nicht als häusliche Gewalt. So wird es für die Opfer schwieriger, sich vor den Angriffen zu schützen.
Das Video mit diesen Aussagen ist im vergangenen Juni auf der Website des Onlinemagazins The Tennessee Holler aufgetaucht. Northcotts Kommentare werden zurzeit vom Supreme Court des Bundesstaates untersucht.
Anklage verweigert Aufgrund Northcotts Weltbild ist es deshalb nicht verwunderlich, dass das Mobbing vor dem Suizid nur nachlässig untersucht wird. Channings Familie beschwerte sich etwa darüber, dass die Handys der involvierten Personen nicht konfisziert wurden.
Channings älterer Bruder Joshua sagte gegenüber CNN gar, dass der zuständige Ermittler der Meinung sei, dass die betreffenden Klassenkameraden angeklagt werden müssen. Northcott wolle aber nicht auf ihn hören.
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Der Bezirkstaatsanwalt liess inzwischen vermelden, dass die Behauptungen bezüglich der Untätigkeit der Behörden falsch seien. Bisher sei niemand angeklagt worden, weil die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen seien.
Kritik an Schule Joshua Smith kritisiert auch das Verhalten der Schule. «Ich bin mehr als nur enttäuscht», sagt er in einem Interview auf CNN. «Sie stellten nichts auf ihre Facebook-Seite oder auf ihre Website und sie suchten keinen Kontakt zu mir und meiner Familie».
Einige Schüler*innen fertigten Schilder mit der Aufschrift «Justice for Channing» an, um auf die ungenügenden Ermittlungen der Polizei hinzuweisen. Diese Schilder wurden laut Joshua vom Schuldirektor beschlagnahmt.
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«Mathestreber und Waffennarr» Auf seinem Instagram-Account beschrieb sich Channing Smith als «Musiker, Mathestreber, Autofan und Waffennarr». Sein Bruder sagt über ihn, er sei «die liebenswerteste Person überhaupt» gewesen.
An einer Gedenkfeier erschienen dutzende Menschen, um von ihm Abschied zu nehmen. «Channing wäre überwältigt, wenn er das sehen könnte», sagte seine Mutter zu den Gästen unter Tränen. «Er dachte, dass ihn niemand mag, dabei wurde er von so vielen geliebt.»
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