So tickt die Berlinale-Jurypräsidentin Kristen Stewart
Flache Schuhe ohne Dauerlächeln: Der bisexuelle Star steht für das etwas andere Hollywood
Sie ist bekannt für Filme wie «Twilight» und «Spencer»: Mit Kristen Stewart bekommt die Berlinale eine junge Jury-Präsidentin mit Hollywood-Glanz (MANNSCHAFT berichtete). Ihr selbst, sagt sie, sind Preise aber nicht so wichtig – zumindest, wenn es um ihre eigenen geht.
Von Lisa Forster
Vom Teeniestar einer romantischen Fantasy-Reihe zur gefragten Darstellerin im Arthouse-Kino – das hat Kristen Stewart geschafft. Nur wie? Regisseure und Kolleginnen, die mit der 32-Jährigen gearbeitet haben, loben ihr schauspielerisches Talent. Bewusst hat sie sich zudem in den vergangenen Jahren eher für komplexe Rollen entschieden. Und dann ist da etwas Besonderes im Auftreten der US-Amerikanerin: Eine spezifische Coolness, ausgedrückt zum Beispiel in der Weigerung, ständig zu lächeln, oder dem Tragen flacher Schuhe auf dem roten Teppich.
Was ihr Schauspiel angeht, machte Stewart zuletzt als Diana in «Spencer» von sich reden (MANNSCHAFT berichtete). Sie verkörpert die Prinzessin mit beklemmender, in sich gekehrter Verzweiflung. Stewart strahle etwas Mysteriöses aus, sagte Regisseur Pablo Larraín in einem Interview der Los Angeles Times. Man könne sie nicht verstehen, und das mache ihr Spiel so anziehend.
Häufig spielt Stewart rätselhafte Frauen, die dadurch spannend werden, dass manches im Verborgenen bleibt. In Filmen wie «Crimes of the Future», «Jean Seberg – Against all Enemies» oder «Personal Shopper» wirken ihre Figuren wie in einem fragilen Schwebezustand. Auch mit ihrem geplanten Spielfilm-Debüt als Regisseurin macht Stewart von sich reden. Sie arbeitet an einer Verfilmung der Memoiren von Lidia Yuknavitch, die in «The Chronology of Water» von schwierigen familiären Beziehungen, ihrer angehenden und scheiternden Schwimm-Karriere und etwa auch ihrer Bisexualität erzählt.
Stewart – die Partnerschaften mit Männern und Frauen hatte und aktuell mit einer Drehbuchautorin liiert ist – wuchs in Los Angeles auf. Bereits im Alter von 12 Jahren wurde sie als Schauspielerin an der Seite von Jodie Foster in «Panic Room» bekannt.
Es folgten schon im Teenageralter weitere Rollen, bis 2008 mit der ersten Verfilmung der Jugendbuch-Reihe «Twilight» der Durchbruch kam. Die Rolle der jugendlichen Sterblichen, die sich in einen Vampir verliebt, machten Stewart und ihren Boyfriend – auf der Leinwand und zeitweise auch in echt – Robert Pattinson zu einem Stück Teenie-Popkultur-Kult.
Vielleicht lag es an der teils hysterischen Aufmerksamkeit, die den beiden daraufhin zuteil wurde, dass Stewart sich nach «Twilight» eher auf Independent-Produktionen fokussierte (bis auf ein paar Ausnahmen). Und diese Entscheidung wurde belohnt: Für ihre Rolle im komplexen Drama «Clouds of Sils Maria» wurde sie etwa als erste Amerikanerin mit einem französischen César-Darstellerpreis ausgezeichnet.
Es gibt so viele unglaubliche Filme und Leistungen, die kaum gesehen werden
Ihre Rolle in «Spencer» brachte ihr schliesslich die erste Oscar-Nominierung ein. Stewart selbst gab an, das nicht so ernst zu nehmen. «Das ist mir scheissegal», sagte sie in einem Podcast des Magazins Variety. Zwar betonte sie, dass sie sich durchaus geehrt fühle, bezog den Erfolg des Films aber auf den Trubel um Prinzessin Diana. «Es gibt so viele unglaubliche Filme und Leistungen, die kaum gesehen werden. Das sagt definitiv etwas darüber aus, wo wir als kumulative Präsenz stehen – was wir uns ansehen, was uns wichtig ist (…).»
Ihre Vorliebe für abseitige Stoffe und Themen hat sie schon häufiger betont. Vor diesem Hintergrund ist spannend, was von Stewart als Jury-Präsidentin der Berlinale zu erwarten ist.
Jakob M. Erwas Film «Die Mitte der Welt» nach dem gleichnamigen Roman von Andreas Steinhöfel kam 2016 in die Kinos und sorgte für viel Aussehen. Der LGBTIQ-Klassiker wird seit Anfang Februar vom Streaming-Giganten Netflix angeboten (MANNSCHAFT berichtete).
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