Schwenkt der Papst beim Thema Trans und Geschlechtsangleichung um?

Der Papst empfing eine Gruppe von LGBTIQ-Aktivist*innen im Vatikan

Papst Franziskus im September 2024 bei einem Besuch in Luxemburg.
Papst Franziskus im September 2024 bei einem Besuch in Luxemburg. (Bild: Harald Tittel/dpa)

In der Vergangenheit hatte sich Papst Franziskus gegen geschlechtsangleichende Massnahmen bei trans Menschen ausgesprochen. Eine Gruppe von LGBTIQ-Aktivist*innen versucht ihn vom Gegenteil zu überzeugen.

Geht es nach der katholischen Kirche, dürfen Gläubige nicht abtreiben und sich nicht scheiden lassen. Wer trans ist, soll auch nicht transitionieren dürfen. Bei Letzterem erhofft sich eine Gruppe von LGBTIQ-Aktivist*innen ein Umdenken beim Papst. Am 12. Oktober forderten sie Papst Franziskus dazu auf, das Verbot für geschlechtsangleichende Massnahmen bei trans Personen aufzuheben.

Gemäss einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters dauerte das private Treffen rund 80 Minuten und fand im Gästehaus statt, in dem der Papst lebt. Die Delegation aus den USA umfasste unter anderem einen trans Mann, eine katholische Schwester, die mit Queers arbeitet, und ein Arzt, der hormonelle geschlechtsangleichende Massnahmen bei Erwachsenen anbietet. Der Empfang der etwas anderen Art war an diesem Tag nicht auf der offiziellen Agenda des Vatikans für die Treffen des Papstes aufgeführt.

«Mit Papst Franziskus wollte ich meine Freude teilen, die ich als katholischer trans Mensch empfinde», sagte Michael Sennett gemäss Reuters. So seien es die Hormontherapie und die geschlechtsangleichende Operation, die ihm das Wohlfühlen im eigenen Körper ermöglichten.

Im April hatte der Papst ein klares Verbot der Leihmutterschaft und von geschlechtsangleichenden Massnahmen ausgesprochen (MANNSCHAFT berichtete). Diese seien als «Verstösse gegen die von Gott gegebene Würde des Menschen» zu werten. Trans-Gruppen kritisierten die Grundsatzerklärung scharf und wiesen darauf hin, dass keine Rücksprachen mit trans Personen über ihre Erfahrungen genommen worden sei.

«Der Papst war sehr aufgeschlossen.»

Cynthia Herrick, Endokrinologin

«Wir haben betont, dass es sehr wichtig ist, mit trans Personen zu sprechen, wenn die Kirche in diesem Bereich Richtlinien aufstellt», sagte Cynthia Herrick, eine Endokrinologin aus einer Klinik in St. Louis in den USA, die ebenfalls am Treffen mit dem Papst teilnahm. «Der Papst war sehr aufgeschlossen», sagte Herrick weiter. «Er hörte sehr empathisch zu und sagte, dass er immer den Menschen und dessen Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellen möchte.»

Franziskus, der 87 Jahre alt ist, wird zugeschrieben, die katholische Kirche zu einem offeneren Umgang mit der queeren Community geführt zu haben. So hat er Priestern erlaubt, gleichgeschlechtliche Paare in Einzelfällen zu segnen. Allerdings verwendete er Anfang dieses Jahres auch eine stark abwertende italienische Bezeichnung für LGBTIQ-Personen, für die sich der Vatikan später «in seinem Namen» entschuldigte (MANNSCHAFT berichtete).

New Ways Ministry, eine in den USA ansässige Interessenvertretung für katholische Queers, hatte das Treffen am 12. Oktober organisiert. «Unsere Botschaft ist wirklich, dass wir den Erfahrungen von trans Personen Gehör schenken müssen», sagte Schwester Jeannine Gramick, die das Treffen mit Franziskus angeregt hatte. Das Treffen bedeute, dass «die Kirche sich weiterentwickelt und die moderne Ära erreicht», fügte sie hinzu.

Gramicks Arbeit mit LGBTIQ-Katholik*innen hat über Jahrzehnte hinweg den Unmut vatikanischer und US-amerikanischer katholischer Verantwortlicher auf sich gezogen, darunter auch Papst Benedikt XVI. Mit seinem Nachfolger Franziskus stellte sie eine Korrespondenz her, ein erstes Treffen mit ihm hatte sie bereits im vergangenen Jahr.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters schreibt, habe die Pressestelle des Vatikans nicht auf eine Anfrage zu einer Stellungnahme zum Treffen am 12. Oktober reagiert.

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