Schweizer Armee steht zu trans Oberstleutnant
«Die Armee ist eine enorm integrierende Organisation!» sagt Oberstleutnant Christine Hug
Im Frühling informierte sie die Armeeführung, jetzt wagt sie den Schritt an die Öffentlichkeit. Oberstleutnant Christine Hug kommandiert das Panzerbataillon 12, darunter 70 Panzer und rund 1000 Soldat*innen.
Mit 39 Jahren ist es endlich soweit. Oberstleutnant Christine Hug kann ihre weibliche Identität leben – ein Gefühl, das sie schon von Kindesbeinen an in sich trägt. Im März wagte sie das Coming-out gegenüber ihrem Arbeitgeber, der Schweizer Armee. Gestern folgte ein Porträt in 20 Minuten.
Die Armeeführung habe gut reagiert, wie sie in einem Interview auf der offiziellen Website der Schweizer Armee sagt. «Über die Offenheit und die Akzeptanz, die mir der Chef der Armee und der Personalchef entgegengebracht haben, war ich auch positiv überrascht.» Der Umgang ihres Arbeitgebers mit ihr habe ihren Bestfallerwartungen entsprochen.
Auch das ihr unterstellte Panzerbataillon 12 mit knapp 1000 Soldat*innen habe ihr Coming-out gut aufgenommen, so Hug gegenüber 20 Minuten. Dass hinter ihrem Rücken Sprüche gemacht oder andere ihre Irritation verstecken würden, könne natürlich sein. «Das Militär mag als hyperkonservativ gelten, was auch teils stimmen mag. Doch ich bin froh, dass auch Transgender in der Armee Platz haben.»
Mit ihrem «Geheimnis» überraschte sie nicht nur ihr Umfeld, sondern auch ihre Ehefrau und die zehnjährige Tochter. Die Anpassung sei selbstverständlich schwierig gewesen, so Hug. «Natürlich ist die Situation nicht einfach, aber wir versuchen jeden Tag, zusammen Schritt für Schritt den Weg zu meistern.» Ihre Partnerin unterstütze sie weiterhin und auch die Tochter habe genial reagiert. «Na und, es ändert ja nichts? Du bist ja immer noch für mich da.»
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Gegenwärtig werden trans Personen bei der Aushebung für dienstuntauglich erklärt. Erst im August sorgte der Fall des jungen Ellyot für Gesprächsstoff, der aufgrund seiner Transgeschlechtlichkeit vom Militärdienst ausgeschlossen worden war. Seit April 2019 kümmert sich eine Dienststelle um die Belange von trans Menschen und auch Chef der Armee Philippe Rebord befürwortet ihre Zulassung zum Dienst, sofern diese alle Voraussetzungen erfüllen.
Für die Schweizer Armee ist der Bereich trans ein weiteres Kapitel im Bereich Diversity. Angehende Offiziere absolvieren ein Ausbildungsmodul, das neben Homosexualität auch Rassismus oder Soldat*innen aus einem anderen Landesteil mit anderer Muttersprache thematisiert. Die Armee erhält hierbei Unterstützung des Vereins QueerOfficers, das sich seit bald 15 Jahren für die Anliegen von homo- und bisexuellen Angehörigen der Armee einsetzt.
Militär und schwul – natürlich geht das zusammen
«Wir treffen regelmässig militärische Stellen, bis hin zum Chef der Armee. Wir sind offizieller Ansprechpartner der Armeeführung, wenn es um Diversity-Fragen geht», sagte Dominik Winter, Präsident von QueerOfficers gegenüber der Mannschaft. «Wir verstehen uns als Impulsgeber und diskutieren auf Augenhöhe mit.»
Oberstleutnant Christine Hug ist die erste offene trans Person in einer solchen Funktion in der Schweizer Armee. Ähnliche Schlagzeilen machte Anastasia Biefang – ebenfalls Oberstleutnant – in Deutschland. Der Bayerische Rundfunk begleitete die 40-jährige Kommandeurin.
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