Schüsse an US-Schule: Polizei geht nicht auf Trans-Gerüchte ein
Nach einer Schiesserei an einer christlichen Schule gehen Gerüchte herum über die Geschlechtsidentität der angeblichen Schützin. Die Polizei bittet die Öffentlichkeit, von Spekulationen abzusehen.
Eine 15-Jährige steht im Verdacht, für den tödlichen Schusswaffenangriff an einer Schule im US-Bundesstaat Wisconsin verantwortlich zu sein. Wie Polizeichef Shon F. Barnes mitteilte, starb die Jugendliche letztlich durch eine selbst zugefügte Schusswunde. Bei den zwei Opfern der Attacke handelt es sich nach Angaben der Polizei um eine Lehrkraft sowie einen Schüler oder eine Schülerin.
Laut Barnes wurden sechs weitere Schüler sowie eine Lehrkraft verletzt in nahegelegene Krankenhäuser gebracht. Zwei der Schüler schwebten demnach in Lebensgefahr. Derzeit werde der Vater der mutmasslichen Schützin befragt. Die Eltern kooperieren nach Polizeiangaben vollständig mit den Ermittlern.
Die Tat ereignete sich am späten Montagvormittag (Ortszeit) an der christlichen Schule «Abundant Life» in der Stadt Madison. Zunächst war die Polizei von fünf Toten ausgegangen, kurz darauf korrigierte sie diese Zahl jedoch nach unten.
Nach Bekanntwerden der Tat hatten diverse Medien über die Geschlechtsidentität der Schützin spekuliert und Mobbing als mögliches Tatmotiv genannt. Auf die Frage eines Journalisten, ob die Täterin trans gewesen sei, erwiderte Barnes: «Ich weiss nicht, ob die Schützin transgender war oder nicht.»
Barnes glaube nicht, dass das, was passiert sei, etwas damit zu tun habe, wie sich die Schützin möglicherweise identifizieren wollte. «Ich wünschte, die Menschen würden ihre eigenen persönlichen Vorurteile aus dieser Diskussion heraushalten», sagte er. «Ob sie, er oder they transgender war, ist etwas, das möglicherweise später bekannt wird, aber für das, was wir gerade tun – acht Stunden nach einer Massenerschiessung – ist es irrelevant.»
Kind wählte den Notruf In den USA gehören tödliche Schüsse zum Alltag. Schusswaffen sind leicht erhältlich und in grossem Stil im Umlauf. Grössere Attacken, etwa an Schulen, in Supermärkten, in Nachtklubs oder bei grossen Veranstaltungen, führen regelmässig zu Diskussionen über eine Verschärfung des Waffenrechts – bislang ohne jeden Erfolg. Eine substanzielle Verschärfung der Waffengesetze in den USA wird seit Jahren von Republikanern verhindert. 2016 ereignete sich im LGBTIQ-Club «Pulse» in Orlando ein tödliches Massaker (MANNSCHAFT berichtete).
Bei der Schiesserei von Madison war laut Polizeichef Barnes die Rolle eines Kindes aus der zweiten Klasse besonders erschütternd. Dieses hatte den Noturf gewählt. «Lassen Sie das einen Moment lang sacken», sagte er. «Ein Zweitklässler. Wählt den Notruf. Um Schüsse zu melden. In der Schule.»
Medienberichten zufolge besuchen rund 390 Schüler*innen vom Kindergarten bis zur zwölften Klasse die Schule. US-Präsident Joe Biden nannte die Tat «schockierend und skrupellos». Er forderte den Kongress auf, die Waffengesetze zu verschärfen.
Mehr: Der Fall Luigi Mangione – Warum schmachten wir einen mutmasslichen Mörder an? (MANNSCHAFT berichtete)
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