Wegen Corona: keine Gedenkstunde für schwule KZ-Häftlinge

Für die Nationalsozialisten waren Schwule eine «Staatsgefahr mindestens vom gleichen Umfange wie der Kommunismus»

KZ Sachsenhausen (Foto: DHM)
KZ Sachsenhausen (Foto: DHM)

Am 19. April 2020 sollte in der Gedenkstätte Sachsenhausen eine Gedenkstunde für die homosexuellen Häftlinge des KZ Sachsenhausen abgehalten werden. Sie entfällt nun aufgrund der Corona-Pandemie.

In Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden des Landkreises Oberhavel werden die anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung der Häftlinge der Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück für Mitte April geplanten Veranstaltungen aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt. Das teilte der LSVD am Donnerstag, den 12. März mit.

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Wegen des erhöhten Infektionsrisikos gerade für ältere Menschen werden die ursprünglich eingeladenen Überlebenden und Angehörigen aus verschiedenen Ländern nicht anreisen.

Im Fokus der Veranstaltung sollten in diesem Jahr drei Männer stehen, die aus politischen Gründen in Konzentrationslager verschleppt wurden: Der langjährige Homosexuellenaktivist Kurt Hiller, das Mitglied der bündischen Jugend Paul Meinhardt und der Funktionär des sudetendeutschen Kameradschaftsbundes Walter Brand. Ihre politische Haltung unterschied sich eklatant, heisst in einer Pressemitteilung des LSVD. Doch die Homosexualität spielte in allen drei Fällen eine wichtige Rolle für die KZ-Haft. Denn die Nationalsozialisten betrachteten diese als eine «Staatsgefahr mindestens vom gleichen Umfange wie der Kommunismus».

Erster Stolperstein für schwules NS-Opfer in Viersen

Insgesamt wurden in Nazi-Deutschland auch bis zu 15.000 homosexuelle Männer in Konzentrationslager wie Buchenwald und Sachsenhausen verschleppt. Dort hatten sie kaum Überlebenschancen. 2019 wurde in der Gedenkstätte Sachsenhausen eine Gedenkstunde für die homosexuellen Häftlinge des KZ Sachsenhausen abgehalten. Im Fokus: die sogenannten «Strichjungen» und die «homosexuellen Jugendverführer» (MANNSCHAFT berichtete).

Im kommenden Jahr soll der Bundestag am Holocaust-Gedenktag zum ersten Mal explizit auch der homosexuellen NS-Opfer gedenken: Das fordert eine Petition an das Bundestagspräsidium, initiiert von dem Historiker Lutz van Dijk. Doch danach sieht es nicht bisher nicht aus, auch wenn die erste Petition schon 2018 gestartet wurde. Wolfgang Schäuble (CDU) ist als Bundestagspräsident für die Ausrichtung des Gedenktages zuständig.

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