Rosa von Praunheim: Zwei Penisse zum 77.
Der Künstler hat ein Kinderbuch für Erwachsene geschrieben und gezeichnet
Ende des Monats wird Rosa von Praunheim 77. Noch immer arbeitet er wie ein Tier – das hält ihn jung. Anfang der Woche hat er uns in seine Pläne und Projekte eingeweiht.
«Der grosse und der kleines Penis» ist ein Kinderbuch für Erwachsene, aber warum sollte man es nicht auch kleinen Kindern vorlesen?, meint Rosa von Praunheim. Schliesslich seien Penis und Arschloch die ersten Worte, die Kinder lernten.
Die beiden Penisse begegnen in Rosas Buch zwei grossen Arschlöchern, wovon sich das eine Alfred Friedrich Dietmar nennt, kurz: AfD, das andere heisst: Norbert Paul Dagobert, kurz: NPD. Das Buch wendet sich gegen Fremdenhass und Klimaleugner und verlangt nach Respekt und Toleranz. Am Ende sind AfD und NPD übrigens ganz zahm und entkrampft – bezwungen durch (wie es bei Rosa von Praunheim nicht anders sein kann) durch Sex.
Der 76-jährige Filmemacher und Provokateur empfängt recht gut gelaunt Anfang dieser Woche die Presse in seinem Atelier in Berlin-Charlottenburg, um über seine neue Projekte und Pläne zu sprechen. Und die gehen ihm nie aus.
So plant er zu seinem 80. Geburtstag eine grosse Ausstellung, will ein Biopic über einen schwulen Schlagersänger drehen, der nicht zu seiner Homosexualität stehen konnte; drei weitere Bücher sind in Planung, ganz zu schweigen von der Musicalversion seines Films «Die Bettwurst».
Rosa von Praunheim spricht an diesem Dienstag viel über seinen nahenden Tod. Darüber, dass er, der sich einen Hypochonder nennt, danach öffentlich verwesen will, in einem Glassarg. Dabei wurde ihm schon Ende der 70er Jahre von einer Wahrsagerin der Tod vorhergesagt. Doch der traf nicht ein. Als er im Jahr 1983 erneut zu ihr ging, nahm sie die Prognose zurück. Eine Woche später war die Wahrsagerin tot.
Ob diese Anekdoten nun stimmen oder nicht – es macht Spass, Rosa beim Fabulieren zu lauschen. Er steckt voller Fantasie, Kreativität und Ideen, voller Leben eben. Drei neue Film hat er gedreht, deren Trailer er seinen Gästen vorführt. Einer davon, «Darkroom – Tödliche Tropfen» (MANNSCHAFT berichtete), kommt Ende Januar ins Kino – und ist jetzt schon in zehn Länder verkauft, darunter nach Frankreich und Skandinavien.
Queere Feierlichkeiten zu 30 Jahre Mauerfall
Doch zunächst eröffnet am Freitag seine Ausstellung in der Berliner Galerie Gustav von Hirschheydt. Bis zum 4. Dezember sind dort immer samstags um 16 Uhr Lesungen von Rosa von Praunheim und Samia Dauenhauer geplant. Darüber wird der Künstler 77 – am 25. November ist es soweit.
Aus diesem Anlass zeigt auch das Deutsche Theater am 28. November nochmal sein Stück «Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht» – im Anschluss findet dort auch Rosa von Praunheims Geburtstagsparty statt.
Das bringt die November-Ausgabe der MANNSCHAFT!
Und Ende Januar, auch das wurde diese Woche bekannt, erhält der Regisseur den Ehrenpreis des Saarbrücker Filmfestivals «Max Ophüls Preis» für seine Verdienste um den deutschsprachigen Film. Im Frühjahr wurde Rosa von Praunheim bereits in Zürich für sein Lebenswerk ausgezeichnet (MANNSCHAFT berichtete).
Unterstütze LGBTIQ-Journalismus
Unsere Inhalte sind für dich gemacht, aber wir sind auf deinen Support angewiesen. Mit einem Abo erhältst du Zugang zu allen Artikeln – und hilfst uns dabei, weiterhin unabhängige Berichterstattung zu liefern. Werde jetzt Teil der MANNSCHAFT!
Das könnte dich auch interessieren
Deutschland
Wer macht in Brandenburg jetzt eigentlich Queerpolitik?
Wer macht in Brandenburg jetzt eigentlich Queerpolitik? Wie muss es mit den Grünen weitergehen? MANNSCHAFT+ spricht mit einem queeren Mitglied, das Entfremdung mit der Partei spürt, aber bleiben und kämpfen will.
Von Kriss Rudolph
Schwul
Kultur
Eine Nacht mit ... Hape Kerkeling
Auch wenn Hape Kerkeling derzeit vor allem als Buchautor auftritt, lohnt es sich immer, seine Filme anzusehen.
Von Michael Freckmann
Comedy
Theater
Der (homo-)erotische Reiz von «Broadway Bodies»
Interview mit dem US-Musicalhistoriker Ryan Donovan
Von Kevin Clarke
Porno
Musik
Theater
Queeres Künstlerpaar auf der Suche nach «Heimat»
Federico und Wenzel Vöcks de Schwindt touren mit ihrer Recherche-Produktion
Von Newsdesk Staff
Kultur