Robyn: «Ich weiss, es hat lange gedauert»
Die Queer-Ikone aus Schweden meldet sich mit neuem Album «Honey» zurück
Nachdem die Schwedin ganze acht Jahre lang kein eigenes Soloalbum mehr veröffentlicht hatte, wurden die Forderungen nach einem Nachfolger ihrer «Body Talk»-Reihe unüberhörbar. Mit «Honey» wird Robyn (39) dem Ruf nach neuer Musik gerecht und legt gleichzeitig eine aussergewöhnlich vielschichtige Platte vor.
Robyn, lass uns mit einer gewichtigen Frage starten. Was bedeutet Musik für dich? Musik ist das, was mir auf dieser Welt am wichtigsten ist. Darum geht es doch. Man soll Dinge tun, die sich gut anfühlen. Ich möchte etwas Schönes erschaffen, solange ich kann.
Vor einigen Monaten hast du dich mit der Single «Missing U» zurückgemeldet. Sie war an die Botschaft geknüpft, dass dir auch deine Fans und Hörer gefehlt haben. Inwiefern? Als ich vor vier Jahren anfing, an meinem neuen Album zu arbeiten, war ich enorm gestresst. Ich wollte etwas ändern, in der Art, wie ich Musik machte. Nur wusste ich nicht, wie das aussehen soll. Damals war ich auch in Therapie. Eine schwierige Phase, in der ich viel zu lernen hatte. Die Fans waren meine stetige Erinnerung, dass ich nicht aufgeben sollte. Aus dem Druck, den ihr Verlangen nach einer neuen LP mit sich brachte, wurde zunehmend Support. Ich konnte ihre Liebe noch immer spüren. Es war kein PR-Gag oder eine Marketingstrategie, mich mit der Single bei ihnen zu bedanken, sondern mein aufrichtiger Versuch, zu sagen, dass ich weiss, dass es lange gedauert hat.
Du bist demnach zufrieden mit dem Ergebnis? Ja! Das bin ich! Gerade kippt das Ganze aber schon wieder ein wenig und ich bekomme das Gefühl, neue Musik machen beziehungsweise die Songs wenigstens live spielen zu müssen. Darauf freue ich mich!
Das Album heißt «Honey», manch einer nennt so seinen Partner. Wie stehst du zu Kosenamen? Kosenamen sind grossartig! Da steckt so viel Zuneigung und Zärtlichkeit drin. Die besten sind immer die, die lustig gemeint sind.
Was ist denn ein typischer Kosename bei schwedischen Paaren? Wir sagen gern «Älskling», was so viel wie Liebling bedeutet.
Liebe und Zurückweisung sind wiederkehrende Themen in deiner Musik. Was macht eine Beziehung aus deiner Sicht erfolgreich? Liebestipps. Vermutlich sollte man da nicht mich fragen, denn meine Vergangenheit sieht eher düster aus. Dennoch glaube ich, dass es wichtig ist, zu wissen, wann man sagen kann, was einem durch den Kopf geht, und wann es besser ist, zu schweigen.
Wenn du einen Blick auf die Welt wirfst, siehst du dann eher die negativen Seiten oder kannst du ihr auch positive Aspekte abgewinnen? Eine wirklich gute Frage. Unsere Erde ist ein verdammt bewundernswerter Ort. Ich liebe es, herumzureisen und die Gegend, die mich umgibt, verändern zu können. Zu lange an ein und derselben Stelle zu sein, fühlt sich für mich nicht gut an. Nur psychedelische Drogen können deinen Bewusstseinszustand sonst derart erweitern.
Wobei das Reisen wohl die gesündere Variante darstellt. Genau. Und es hat einen Effekt darauf, wie man Dinge sieht und bewertet. Selbst, wenn du nach einiger Zeit zurückkommst und dein Zuhause betrachtest. Es ist sehr lohnenswert, diesen Planeten zu entdecken! Es gibt viele freundliche und gutherzige Leute dort draussen.
Kann das Reisen dabei helfen, Vorurteile in den Köpfen abzubauen? Oder vermag das sogar die Musik? Ich weiss es nicht. Ich glaube, Musik verändert die Welt nicht. Das können eben nur die Menschen selbst tun. Musik hilft vielleicht aber bei der Besinnung auf das Wesentliche. Am Ende kann man doch immer nur sich selbst bewegen.
Das vollständige Interview erscheint in der November-Ausgabe der MANNSCHAFT. Hier geht’s zum Abo (Deutschland)– und hier auch (Schweiz).
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