Pro-LGBTIQ-Kandidatin Kamala Harris soll US-Vize werden
Joe Biden hatte die 55-jährige Schwarze am Dienstag zu seinem Running Mate gemacht – und Richard Grenell mäkelt
Der ehemalige US-Botschafter in Deutschland greift den designierten Präsidentschaftskandidaten Joe Biden für die Kür seiner Vize-Kandidatin Kamala Harris an – weil sie nicht homosexuell ist.
In einem Tweet unterstellte Richard Grenell, dass Biden «Homosexuelle immer noch für Sicherheitsrisiken hält», da er die kalifornische Senatorin Kamala Harris gegenüber dem schwulen Präsidentschaftsbewerber Pete Buttigieg der im März das Rennen verlassen hatte (MANNSCHAFT berichtete), und der lesbischen Senatorin Tammy Baldwin bevorzugt hatte.
Zur Erklärung: Grenell twitterte einen Artikel von Fox News, in dem Bidens Position über die Rechte von Homosexuellen angezweifelt wird. Es wird auf eine Antwort von 1973 verwiesen – auf die Frage an Biden, ob Schwule offen im Militär- oder Zivildienst dienen könnten. «Mein Bauchgefühl sagt mir, dass [Homosexuelle] Sicherheitsrisiken darstellen, aber ich muss zugeben, dass ich nicht so viel darüber nachgedacht habe», sagte Biden damals.
In der kommenden Woche findet der Nominierungsparteitag der US-Demokraten statt – dann werden Biden und Harris offiziell gekürt. Pete Buttigieg ist als einer der Redner*innen vorgesehen.
Unterdessen wurde bekannt, dass Biden die offen lesbische Karine Jean-Pierre als Stabschefin für Harris‘ Kampagne ernannt hat. Sie ist laut lgbtqnation.com die erste Schwarze in diesem Amt.
Dass Grenell den demokratischen Trump-Herausforderer auf dem Gebiet von LGBTIQ-Rechten angreift, ist zumindest gewagt. Er ist ein Mitglied der Trump-Administration, das seit seinem Amtsantritt aktiv daran arbeitet, LGBTIQ-Rechte zurückzufahren (MANNSCHAFT berichtete). Trumps Vize Mike Pence etwa hat in seiner Zeit als Gouverneur von Indiana ein Gesetz zur «Religionsfreiheit» unterzeichnet, das es Unternehmen gestattet, LGBTIQ-Personen Waren oder Dienstleistungen zu verweigern.
Als sich der amtierende Vizepräsident im Jahr 2000 erstmals um einen Posten im Kongress bewarb, hiess es auf seiner Kampagnen-Webseite, der Kongress solle prüfen, ob Staatsgelder «an Organisationen gegeben werden, die Verhaltensweisen zelebrieren und befördern, die die Verbreitung des HI-Virus erleichtern». Pence forderte, dass Gelder «an Institutionen gegeben werden sollten, die denjenigen Hilfe anbieten, die ihr Sexualverhalten ändern wollen».
Später stimmte Pence im Kongress gegen sämtliche LGBTIQ-Anträge, die er «Teil einer radikalen sozialen Agenda» nannte. Er betonte auch, dass Regenbogenfamilien «nicht der sicherste Hafen für Kinder» seien. (Wobei ihm die deutsche Bildungsministerin Karliczek wohl zustimmen würde – MANNSCHAFT berichtete).
Grenell, offen schwul, war zwei Jahre lang US-Botschafter in Deutschland, bevor er im Juni zurücktrat (MANNSCHAFT berichtete). Während man seine Äusserungen Grenells wohl unter Wahlkampf-Getöse verbuchen kann, hat etwa die Human Rights Campaign die Nominierung von Kamala Harris begrüsst.
Lob der LGBTIQ-Community vor Homohasser Mike Pence
«In diesem Herbst haben wir die Möglichkeit zu einer historischen Wahl für die Gleichstellung.» Unter anderem lehnte Kamala Harris es in ihrer Zeit als Generalstaatsanwältin ab, das Gesetz Proposition 8 zu verteidigen – das staatliche Verbot von Eheschliessungen von schwulen oder lesbischen Paaren. Später führte sie die erste gleichgeschlechtliche Eheschliessung durch, nachdem der Supreme Court die Ehe bundesweit geöffnet hatte (MANNSCHAFT berichtete).
Im November wird in den USA gewählt. Dann wären insgesamt auch 11 Millionen amerikanische LGBTIQ-Amerikaner*innen wahlberechtigt, wobei über 2 Millionen queere Personen nicht registriert sind. Ungefähr 50% der zur Abstimmung registrierten LGBTIQ wollen die Demokraten wählen, wie lgbtqnation.com berichtet hatte. Joe Biden richtet sich mit der Kampagne Out For Biden gezielt an die LGBTIQ-Community (MANNSCHAFT berichtete).
LGBTIQ seien «ein wachsender und entscheidender Wahlblock» bei Wahlen im ganzen Land. «Die Out-for-Biden-Initiative unterstreicht die Macht von 11 Millionen LGBTQ-Wähler*innen und Millionen weiterer Gleichstellungsverbündeter, die über diese Wahl entscheiden werden», erklärte Alphonso David, Präsident der Menschenrechtskampagne und Gründungsmitglied des Out-for-Biden-Lenkungsausschusses.
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