Schwuler Priester erhielt Hassbriefe nach Tod des Partners
David und Richard Coles waren seit 2005 ein Paar
Der britische Geistliche, Buchautor und Ex-Popstar Richard Coles spricht zum ersten Mal öffentlich über die Todesursache seines Lebenspartners. Als dieser vor etwas mehr als einem Jahr starb, erhielt er viel Liebe von seinen Fans, aber auch Hassbotschaften von anonymen Christ*innen.
David und Richard Coles waren seit 2005 ein Paar – ein spezielles Paar. David war anglikanischer Priester, genau wie sein Lebenspartner. Die beiden Männer lebten gemäss den Vorgaben ihrer Kirche sexuell enthaltsam.
Missbrauch und Segensverbot: Katholische Kirche verliert Glaubwürdigkeit
Buch über Trauerprozess Richard ist jedoch auch Ex-Popstar und als Partner von Jimmy Somerville im Duo The Communards bekannt. Sie feierten Mitte der 80er-Jahre mit Coversongs ihre grössten Erfolge. «Rev Richard Coles» ist heute auch als Radiomoderator und Buchautor tätig. 2017 nahm er ausserdem auf BBC an der Tanzshow «Strictly Come Dancing» teil und ist immer wieder in TV-Sendungen wie beispielsweise der Panel-Show «Would I Lie to You?» zu sehen.
David war erst 42, als er im Dezember 2019 starb. In einem Interview mit dem Guardian sprach Richard Coles erstmals öffentlich über die Todesursache: Alkoholsucht. Die Krankheit seines Lebenspartners verarbeitete er auch in dem am 1. April erschienenen Buch «The Madness of Grief: A Memoir of Love and Loss».
Dort schreibt er, wie hart es war, mitanzusehen, wie sich David selbst zerstörte. «Es ist, als wäre jemand am Ertrinken und du wirfst ihm einen Rettungsring zu. Doch er nimmt den Rettungsring einfach nicht.»
Hassbriefe nach Todesnachricht Nach Davids Tod habe Richard Coles sehr viel Liebe von seinem Umfeld und seinen Fans erhalten. Doch leider auch Hassbriefe von Christ*innen, die überzeugt sind, dass David nun «in der Hölle» sei. Eines der anonymen Schreiben fing so an: «Lieber Mr. Coles, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie erfreut ich bin, vom Tod Ihres Partners erfahren zu haben.»
Diese schrecklichen Briefe hätten ihn nicht berührt, sagt Coles. Vielmehr wundere er sich bloss über den Geisteszustand ihrer Verfasser*innen. Er habe Anzeige erstattet und die Schreiben der Polizei übergeben.
«Liebe meines Lebens» Mittlerweile hätten Freunde von Richard behutsam den Vorschlag gemacht, ein Date für ihn zu organisieren. Sogar Davids Mutter habe gesagt, dass ihr verstorbener Sohn gewollt hätte, dass er jemand anderes kennenlernt, erzählt Richard dem Guardian. Doch er winkt ab.
Richard wurde vergangene Woche 59 Jahre alt. Er sei berührt vom Interesse seiner Freunde, aber eine romantische Beziehung komme in seinem jetzigen Leben beim besten Willen nicht in Frage. «David war die Liebe meines Lebens – und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es davon eine zweite gibt.»
In England dürfen schwule und lesbische Paare seit 2014 die Bezeichnung «Ehe» verwenden (MANNSCHAFT berichtete).
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