Regisseur Kirill Serebrennikow verliert Posten als Theaterchef in Moskau
Der offen schwule Regisseur wurde 2020 wegen angeblicher Veruntreuung öffentlicher Gelder schuldig gesprochen
Der viele Jahre von der russischen Justiz verfolgte Starregisseur Kirill Serebrennikow verliert seinen Job als Theaterchef des international bekannten Gogol-Zentrums in Moskau. Die Kulturabteilung der russischen Hauptstadt teilte dem 51-Jährigen mit, dass sein Vertrag am 25. Februar auslaufe und der offen schwule Theatermacher seine Papiere abholen könne.
Alles in der Welt ende irgendwann einmal, teilte Serebrennikow am Dienstag auf Instagram mit. «Aber es beginnt irgendetwas Neues», meinte der international gefeierte Film-, Theater- und Opernregisseur.
Serebrennikow, der in der Vergangenheit unter anderem auch in Stuttgart, Berlin und Hamburg inszenierte, wurde im vergangenen Jahr wegen angeblicher Veruntreuung öffentlicher Gelder schuldig gesprochen. Er hatte lange Zeit im Hausarrest verbracht und wurde dann zu einer Bewährungsstrafe und zur Zurückzahlung der mutmasslich hinterzogenen Gelder verurteilt (MANNSCHAFT berichtete).
Der Richterspruch wurde international als harter Schlag gegen die liberale Kunstszene in Russland kritisiert. Serebrennikow hatte stets seine Unschuld betont. Das Vorgehen gegen den gesellschaftskritischen Künstler galt als politisch motiviert.
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Medien hatten zuletzt über das Vertragsende spekuliert. Allerdings äusserte sich der auch für seine Kinofilme geschätzte Regisseur erst jetzt selbst. «Ich danke den Freunden, den Schülern und den Feinden für die einmalige Erfahrung, die mir geholfen hat, mit vielen Dingen klarzukommen», schrieb er bei Instagram. Das Gogol-Zentrum werde weiter leben – als Theater und als Idee. Freiheit und Theater seien wichtiger als alle möglichen Beamten.
«Und man darf nicht verzagen. In der Schwermut ist kein Leben, keine Freiheit. Ihr wisst, was zu tun ist. Friede und Liebe Euch allen», schrieb er. Das Schreiben der Stadt über das Vertragsende veröffentlichte er ebenfalls.
Serebrennikow konnte Ende Januar erstmals seit seiner Freilassung auch im weltberühmten Bolschoi Theater beim Schlussapplaus auf der Bühne stehen, als eine Vorstellung seines Balletts «Nurejew» um den Weltstar Rudolf Nurejew (1938-1993) aufgeführt wurde. Die Uraufführung war 2017 nur mit Verzögerung auf die Bühne gekommen – wohl auch, weil dort Nurejews Homosexualität und Aids-Tod Themen sind. Beide wird in Russland tabuisiert.
Trotz Kritik des Kremls haben westliche Diplomaten im vergangenen Sommer in Moskau gemeinsam für die Rechte von LGBTIQ geworben. Nach der US-Botschaft hisste auch die britische Botschaft in der russischen Hauptstadt die Regenbogenfahne, um für LGBTIQ-Rechte einzutreten (MANNSCHAFT berichtete).
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