Razzien und Festnahmen wegen queerer Erotik-Literatur in China
Jahrelange Haftstrafen drohen
In China geht eine traurige Entwicklung weiter. Schon 2024 wurden zahlreiche Menschen wegen erotischer Literatur verhaftet. Nun kam es erneut zu Festnahmen.
Berichte sprechen von einer landesweiten, koordinierten Aktion.
Rund 50 Verhaftungen soll es in China in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 gegeben haben. Ihnen drohen Haftstrafen von mehreren Jahren – weil sie erotische, queere Texte und mangaähnliche Literatur verfasst und vertrieben haben. Nun gab es erneut landesweite Razzien, zehn Personen werden festgehalten.
Social Media-Beiträge ausserhalb Chinas sprechen davon, dass die Behörden derzeit verstärkt gegen die Verfasser von erotischer Literatur vorgehen. Es soll sich um eine koordinierte, landesweite Aktion handeln, bei der auch befreundete Autor*innen plötzlich verhaftet wurden. Manche seien nach der Bezahlung einer Kaution wieder freigelassen worden. Die staatlichen Medien in China haben sich zu den Verhaftungen und Razzien nicht geäussert.
Der South China Morning Post in Hong Kong zufolge, sollen allerding erneut zehn Autor*innen von Sondereinheiten verhaftet worden sein, weil sie Texte und mangaähnliche Literatur mit schwuler Erotik online gestellt haben. Sie wurden nun vor dem Bezirksgericht von Jixi in Anhui angeklagt.
Meist hätte es sich um «Danmei» gehandelt, eine Kunstform, die an die japanischen Mangas angelehnt ist und oftmals schwule Liebe und gleichgeschlechtlichen Sex abbildet. Laut Medienberichten wurden die meisten Texte auf der Webseite von Haitang Literature veröffentlich, welche in Taiwan ansässig ist und sich auf Literatur für Erwachsene in chinesischer Sprache spezialisiert hat.
Das chinesische Gesetz ist in puncto Medien überaus strikt und zensiert viele Inhalte. Seit 1997 sind «erotische und obszöne Inhalte» verboten. Im Jahr 2010 hat ein Gericht dies präzisiert und bestimmt, dass derartige Online-Beiträge zur Straftat werden, wenn sie mehr als 5000 Klicks erhalten.
Die kommunistische Regierung begründet das Vorgehen mit der Verteidigung der sozialen Moral. Allerdings gibt es auch innerhalb Chinas Kritik, da es bei diesen Fällen keine Opfer oder Geschädigte gibt.
Wer der Meinung ist, dass Mangas nichts für einen sind, sollte vielleicht noch einmal eine Runde mit seinem Klischeedenken drehen. Denn aus Japan stammen seit Jahrzehnten die tiefgründigsten gezeichneten Werke. Und vor allem: richtig queere! (MANNSCHAFT berichtete)
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