TV-Moderator outet sich nach Mordanschlag in Bratislava

Homophoben Politiker*innen gibt Rastislav Iliev eine Mitschuld an der Tat

Rastislav Iliev (Foto: TA3/Screenshot)
Rastislav Iliev (Foto: TA3/Screenshot)

Eine Woche ist seit dem Mordanschlag vergangen, bei dem vor einem queeren Lokal zwei Männer erschossen und eine Frau schwer verletzt wurden. Als Reaktion hat sich der slowakische TV-Journalist Rastislav Iliev geoutet.

Rastislav Iliev outete sich am Sonntag live in der TV-Sendung «V politike» («In der Politik») beim Sender TA3 als Mitglied der LGBTI-Community. Die Sendung behandlete den Anschlag auf die queere Bar Teplaren in der Hauptstadt Bratislava.

«Diese Woche haben wir den Coming-out-Tag begangen und wie Roman Samotný, der Besitzer des Tepláreň, sagte, müssen wir aufhören mit dem Schweigen und der Welt von uns erzählen», sagte Iliev zu Beginn der Sendung, in der er «stolz» erklärte, seinen Platz in der LGBTIQ-Community zu haben.

«Mein Handy ist am Sonntag fast explodiert», erklärte er in einem Interview mit dem Portal irozhlas.cz nach seinem Coming-out. Völlig Fremde hätten ihm wunderbare Nachrichten geschickt, aus der Slowakei, aber auch aus Tschechien. Sie drückten ihre Unterstützung aus, und er versuche im Gegenzug, diese Menschen zu unterstützen.

Mitglieder der LGBTIQ-Community erlitten Mobbing am Arbeitsplatz, erklärt Rastislav Iliev. «Mir haben Leute geschrieben, dass sie gefeuert werden, wenn sie sich in ihrer Arbeit outen. Oder die Familie enterbt sie. Das ist unglaublich. Wo leben wir denn?»

«Wir müssen aufhören zu schweigen und uns bekannt machen, weil sich das Böse ausbreitet», so der Journalist. «Die LGBTIQ-Gemeinschaft hat noch nie mehr öffentliche Unterstützung benötigt als jetzt.» Darum fordere er andere Queers auf, Journalist*innen, Schauspieler*innen und Politiker*innen, sich ebenfalls zu outen. «Wenn wir schweigen, wird es ein Problem.»

Iliev gab Vertreter*innen der slowakischen Politik eine Mitschuld, die sich abfällig über Homosexuelle geäussert hatten. Sie sähen ihre Schuld jedoch nicht ein. So habe der Parlamentssprecher nach dem Anschlag noch einmal bekräftigt: Er bleibe bei seinen Aussagen, Homosexuelle seien nicht normal und gehörten nicht auf die Strasse.

Am Mittwoch vor einer Woche hatte ein 19-Jähriger vor dem queeren Lokal Tepláreň zwei junge Männer erschossen und eine Frau schwer verletzt (MANNSCHAFT berichtete). Anschliessend veröffentlichte er in digitalen Netzwerken Hassbotschaften und eine Art Manifest mit homofeindlichen und rechtsextremen Inhalten, ehe er sich selbst tötete.

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