Queerer Asylbewerber in den Niederlanden schwer misshandelt

Die LGBTIQ-Organisation LGBT Asylum Support habe mehrmals vergeblich auf homophobe Vorfälle aufmerksam gemacht

Eine Empfangsstelle des Aufnahmezentrums Ter Apel in den Niederlanden. (Bild: Pressebild COA)
Eine Empfangsstelle des Aufnahmezentrums Ter Apel in den Niederlanden. (Bild: Pressebild COA)

Die niederländische Organisation LGBT Asylum Support macht schwere Gewalt gegen einen queeren Asylbewerber öffentlich und erhebt Vorwürfe gegen die zuständige Behörde.

Am Montagabend wurde der 39-jährige russische queere Asylbewerber Iurii Belous im Asylzentrum Ter Apel in der Niederlande schwer misshandelt. Wie die Organisation LGBT Asylum Support berichtet, sei er mit «zerschmettertem Gesicht und ohne Meldung bei der Polizei blutend und allein» in einem Taxi ins Krankenhaus gebracht worden.

Belous beantragte aufgrund von Verfolgung in Russland im Januar 2023 in den Niederlanden Asyl und wartete im Aufnahmezentrum Ter Apel auf seine Anhörung durch die Immigrationsbehörde IND (Immigratie- en Naturalisatiedienst). Aufgrund von Verzögerungen beim IND wartete er bereits seit 100 Tagen im Aufnahmezentrum Ter Apel. Während dieser Zeit erlebte er über 15 homophobe Vorfälle, die von LGBT Asylum Support gemeldet und an die Behörde COA (Centraal Orgaan opvang Asielzoekers) weitergeleitet wurden. Trotz wiederholter Sicherheitsanfragen wurde kein Transfer genehmigt, so Sandro Kortekaas von LGBT Asylum Support via LinkedIn.

Die COA ist eine unabhängige Verwaltungsbehörde und ist im Auftrag des Ministeriums für Justiz und Sicherheit die Zentralstelle für die Aufnahme von Asylbewerber*innen zuständig, die in die Niederlande kommen. Die COA ist für die Unterbringung und Aufnahme von Asylbewerbern in Aufnahmeeinrichtungen in den gesamten Niederlanden zuständig, bis über ihren Asylantrag entschieden wird. Die COA kümmert sich um die Grundbedürfnisse wie Unterbringung und Zahlung von Taschengeld.

Schwere Gewalt und Todesdrohungen Wie Kortekaas berichtet, habe sich Belous am Montagabend, dem 29. Juli, bis etwa 1 Uhr nachts draussen vor dem Aufnahmezentrum mit einem Freund unterhalten. Als er zurück zu seiner LGBTIQ-Einheit ging und vor der Tür eine Zigarette rauchte, sei er plötzlich hart auf den Rücken in Schulterhöhe geschlagen. In einem kurzen Moment habe er den Angreifer erkannt: ein Mann nordafrikanischer Herkunft, der vier Wochen zuvor versucht hatte, sein Telefon zu stehlen. Dieser Mann hatte ihn tagelang homophob beleidigt, von Beschimpfungen als «Schwuchtel» bis hin zu Todesdrohungen. Am letzten Freitag, dem 26. Juli, hatte derselbe Mann Belous erneut mit dem Tod bedroht und gesagt: «Ich werde dich töten.» Belous meldete die Todesdrohung dem COA, das jedoch angab, erst nach dem Wochenende darauf einzugehen.

Nach dem Schlag verlor Iurii Belous das Bewusstsein und wachte schwer verletzt und blutend in seinem Bett auf. «Er schaffte es zur Rezeption, wo die Sicherheitskräfte das COA, aber nicht die Polizei informierten. Belous wurde blutend und allein in ein Taxi zum Martini-Krankenhaus in Groningen gesetzt», schreibt Kortekaas. «Nach Anrufen anderer LGBTIQ-Bewohnenden leistete LGBT Asylum Support ihm intensive Unterstützung im Krankenhaus und alarmierte die Polizei, um eine Anzeige zu erstatten.»

Die Untersuchungen im Krankenhaus ergaben, dass Belous‘ rechte Hand gebrochen, sein Augenlid zerrissen, beide Jochbeine zerschmettert und mehrere Frakturen im Ober- und Unterkiefer festgestellt wurden. «Vermutlich hat er auch mehrere gebrochene Zähne. Am 31. Juli soll eine Gesichtsrekonstruktionsoperation durchgeführt werden, bei der seine Knochen mit Titanplatten verstärkt werden», sagt Kortekaas. Zudem sei Belou’s Telefon gestohlen worden.

«Das Mass ist voll», so Kortekaas. «Das COA wurde mehrfach vor den Todesdrohungen gewarnt, sodass es sich faktisch um einen versuchten Totschlag handelt. Keine Ambulanz, keine Polizei, obwohl dies in die Zuständigkeit des COA und der Sicherheitskräfte fällt.» Da das COA keine sichere Unterkunft bieten könne, habe die Ogranisation Belous vorübergehend auf eigene Kosten in einem Hotel in der Nähe des Krankenhauses untegebracht. Dort werde er rund um die Uhr von einem anderen queeren Asylbewerber aus Ter Apel betreut.

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