Queer Days auf über 1000 Meter über Meer
LGBTIQ-Kultur und Kulinarik auf dem Brünigpass
Der Berg ruft: Michel Rudin und David Reichlin wollen die Community für die Queer Days auf den Brünigpass locken. Die Organisatoren träumen davon, in den kommenden Jahren vielleicht eine Alpenpride durchführen zu können.
Die Schweizer Berge sind für Michel Rudin wie ein Lebenselixier. Unter der Woche lebt und arbeitet der Co-Präsident von Pink Cross in der Stadt Luzern, am Wochenende zieht es ihn ins Berner Oberland. Hier geht er gemeinsam mit seinem Partner wandern oder werkelt an seinem Ferienhaus. «Bereits fünf Minuten, nachdem ich in den Alpen angekommen bin, fühle ich mich wohl und entspannt», sagt Rudin gegenüber MANNSCHAFT. Seine Liebe zu den Bergen möchte er mit der Community teilen. Vom 22. bis 25. Oktober organisiert er gemeinsam mit David Reichlin, ebenfalls Co-Präsident bei Pink Cross, auf dem Brünigpass auf 1008 Meter über Meer die Queer Days.
Während den vier Tagen möchten die beiden Organisatoren ein vielseitiges Programm rund um das Hotel Wetterhorn auf die Beine stellen. Geplant sind mehrere Wanderungen, unter anderem durch die Aareschlucht, auf den Brünig oder zum idyllischen Badesee. Abends können Gäste den Tag mit einem Galadinner im Alpenchic, Drinks an der Bar, einer Dragshow, einem Podium oder einem Konzert von Sängerin Rita Roof oder den Fäschtbänklern ausklingen lassen. Gemeinsam mit dem Businessverein Network soll am Freitagabend ein Apéro stattfinden, am Samstag steigt im Hotel Wetterhorn eine Party.
Rudin gibt schmunzelnd zu, dass er bereits grössere Pläne hegt. Er träumt von einer Pride in den Alpen mit Umzug und allem Drum und Dran. «Mit Regenbogenfahnen den Brünig stürmen wäre schon eine tolle Sache», sagt er. Die Corona-Krise will er als Chance ansehen. «Es ist klar, dass es jetzt nicht sinnvoll ist, sich mit 2000 Personen auf einem Berg zu versammeln. Wir starten klein mit einem Hotel und einem wunderbaren Angebot aus Kulinarik und Kultur und sehen dann, wie sich das entwickelt.»
«Es ist wichtig, dass Heteros bei der Pride mitlaufen»
Man wolle zudem die Lücke füllen, die durch das Wegfallen vieler Pride- und CSD-Veranstaltungen, darunter die Zurich Pride (MANNSCHAFT berichtete) weltweit verursacht wurde. «Die Community sieht sich dieses Jahr nicht so häufig. Die eine oder der andere ist alleine», sagt Rudin. Im Hotel könne man die Abstandsregeln gut einhalten und trotzdem eine gute Zeit miteinander verbringen. «Das Zusammensein wollen wir uns durch Corona nicht vermiesen lassen.»
Mit den Queer Days in den Bergen möchte Rudin zu einem Umdenken des individuellen Urlaubsverhaltens motivieren. Er hofft auf mehr Nachhaltigkeit. «Barcelona und Berlin sind tolle Städte für einen Wochenendtrip», sagt der Grünliberale. «Gerade in diesen Zeiten sollten wir auch die Schweizer Tourismusbranche berücksichtigen, die hart am Kämpfen ist. Zugleich will ich aufzeigen, dass man statt in die Stadt oder ins Ausland auch in die Berge fahren kann, um mit der Community zu feiern.»
Das Hotel Wetterhorn hat für das Wochenende ein Spezialangebot bereitgestellt. Eine Hotelübernachtung sei jedoch keine Pflicht, betont Rudin, der auch als Co-Präsident der Grünliberalen Kanton Luzern politisch aktiv ist. «Das Programm lässt sich modular zusammenstellen. Man kann auch einfach am Samstag für eine Wanderung, für die Party oder das Galadinner hochkommen», sagt er. Auf Letzteres freue er sich besonders, vor allem auch wegen des motivierten Hotelpersonals. So soll jeder Gang des Galadinners in einer anderen Farbe des Regenbogens gehalten sein – selbstverständlich mit natürlichen Zutaten ohne Lebensmittelfarbe. «Auf diese Idee ist das Hotel selbst gekommen. Man sieht: Das Team vor Ort freut sich sehr, dass ein queerer Event auf dem Brünigpass stattfinden wird.»
«Ich habe das Gefühl, wir sind weniger wert in der Gesellschaft»
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