Queer Altern gewinnt Diversity Award: «Wichtige Sichtbarkeit»

Der Zürcher Verein zählt über 500 Mitglieder

Im Alter würden sich queere Menschen oft nicht trauen, für Unterstützung zu fragen, sagt Barbara Bosshard, Präsidentin von Queer Altern. (Bild: Sandra Blaser)
Im Alter würden sich queere Menschen oft nicht trauen, für Unterstützung zu fragen, sagt Barbara Bosshard, Präsidentin von Queer Altern. (Bild: Sandra Blaser)

Der Verein Queer Altern erhält für sein Engagement einen Swiss Diversity Award. Für Präsidentin Barbara Bosshard ist das eine wichtige Anerkennung.

Am 7. September wurden bei der Swiss Diversity Award Night in Bern neun Auszeichnungen im Bereich von Vielfalt und Inklusion vergeben. Der Zürcher Verein Queer Altern gewann den Award in der Kategorie «LGBTQIA+». Ebenfalls nominiert waren Qlub Qweer aus dem Wallis und Salin Association aus der Romandie.

Queer Altern setzt sich für die Bedürfnisse von LGBTIQ-Menschen im Alter ein. Neben dem Verein in Zürich gibt es auch Queer Altern in Basel und in Bern (MANNSCHAFT berichtete). Präsidentin Barbara Bosshard nahm den Award zusammen mit anderen Vereinsmitgliedern entgegen. «Der Award ist eine riesige Anerkennung für die kontinuierliche Arbeit, die wir während zehn Jahren geleistet haben. In dieser Zeit sind wir von 85 zu über 500 Mitgliedern angewachsen. Das ist ein Zeichen, dass es einen solchen Verein braucht», sagt sie zu MANNSCHAFT.

Die Sichtbarkeit sei für den Verein sehr wichtig, so Bosshard weiter: «Wir wollen aufmerksam und sichtbar bleiben und unsere Mitglieder stärken, gerade in einer Zeit, in der LGBTIQ, insbesondere trans Menschen, unter Druck stehen. Queer Altern kann hier ein starkes Zeichen gegen aussen setzen.»

Zum Angebot von Queer Altern gehört in Zürich unter anderem das Konzept der Caring Community: ein Netzwerk von Menschen, die sich gegenseitig im Alltag unterstützen. Im Verein müsse man immer wieder sicherstellen, dass die Mitglieder auch Unterstützung bekommen. «Diejenigen, die sie nötig haben, trauen sich oft nicht, diese in Anspruch zu nehmen», sagt Barbara. Dieses Angebot von nicht-professioneller Unterstützung soll weiter ausgebaut werden. 2025 ist ein Workshop zum Thema Altern und Sterben geplant.

Mit den neuen Queer Altern Vereinen in Basel und Bern ist der Zürcher Verein regelmässig im Austausch. Bosshard hofft, dass in Zukunft auch in anderen Städten und Regionen ein entsprechendes Angebot für queere Menschen im Alter entstehen wird. «Wir haben viele Mitglieder aus der Ostschweiz. Wenn in St. Gallen etwas entstehen könnte, wäre das grandios», sagt sie.

Mehrere multinationale Konzerne treten beim Swiss Diversity Award als Sponsor auf. Die Auszeichnung ist eine Form der Anerkennung, mit einem Preisgeld ist sie nicht dotiert.

Neben der Kategorie «LGBTQIA+» würdigte der Swiss Diversity Award unter anderem auch Engagement in den Bereichen «Disability», «Gender+» oder «Nationality & Ethnicity». Zur Award Show waren rund 400 Personen zu Gast. Am Ende des Abends wurde der Regisseur Michael Steiner für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Den Award überreichte der Schauspieler Anatole Taubman («Der Kreis»).

Die Sponsoren des Swiss Diversity Awards sorgten in der Vergangenheit für Kritik. So lehnte die Lesbenorganisation Schweiz (LOS) 2020 die Nominierung in der Kategorie «LGBTQ+» ab, da der Rüstungskonzern RUAG und der Tabakkonzern Japan Tobacco International den Abend sponserten (MANNSCHAFT berichtete).

Mehr: Selbtbestimmtes Sterben – Julianne Moore und Tilda Swinton sind die Stars des Gewinnerfilms «The Room Next Door». Neben Pedro Almodóvar machen in Venedig weitere Preisträger schwere Themen auf persönlicher Ebene erlebbar. (MANNSCHAFT berichtete).

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