Darum geht diese Kampagne mit Regenbogen in Ordnung
Nicht überall, wo ein Regenbogen drauf ist, ist LGBTIQ drin
In Zürich fährt eine Strassenbahn mit einer Kampagne, die viele auf den ersten Blick irritiert. Der Grund ist ein Regenbogen.
Die LGBTIQ-Organisation HAZ Zürich machte kürzlich darauf aufmerksam. Auf Facebook erklärte man, man habe sich bereits vor Monaten bei den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ) und der Schweizer Stiftung Road Cross über die Kampagne «Handy in die Tasche» beschwert. Aber: „Offenbar kamen beide zum Ergebnis, dass die Kampagne ok ist.“
MANNSCHAFT hat bei Road Cross nachgefragt. Dort erklärte man uns das Ziel der Kampagne so: Sie soll auf die Folgen von Verkehrsunfällen auf Grund von Ablenkung durch das Smartphone zu sensibilisieren. «Damit möchten wir dazu beitragen, dass sich weniger Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten und Toten ereignen. Die aktuelle Unfallstatistik zeigt, dass speziell die Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 16 und 24 Jahren stark von Verkehrsunfällen durch Ablenkung betroffen sind.» Daher spreche die Kampagne speziell diese Altersklasse an.
Was den Regenbogen in der Kampagne betrifft, so haben man sich bewusst für Sujets und Kanäle entschieden, die die Aufmerksamkeit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf sich ziehen. «Da die Jugendlichen viel Zeit in den Sozialen Medien verbringen, haben wir im vergangenen Juni die Kampagne mit sensibilisierenden Instagram-Stories von populären Influencer*innen medienwirksam lanciert.»
Für diese Stories seien eigens einen Filter programmiert worden, bei dem während der Story vermeintlich das Handydisplay zersplittert und so das Gefühl entsteht, dass der Influencer in einen Verkehrsunfall verwickelt wurde. Diese Täuschung klärt der Influencer im Anschluss selber mit dem Hinweis auf, dass man das Handy auf der Strasse in der Tasche lassen soll, damit die eigene Instagram-Story «nicht tragisch endet». Dies sei von den Jugendlichen und den Medien sehr gut aufgenommen worden
Bei der Visualisierung der erweiterten Kampagne haben wir unter anderem auf beliebte Stil-Elemente der Sozialen Medien zurückgegriffen. So auch auf die Filter von Snapchat, welche von den Jugendlichen intensiv genutzt werden. Zu den populärsten Klassikern unter den Snapchat-Filtern gehören die Blumen- oder Schmetterlingskrone, die Welpen-Näschen und Öhrchen und der Regenbogen-Filter. Letzterer ist weltweit wohl der berühmteste von allen Filtern. Der ursprünglich aus japanischen Anime-Zeichentrickserien stammende Regenbogen hat sich seit 2006 in der weltweiten Populärkultur als «Puking-Rainbow-Meme» etabliert.
So erklärt es auch ein User auf dem Facebook-Profil von HAZ Zürich so: «Ich find im Internet irgendetwas soooo toll und aufregend, dass mir die Kotze regenbogenfarbig rausschiesst. Es ist quasi das Antonym zu ‚über etwas kotzen’».
++ 2018 feierten bunte Poster die Pride in der New Yorker U-Bahn (MANNSCHAFT berichtete) ++
Der Regenbogen hat also in diesem Fall nichts mit der LGBTIQ Community zu tun, erklärt Road Cross.
«Die Auswahl der Models, die zitierten Snapchat-Filter oder die verwendeten Slogans stehen in keinem Zusammenhang mit der LGBTIQ-Bewegung oder einer anderen Gruppierung. Die Kampagne inkludiert alle jungen Erwachsenen in der Gesellschaft und soll einzig dazu beitragen, dass das Smartphone im richtigen Moment genutzt wird und so weniger Jugendliche in Verkehrsunfälle verwickelt werden.»
«Habt euch lieb»– Vor drei Jahren landeten die Verkehrsbetriebe der österreichischen Hauptstadt mit zwei küssenden Männern einen kleinen viralen Hit (MANNSCHAFT berichtete).
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