Prozessbeginn wegen versuchtem Mord aus Homohass

Der Angeklagte, ein Landsmann des Opfers, bestreitet schwulenfeindliche Motive

Symbolbild: AdobeStock
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Nach einem versuchten Mord aus Homohass an einem Tschetschenen in Brück (Landkreis Potsdam-Mittelmark) findet seit Donnerstag am Landgericht Potsdam der Prozess statt.

«Du hast kein Recht, hier auf dieser Erde zu leben!» Mit diesem Fluch soll der Angeklagte Anfang Juni 2019 in einem Flüchtlingsheim in Brück auf den 30-Jährigen eingestochen haben – weil er schwul ist. Er werde ihn zur Leiche seiner Mutter und zu seinem Vater zurückschicken, soll Islam S. zudem gedroht haben. Erst als sich sein Opfer totstellte, habe der Täter von ihm abgelassen, so die Staatsanwaltschaft.

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Nach den Worten «Ihr Päderasten gehört liquidiert» soll er schliesslich vom Tatort geflüchtet sein. Andere Heimbewohner*innen riefen den Notarzt. Bei dessen Eintreffen hatte das Opfer bereits fast 500 Milliliter Blut verloren.

Er war nicht mehr bei sich, konnte nicht mehr denken, liess der 21-jährige Islam S. am Donnerstag seinen Verteidiger vorlesen, wie der rbb berichtet. Von Schwulenhass war nicht die Rede. Er behauptet vielmehr, Movsar E. habe im Vorfeld der Tat seine Mutter und Nichte als «Hure» und «Schlampe» beschimpft.

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Dem Angeklagten wird vorgeworfen, sich von hinten an sein argloses Opfer herangeschlichen zu haben und ihm in Tötungsabsicht mit einem Messer sechs bis acht mal in den Hals und zehn mal in die Schulter gestochen. Zudem soll er ihn mit Fäusten geschlagen und ihm mehrfach gegen den Kopf getreten haben. Grund war laut Staatsanwaltschaft die Ablehnung der sexuellen Identität des Opfers.

Es sind sechs Verhandlungstermine angesetzt. Am 24. Februar soll das Opfer vor Gericht aussagen. Movsar E. soll in seiner Heimat als schwuler Mann verfolgt worden sein. Dort wurde er festgenommen und vergewaltigt. Gegen ein Lösegeld von 80.000 Rubel sei er wieder freigekommen, sonst hätte man ihn getötet, soll Movsar E. immer wieder bekräftigt haben.

Nach der Tat am 7. Juni suchte die Polizei mit Unterstützung eines Polizeihubschraubers sowie einem Fährtensuchhund nach dem flüchtigen Täter. Der konnte jedoch nicht aufgegriffen werden. Aufgrund von Ermittlungen der Mordkommission der Polizeidirektion West konnte der Tatverdächtige vier Tage später in Werder (Havel) festgenommen werden. Da er bei der Tat noch nicht 21 war, könnte er nach dem (milderen) Jugendstrafrecht verurteilt werden.

Mord aus Homohass in Sachsen 2019 sorgte ein Prozess in Sachsen für Aufsehen: Bei dem schwulenfeindlichen Hassverbrechen wurde ein 27-Jähriger von drei Männern brutal misshandelt und getötet. Die Staatsanwaltschaft hatte dem Anführer Mord vorgeworfen und lebenslange Haft gefordert. Doch verurteilt wurde das Trio wegen Totschlags (MANNSCHAFT berichtete).

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