Protestbanner gegen Genderverbot an Bayerns Staatskanzlei gehisst
Kritik: Menschen, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen, sollen «aus der Sprache ausgeschlossen werden»
Seit Montag ist in Bayern das Genderverbot in Kraft (MANNSCHAFT berichtete). Damit wollen sich zwei junge Menschen nicht abfinden. Sie klettern auf die Fahnenmasten vor der Staatskanzlei und gendern in luftiger Höhe.
Als Protest gegen das neu geltende Genderverbot an Bayerns Schulen haben zwei Schülerinnen am Mittwoch zwischen zwei Fahnenmasten vor der Staatskanzlei in München ein Banner mit der Aufschrift «*innen» angebracht.
Oben angekommen setzten sie sich in selbst installierte Schaukeln zu dem Banner. Mit der Aktion wollten sie nach eigenen Angaben «andere Schüler*innen, Auszubildende und Student*innen auffordern, in Klausuren sowie im Alltag weiter zu gendern, um sich gegen Diskriminierung auszusprechen», wie sie im Anschluss mitteilten. Erst nach rund zwei Stunden wurden die Protestierenden von der Feuerwehr wieder auf den Boden zurückgeholt.
«Ich finde es unfassbar, dass Bayern das Gendern verbietet und so die Diskriminierung durch das generische Maskulinum fördern will. Damit sollen systematisch Menschen, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen, aus der Sprache ausgeschlossen werden. Auch weiblich gelesene Personen werden dadurch weiter diskriminiert», sagte Juna Stepovic, eine der kletternden Personen.
«Als nicht-binäre Schüler*in finde ich es erschreckend, dass queere Schüler*innen so aus dem Schulalltag ausgegrenzt werden sollen.» Sollte das Gendersternchen als Fehler angestrichen werden, würden die Kinder lernen, dass es falsch wäre, queer zu sein.
«Wegen der anstehenden Prüfungen bleibt nicht viel Zeit für Protest. Trotzdem ist es mir wichtig, auf das Thema aufmerksam zu machen», sagte Sky Lutzen, eine der kletternden Personen, «auch wenn das bedeutet, dass ich auf einer Schaukel für Mathe lernen muss».
In Bayern ist an diesem Montag das Genderverbot in Kraft getreten. In Schulen, Hochschulen und Behörden ist die Verwendung geschlechtersensibler Gendersprache ausdrücklich verboten. In der Allgemeinen Geschäftsordnung (AGO) für die Behörden des Freistaates Bayern heisst es jetzt: «Mehrgeschlechtliche Schreibweisen durch Wortbinnenzeichen wie Genderstern, Doppelpunkt, Gender-Gap oder Mediopunkt sind unzulässig.»
Aus der Sicht von Stepovic und Lutzen versuche die CSU, mit dem neuen Gesetz Menschen eine Sprache aufzuzwingen, die sie selbst als richtig erachte. Es gehe bei dem Protest nicht in erster Linie darum, alle Menschen dazu zu bringen zu gendern. Wichtig sei es, dass alle Menschen frei darüber entscheiden können, ob sie gendern oder nicht.
Auch Lehrer*innen sowie Direktor*innen sollten ermutigt werden, sich nicht in ihrer Sprache und im Schriftverkehr einschränken zu lassen. Gerade die bevorstehenden Abitur- und Abschlussprüfungen seien eine geeignete Plattform, um den Protest zu verdeutlichen.
In Berlin beziehen die Handballerinnen der Spreefüxxe Flagge für Vielfalt. Das liegt auch an der Führung des Klubs (MANNSCHAFT+).
Das könnte dich auch interessieren
Deutschland
Mehr als 22'000 Menschen haben Geschlechtseintrag angepasst
Seit dem 1. November vergangenen Jahres können Menschen relativ leicht ihren Geschlechtseintrag beim Standesamt ändern.
Von Newsdesk/©DPA
News
TIN
Politik
Drag
Die queere Geschichte hinter dem Musical «Kinky Boots»
Ein englischer Unternehmer produziert auf dem Land Stiefel für Dragqueens. Das Musical «Kinky Boots» nach einer wahren Geschichte geht jetzt auf Tour in der Schweiz und Deutschland. Prominenter Fan ist Jorge González.
Von Newsdesk/©DPA
Schweiz
Kultur
Musik
Bühne
People
«Unterkomplexe Streitkultur»? Ehrung für Silvio Witt
Der Publizist Michel Friedman hat bei der Preisverleihung in Schwerin zu mehr Engagement für die Demokratie aufgerufen.
Von Newsdesk/©DPA
Award
Deutschland
Schwul
Türkei
Angriff auf LGBTIQ und Demokratie – Merz soll Klartext sprechen
Inhaftierte Oppositionspolitiker und Medien unter Zwangsverwaltung: Der Besuch von Bundeskanzler Merz in der Türkei fällt in eine kritische Zeit. Dabei soll er eigentlich Annäherung bringen.
Von Newsdesk/©DPA
Queerfeindlichkeit
News