Polen: TV-Moderator entschuldigt sich für Hetze gegen LGBTIQ

Neue Töne bei TVP

Der polnische LGBTIQ-Aktivist (Foto: Bart Staszewski)
Der polnische LGBTIQ-Aktivist (Foto: Bart Staszewski)

Ein Journalist des öffentlich-rechtlichen Senders TVP in Polen hat sich für die «beschämende» Rolle seines Arbeitgebers bei der Verbreitung von Queerfeindlichkeit entschuldigt.

Im Januar waren erstmals nach acht Jahren wieder queere Paare in Polens Staatsfernsehen zu sehen (MANNSCHAFT berichtete). Nun räumte TVP-Moderator Wojciech Szelag laut Medienberichten ein, LGBTIQ seien jahrelang durch «hasserfüllte Worte» zum Sündenbock gemacht worden. Der Sender, der als Propaganda-Sprachrohr der ehemaligen rechtskonservativen Regierungspartei PiS kritisiert wurde, erlebt unter dem neuen Premierminister Donald Tusk, der Ende 2023 die Regierungsgeschäfte übernahm, einen Wandel und soll unabhängiger von Regierungseinfluss werden. So wurde bereits die Führungsriegen ausgetauscht (MANNSCHAFT berichtete)

In der Abendsendung wandte sich Szelag kürzlich an die Aktivist*innen Maja Heban und Bart Staszewski, der in den vergangenen Jahren gegen die zahlreichen «LGBT-freien Zonen» im Land kämpfte (MANNSCHAFT berichtete), und entschuldigte sich.

TVP-Moderator Szelag erklärte, zuletzt mit zitternder Stimme: «LGBTIQ-Personen sind keine Ideologie, sondern Menschen: mit Namen, Gesichtern, Liebsten und Freunden. All diese Menschen sollen heute von hier aus die Worte ‹Es tut mir leid› hören.»

Er fügte hinzu: «Obwohl ich nicht für die Worte verantwortlich bin, die zuvor auf diesem Kanal gesagt wurden, war es notwendig zu zeigen, dass es an dem Ort, an dem so viel Böses verbreitet wurdee, nun eine Veränderung gab.»

Der Chef von Polens rechtsnationalistischer PiS-Partei, Jaroslaw Kaczynski, hat u.a. Homosexuelle, die Geschlechterforschung und frühe Sexualaufklärung von Kindern als «Bedrohung» für sein Land bezeichnet. Dafür machte er den Westen Europas verantwortlich, der angeblich die fremden Ideen ins Land holte (MANNSCHAFT berichtete)

Auch Staatsoberhaupt Andrzej Duda hat immer wieder offen gegen LGBTIQ gehetzt und u.a. einen Änderungsentwurf zur Verfassung unterschrieben, der das Verbot der möglichen Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare in der Verfassung festschreiben sollte. Das sei notwendig, um «die Sicherheit der Kinder und ein angemessenes Aufwachsen sicherzustellen», so Duda.

Im Jahr 2020 wurde bekannt, dass sich ein schwules Model das Leben genommen hat: Michał ertrug den Hass und die Anfeindungen nicht mehr (MANNSCHAFT berichtete).

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