Peter Plate und Ulf Leo Sommer werden Intendanten in Berlin
Das Autorenduo übernimmt für mindestens zwei Jahre das Theater des Westens
Das schwule Autorenteam Peter Plate und Ulf Leo Sommer übernimmt die künstlerische Intendanz des Berliner «Stage Theater des Westens» und feiert gleichzeitig einen «Ticket-Meilenstein».
In einer Pressemitteilung vom Dienstag heisst es: «Nachdem die gefeierten Produktionen ‹Ku’damm 56› und ‹Romeo & Julia› mehr als 500‘000 Zuschauer im Stage Theater des Westens begeistert haben, intensivieren Peter Plate und Ulf Leo Sommer ihre Zusammenarbeit mit Stage Entertainment.»
Was das heisst? «Das Komponisten-Duo übernimmt ab sofort die künstlerische Intendanz und mietet ab 2025 das wunderschöne und traditionsreiche Theater in Berlin exklusiv für mindestens 2 Jahre von Stage Entertainment.»
Neue Besetzung der Hauptrollen Nachdem das zusammen mit Annette Hess geschriebene Musical «Ku’damm 56» (nach der gleichnamigen ZDF-Serie) auf Deutschlandtournee gezeigt worden war und dann nach einem letzten Durchlauf in Berlin abgesetzt wurde, laufen derzeit die Proben zur Fortsetzung «Ku’damm 59» mit einer rundum neuen Besetzung der Hauptrollen.
In dieser Musicalfortsetzung wird auch die Geschichte der schwulen Figur des Staatsanwalts Wolfgang von Boost weitererzählt, der sich – nach dem Versuch einer Konversionstherapie in «Ku’damm 56» – endlich verlieben darf, in einen Anwalt aus Ost-Berlin namens Hans Liebknecht. Die Rollen von Wolfgang und Hans übernehmen zur Premiere Philipp Nowicki und Alexander Auler. Das Duett sder beiden wurde bereits vorab veröffentlicht unter dem Titel «Zwischen Ost und West» (MANNSCHAFT berichtete).
Der Vorverkauf für «Ku’damm 59» läuft der Pressemitteilung zufolge nicht nur gut, sondern sei «der erfolgreichste Vorverkauf in der Geschichte des Theater des Westens seit über 10 Jahren».
«Unterdrücktes homosexuelles Begehren» In einem Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit wurde Plate gefragt, wieso «im deutschsprachigen Raum nach wie vor Unterhaltungskunst aus queeren Szenen oft Rückgriffe auf die Fünfzigerjahre macht», also «unterdrücktes homosexuelles Begehren» zeige, statt die seither erreiche «Emanzipation der Schwulen» zu feiern.
Plate antwortet darauf mit der Gegenfrage, ob Homophobie heute wirklich überwunden sei, selbst wenn wir in liberaleren Zeiten leben würden. Sommer entgegnet, dass der Rückgriff auf die 1950er Jahre damit zu tun habe, dass die Frauen früher einfach besser gekleidet gewesen seien – ebenso die Männer. Was das mit dem Thema «Emanzipation der Schwulen» zu tun hat, erklärt er nicht.
Stattdessen erklärt Sommer: «Unser Vorbild für alles ist die Schauspielerin Bette Midler, die in den Siebzigerjahren in einer stinkenden Schwulensauna in New York auftrat. Die rannten denen die Bude ein, und aus der Kaschemme wurde durch den Erfolg ein schickes Badehaus gemacht!» (MANNSCHAFT berichtete).
Inwieweit Plate und Sommer vorhaben, mit dem Theater des Westens solche Wege zu gehen, lassen sie offen. Was allerdings bekannt ist, ist, dass eine Rückkehr von «Romeo & Julia» und «Die Amme» im kommenden Jahr sowie «eine ganz neue Produktion» für 2026 als Uraufführung geplant sei.
Dazu sagt Ulf Dewald, Director Operations und Geschäftsführer Stage Entertainment Deutschland: «Peter Plate und Ulf Leo Sommer ist es mit ihren Inszenierungen gelungen, das Genre Musical grossartig zu bereichern und damit das Publikum in Berlin und aus ganz Deutschland zu begeistern. Wir freuen uns enorm über die Vertiefung unserer Zusammenarbeit!»
«Wir sind überglücklich, nicht nur die künstlerische Intendanz von einem der schönsten Theater Berlins zu übernehmen, sondern auch hocherfreut, damit verbunden die wunderbare Zusammenarbeit mit den fantastischen Kollegen intensivieren zu können», ergänzen Plate und Sommer.
Obwohl es in Deutschland und Österreich viele queere Darsteller*innen auf den Bühnen gibt sowie Regisseur*innen und Autor*innen wie Thomas Zaufke und Peter Lund, wird das Thema Homosexualität und Transgender selten in Grossproduktionen behandelt. Im kompletten Gegensatz zur kommerziellen Musicalszene am New Yorker Broadway (MANNSCHAFT berichtete) oder dem West End in London.
Die Oper Leipzig hat für kommende Spielzeit das One-Woman-Musical «Ein wenig Farbe» von Rory Six über den Selbstfindungsweg von trans Frau Helena angekündigt, in der Regie von Lucia Reichard und mit AMY in der Hauptrolle. Allrdings nur als Studioproduktion in kleinstem Rahmen.
Im Buch «Breaking Free: Die wunderbare Welt des LGBTQ-Musicals» spricht Six ausführlich über «Ein wenig Farbe»; dort wird auch «Ku’damm 56» kritisch beleuchtet (MANNSCHAFT berichtete).
Plate und Sommer betonen ihrerseits gern und wiederholt, wie sehr sie die Kunstform «Musical» hassen (ebenso wie Annette Hess es tut). Sie erklären dabei nicht, wie und ob es je eine Meinungsänderung zur Gattung gab und wie dieser Geringschätzung des Genres dazu passt, dass sie sich als wegweisende Musicalautor*innen in Deutschland sehen.
Die Premiere von «Ku’damm 59» ist am 5. Mai im Theater des Westens in Berlin.
Das könnte dich auch interessieren
Religion
Boykott oder Annäherung? Wie man mit Homophobie (auch) umgehen kann
Eine Geschichte aus dem niederländischen Bible Belt
Von Kriss Rudolph
Queerfeindlichkeit
People
Was machen eigentlich ... Bruce Darnell, Sam Smith und Harry Styles?
... und weitere Neuigkeiten u.a. zu Elton John.
Von Newsdesk Staff
Musik
Unterhaltung
Serie
Buch
Kultur
Deutschland
++ Riesen-Ansturm auf ESC-Vorentscheid ++ Queerpolitischer Rückstand ++
LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland
Von Newsdesk Staff
Eurovision Song Contest
Queerfeindlichkeit
News
Unterhaltung
Serienjunkie: Queere Tipps für den Dezember
Griechische Fischer, eine Ü40-Version von «Glee» und die Verfilmung eines Skandalromans
Von Robin Schmerer
Serie
Kultur
Film