OutTV in Deutschland: «Es ist wichtig, jeden Tag sichtbar zu sein»
Lifestyle-Sender will feste Grösse in der deutschen Medienlandschaft werden
Am Wochenende hat der europäische Lifestyle-Fernsehsender den offiziellen Deutschland-Start unter dem Motto «We’re coming out» gefeiert. Bald soll OutTV in über 4 Millionen deutscher Haushalte zu empfangen sein und damit zu einer festen Grösse in der deutschen Medienlandschaft werden.
OutTV, dessen Sitz sich in Utrecht befindet, ist schon eine Weile als Video Channel auf Amazon Prime verfügbar und soll in Kürze auch bei der Deutschen Telekom live gehen. Zu sehen gibt es Serien wie «RuPaul’s Drag Race All Stars», «Cucumber/Banana», «Absolutely Fabulous», «Feral», «The Switch» oder «Drag Race Thailand».
«Es ist wichtig, jeden Tag sichtbar zu sein», erklärt Marc Putman, CEO von OutTv, warum er den Sender, der u.a. in den Niederlanden und Grossbritannien zu empfangen ist, vor 14 Jahren an den Start brachte. «Fernsehen ist noch immer superwichtig, was den Einfluss auf die Meinung der Menschen angeht, auch wenn es mittlerweile so viele Streamingplattfomen gibt», so der Niederländer Putman im Gespräch mit MANNSCHAFT.
In Deutschland gebe es schliesslich nicht nur Grossstädte; für viele Menschen, die in ländlichen Gegenden leben, sei Fernsehen oft das einzige oder jedenfalls häufigste Medium, um sich zu informieren.
Putman sagt, er bekomme immer wieder Feedback von Leuten, die im Programm von OutTV LGBTIQ sehen und so den Mut fassen, sich selber zu outen. «Wenn wir das nur für eine Person schaffen, dann ist das gut.»
Übrigens gibt es neben schwulen Männern noch eine wichtige Zielgruppe, die sein Programm schauen – und das sind heterosexuelle Frauen. «Das hätten wir vor 14 Jahren auch nicht erwartet.» Und Hetero-Frauen seien auch für LGBTIQ wichtig in dem Prozess, in der Gesellschaft für Toleranz und Aktzeptanz zu sorgen. Je nach Land läge der Anteil von heterosexuellen Frauen zwischen 40 und 60 % des Gesamtpublikums.
Fernsehen für Schwule gab es ja schon mal: Der deutsche Sender Timm war im November 2008 gestartet, als privater Fernsehsender für ein homosexuelles Publikum, damals zu empfangen über Kabel oder im Internet. Doch schon ein Jahr später, Anfang 2010 musste, die Betreiberfirma Deutsche Fernsehwerke GmbH Insolvenz anmelden. Aus Timm wurde ein Teleshoppingkanal.
Putman kennt die Geschichte natürlich. «Ich habe damals viel Kontakt zu Timm TV gehabt und habe die Leute beraten. Aber ich spürte vom ersten Momment: Das funktioniert nicht.» Am Programm lag es nicht, glaubt Putman: Es gab zu viele teure Eigenproduktionen. Und man habe zu sehr auf Einnahmen durch Werbung gesetzt, das sei damals schwierig gewesen.
Es ist eine neue Zeit. Ich glaube, wir können heute erfolgreich sein.
«Die Gesellschaft war auch noch nicht bereit. Ich glaube, heute ist es einfacher», sagt Putman. Das sieht man auch an der neuen Regierung: Es ist eine neue Zeit. Ich glaube, wir können heute erfolgreich sein.»
Eigenproduktionen wird man darum bei OutTV anfangs kaum zu sehen kriegen. «Das kostet sehr viel Geld. Das war etwas, das Timm falsch gemacht hat.»
In Österreich gibt es OutTV nach eigenen Angaben schon bei Amazon Prime; zum Ende des Jahres soll es auch bei Magenta TV (Telekom) zu empfangen sein. In der Schweiz kann man OutTV noch nicht sehen.
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