«New Queer Photography»: Sexualität ohne Tabugrenze
Ein neues Fotobuch zeigt eine Vielzahl unterschiedlicher Stile und Bildwelten jenseits von Klischees und Vorurteilen
Das faszinierende Fotobuch «New Queer Photography» vereint eine Reihe von künstlerisch wie dokumentarisch arbeitenden Fotografen. Im Mai 2020 soll es erscheinen, ab sofort läuft die Kickstarter-Kampagne.
Es sind Arbeiten von über 40 Fotograf*innen zu Drag und Gender, Queerness und Transsexualität in all ihren Facetten: Künstlerische und dokumentarische Fotografie zwischen Erotik, Kultur, Lifestyle und Kritik. Sich der Frage der eigenen Sexualität jenseits von Tabugrenzen zu nähern, sei gerade in der Kunst möglich, wie der Verlag erklärt. Sie lasse nicht nur das gefahrlose Spiel mit den Geschlechtern, mit den verbotenen Wünschen zu, sie allein erfasse ihre Widersprüchlichkeit.
Nicht zuletzt begünstigt durch die sozialen Medien, hat sich in den letzten Jahren eine junge und engagierte Szene im Bereich der queeren Fotografie etabliert. Dem Bedürfnis nach Selbstdarstellung, -vergewisserung und -spiegelung folgend, zeigen viele Fotografen vor allem das Schwulsein als private Idylle.
Gleichzeitig, so heisst es im Ankündigungstext des Verlags, werd der eigene und gesellschaftliche Umgang mit Transsexualität und Geschlechterrollen kritisch hinterfragt oder das Pornografische in seiner zersetzenden oder auch affirmativen Kraft gezeigt. Filme, Serien und die Vereinnahmung durch die Mainstream-Kultur suggerieren bereits eine breite gesellschaftliche Akzeptanz queerer Lebensmodelle.
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«Vor ungefähr drei Jahren arbeitete ich an der Gestaltung eines Buches über Körperfotografie mit Fotos aus den 1950er Jahren, deren Ästhetik und Bildwelten eindeutig ein schwules Publikum ansprechen sollten», erklärt der Initiator des Buches, Benjamin. Im Verlauf der Arbeit fragte er sich: Wie würde ein Buch mit zeitgenössischer schwuler und queerer Fotografie aussehen? Welche Fotografen, Themen und Stile würden heute in einem solchen Buch enthalten sein?
«Etwa zu dieser Zeit wurde ich auf die Werke von Matt Lambert und Florian Hetz aufmerksam und suchte nach anderen schwulen und queeren Fotografen. Als sich meine Forschung intensivierte, tauchte vor mir ein Universum unglaublich talentierter LGBTIQ-Fotografen auf, das sich durch eine Vielzahl unterschiedlicher Stile und Bildwelten jenseits von Klischees und Vorurteilen auszeichnete. So entstand die Idee der New Queer Photography.»
Dass Schwul- und Lesbischsein in bestimmten Ländern und Gesellschaften nach wie vor Ausgrenzung, Einsamkeit, Stigmatisierung und Gewalt bedeuten können, zeigt in New Queer Photography eindrucksvoll eine Reihe von dokumentarisch arbeitenden Fotografen, die auch die kolonialen Ursprünge vieler Verbote von gleichgeschlechtlichen Kontakten und das Regime der Sexualität selbst berücksichtigen.
Das sorgsam recherchierte und umfangreich ausgestattete Buch mit dem Untertitel «Focus on the margins» (zu deutsch: Die Ränder im Mittelpunkt) stellt rund 40 zeitgenössische fotografische Positionen vor, darunter bereits etablierte Namen sowie zahlreiche vom Publikum wenig beachtete oder noch unbekannte Talente.
Für Konzept und Design ist Benjamin Wolbergs verantwortlich, der bereits für Taschen, Prestel und Kettler tätig war und zwei Jahre an «New Queer Photography» gearbeitet hat. Die englischsprachigen Texte hat Ben Miller vom Schwulen Museum Berlin verfasst.
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