Nemo: «Ich schicke meine ESC-Trophäe zurück»

Anders als die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) unterstützt Nemo eine Teilnahme Israels am ESC nicht.

Nemo Eurovision ESC 2024
Hier bereitete sie Nemo noch Freude: Der Sieg am ESC 2024. (Bild: Jens Büttner/dpa)

Nemo will die ESC-Trophäe nicht mehr im Regal haben und sendet sie an den EBU-Sitz in Genf zurück. Grund dafür sei die kontinuierliche Teilnahme Israels am Eurovision Song Contest.

Zurzeit hagelt es Boykott-Ankündigungen diverser alteingesessener ESC-Länder (MANNSCHAFT berichtete). In den letzten Tagen haben Spanien, die Niederlande, Slowenien und Irland ihr Fernbleiben vom Eurovision Song Contest 2026 angekündigt. Gestern schloss sich mit Island ein fünftes Land dem Boykott an. Nun meldet sich auch Nemo zu Wort.

In einem Statement und einem Video wirft Nemo der European Broadcasting Union (EBU) einen Verrat an ihren Werten vor. «Obwohl ich unglaublich dankbar bin für die Community rund um den Contest und für alles, was mich dieses Erlebnis als Person und Künstler*in gelehrt hat, fühlt es sich heute nicht mehr richtig an, dass diese Trophäe in meinem Regal steht», so Nemo. «Eurovision sagt, man stehe für Einheit, Inklusion und Würde für alle. Für mich haben diese Werte dem Contest eine Bedeutung geschenkt. Doch die kontinuierliche Teilnahme Israels, während die Unabhängige Internationale Untersuchungskommission der UN festgestellt hat, dass ein Völkermord stattfindet, zeigt einen klaren Widerspruch zwischen diesen Idealen und den Entscheidungen der EBU.»

Dabei gehe es nicht um einzelne Personen oder Künstler*innen, so Nemo weiter. «Der Wettbewerb wurde wiederholt genutzt, um das Image eines Staates, dem schwere Vergehen vorgeworfen werden, zu beschönigen – während die EBU darauf beharrte, Eurovision sei ‹unpolitisch›. Und wenn ganze Länder sich wegen dieses Widerspruchs zurückziehen, sollte klar sein, dass etwas grundlegend falsch läuft.»

«Deshalb habe ich entschieden, meine Trophäe zurück an den EBU-Hauptsitz in Genf zu schicken. Mit Dankbarkeit und mit einer klaren Botschaft: Lebt das, was ihr behauptet», schreibt Nemo. «Wenn die Werte, die wir auf der Bühne feiern, abseits davon nicht gelebt werden, verlieren selbst die schönsten Lieder ihre Bedeutung. Ich warte auf den Moment, in dem Worte und Taten übereinstimmen.» Nemo hatte bereits im Mai 2025 im Vorfeld des ESC in Basel einen Ausschluss Israels vom Wettbewerb gefordert (MANNSCHAFT berichtete).

Binnen drei Stunden erhielt Nemo für das Statement auf Instagram über 45'000 Herzchen und über 2500 Kommentare, darunter auch von anderen Künstler*innen. «Love u neemy», schrieb etwa Olly Alexander. «Nemo, du hast den Integritätspreis gewonnen», kommentierte der schweizerisch-spanische Sänger Laskaar.

Mit dem Song «The Code» gewann Nemo den ESC 2024 für die Schweiz. Die SRG äusserte sich letzte Woche zur Debatte eines möglichen Boykotts im Zusammenhang mit der Rolle der Schweiz. Israel solle auch beim ESC 2026 teilnehmen dürfen. Als Begründung nennt die SRG, dass der ESC eine «friedensfördernde, verbindende und verständnisbildende Wirkung» haben soll — und als Anlass «jenseits jeder Politik und Parteinahme» verstanden werden müsse.

Mehr: Ist die Finanzierung noch gesichert? 11 Fragen zur Eurovision-Krise (MANNSCHAFT berichtete)

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