Nackter Queer-Aktivist als «starkes Fasten- und Ostersymbol»
In Innsbruck sorgt ein Fastentuch für Aufsehen
In der Universitätskirche St. Johannes Nepomuk in Innsbruck hängt ein nackter Mann. Gemeint ist nicht Jesus, sondern David Apakidze.
David Apakidze ist queer, er hat georgische und ukrainische Wurzeln. Dass sein Foto in der Universitätskirche hängt, hat ihn überrascht, aber auch gefreut, wie der 23-Jährige der Katholischen Presseagentur Österreich erzählt hat.
Die österreichische Fotografin Carmen Brucic hat das Bild gemacht: Es zeigt den Aktivisten mit geschlossenen Augen und nacktem Oberkörper. Seit Aschermittwoch hängt es als Fastentuch in der Innsbrucker Kirche. Üblicherweise werden Fastentücher am Karsamstag wieder entfernt.
Brucic war vom Tbilisi-Foto-Festival eingeladen, die ehemalige Sowjetrepublik zu fotografieren. Ihren Fokus hat sie dann auf jene jungen Queers gelegt, die sich in Georgien nicht sicher fühlen. «Du bist vogelfrei, wenn du dich in Georgien als schwul oder queer outest – dann kann einfach ein Stein fliegen», hat sie dem ORF erzählt.
Das bestätigt auch Apakidze. «In meiner Heimat Georgien sieht die Welt ganz anders aus: Wer hier solch ein Bild in einer Kirche aufhängen würde, würde getötet werden.» Aus Österreich habe er aber sehr viele positive Rückmeldungen erhalten, worüber er sich freue.
Das Bildnis trägt den Titel «tired?». Wie Apakidze im Interview mit kath.ch erzählt, habe die Fotografin ein längeres Interview zu dem Bild gemacht, wie auch mit anderen Menschen, die sie fotografiert hat. Sie fragte ihn, wie es ihm geht. «Es war nach dem 5. Juli 2021 – in Georgien sollte die Pride stattfinden. Doch es gab Proteste dagegen, sodass die Pride abgesagt wurde. Queere Menschen wurden durch die Strassen gejagt. Ich sagte ihr, dass ich müde bin zu kämpfen.»
Georgien sei zwar ein homophobes Land, «doch es verändert sich», erklärt Apakidze. Russland versuche aber, das zu verhindern. Nach den gewalttätigen Ausschreitungen während einer LGBTIQ-Demonstration in Georgien kam es im Sommer 2021 zu zahlreichen Festnahmen (MANNSCHAFT berichtete).
Nicht alle finden die Installation in der Kirche gut. Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler aber verteidigt sie immer wieder gegen Kritik. Die Körperhaltung des abgebildeten Aktivisten drücke zugleich Erschöpfung und Widerstand aus, findet er. Der Arm zeige gewissermassen ein «V» wie für «Victory». Für Glettler ist diese Ambivalenz «ein ganz starkes Fasten- und Ostersymbol».
Vor zwei Jahren mussten die Tiflis Pride wegen Massenprotesten verschoben werden: Damals hatte die Regierung Georgiens der LGBTIQ-Community Reformen zugesagt (MANNSCHAFT berichtete).
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