Nachfrage nach Ergänzungsausweis für trans Personen steigt
Besonders im nicht-binären Bereich
Zu Beginn der Transition stimmen die amtlichen Ausweispapiere bei trans Personen nicht mit der eigenen geschlechtlichen Verortung überein. Dafür gibt es den Ergänzungsausweis, der sich zunehmender Beliebtheit erfreut.
Bei trans Personen stimmen die amtlichen Ausweispapiere vor der offiziellen Namens- bzw. Personenstandsänderung nicht mit der eigenen geschlechtlichen Verortung überein. Ähnlich beim äusseren Erscheinungsbild. Bei Personenkontrollen kann das zu belastenden und erniedrigenden Fragen oder sogar gefährlichen Situationen führen.
Darum gibt die Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität dgti einen Ergänzungsausweis heraus – ein standardisiertes Ausweispapier, das alle selbstgewählten personenbezogenen Daten (Vorname, Pronomen und Geschlecht) dokumentiert und ein aktuelles Foto zeigt. Er ist Ausdruck eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts, wonach jede Person einen gültigen Anspruch auf eine Anrede im bewussten und erklärten Geschlecht sowie selbstgewählten Vornamen in der Kommunikation mit staatlichen Organen.
So soll Diskriminierung verhindert werden. Bei sämtlichen Innenministerien, bei der Polizei, vielen Behörden, Banken, Universitäten, Versicherungen und anderen Stellen sei der Ergänzungsausweis bekannt und akzeptiert, heisst es auf der Homepage der dgti. Bei der Polizei, insbesondere in Berlin, fänden seit Jahren Schulungen statt; zudem sei er vom Innenministerium genehmigt, so die dgti. Zur Not hilft ein QR-Code auf dem Ausweis weiter.
Die Frage ist, ob sich Polizist*innen im Einsatz die Mühe machen, den Code zu scannen. Immer wieder tauchen bei Twitter Berichte von trans Personen auf, deren Ergänzungsausweis eben nicht anerkannt wurde. Das passiert in Berlin ebenso wie auf Sylt.
Vorfälle wie diese dienen natürlich nicht dazu, das Anzeigeverhalten von trans Personen zu steigern, wenn sie Gewalt erfahren. In der LGBTIQ Community ist die Angst noch immer sehr verbreitet, es könnte homo- oder transphobe Reaktionen geben oder dass die Polizei gar nicht erst tätig wird, wenn man sie ruft.
Um Fälle wie die oben geschilderten zu vermeiden, abeitet die dgti u.a. mit dem queeren Mitarbeiternetzwerk VelsPol in Polizei, Justiz und Zoll zusammen.
Fest steht: Der Ergänzungsausweis ist gefragt, die Nachfrage nimmt zu. Im vergangenen Jahr wurde er 3455-mal erstellt: 1678-mal mit männlichem Geschlecht, 959-mal weiblich, 818-mal nicht-binär. In diesem Jahr sind es schon jetzt (Stand Mitte August) mehr als im gesamten Vorjahr, nämlich 3620 Ergänzungsausweise.
Angabe nicht-binär nimmt zu Und noch etwas deutet sich im laufenden Jahr an: Die meisten Ausweise werden auch weiterhin mit männlichem Geschlecht ausgestellt, aber an zweiter Stelle folgt nun die Angabe nicht-binär. Im Februar 2022 lautete 121-mal der Eintrag weiblich, 151-mal nicht-binär. In den Monaten Juni und Juli lag die Zahl der nicht-binären um 40 bis 50 über der Zahl der weiblichen.
In der Schweiz gibt es einen solchen Ergänzungsausweis nicht, erfahren wir beim Transgender Network Switzerland. Auch in Österreich nicht. Dort, so teilt uns das Transgender Team Austria (TTA) mit, stellen immerhin manche Therapeut*en ein Schreiben aus, dass Erscheinungsbild und Name aufgrund der Transition eventuell nicht konform gehen können. Immerhin: Sobald man in Österreich die Diagnose hat, könne man alle Dokumente schon auf Namen und Personenstand ändern lassen, auch ohne Hormontherapie oder Operation, so das TTA.
In Bremen kamen am Montag 250 Menschen zur Mahnwache für eine verprügelte trans Frau. Dort überlegt man nun, wie man öffentliche Transportmittel sicherer machen kann (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Film
«Das Kanu des Manitu» schafft erfolgreichsten Start seit Jahren
Der erfolgreichste Start eines deutschen Films seit 2019: Zwar lockte der Kult-Vorgänger 2001 in den ersten Tagen mehr Leute ins Kino, doch können sich die Zahlen von Bullys neuem Film «Das Kanu des Manitu» sehen lassen.
Von Newsdesk/©DPA
Deutschland
Schwul
Unterhaltung
Ehe für alle
Mehr Queers in den USA wollen heiraten
Eine aktuelle Umfrage zeigt: Besonders jüngere LGBTIQ-Personen in den USA träumen zunehmend von Hochzeit und Familie.
Von Newsdesk/©DPA
News
Regenbogenfamilie
Wissenschaft
International
Film
«Priscilla»-Star Terence Stamp gestorben
In «Superman» spielte er den Schurken General Zod, in dem Roadmovie «Priscilla - Königin der Wüste» eine trans Frau. Nun ist der britische Star Terence Stamp mit 87 Jahren gestorben.
Von Newsdesk/©DPA
TIN
Drag
People
«Man muss sie streicheln» – Helen Mirren und die «bisexuellen Tomaten»
Auftritt bei Jimmy Fallon: Die Oscar-Preisträgerin spricht über Tomaten, Inter-Sein – und ihren neuen Netflix-Serienhit.
Von Newsdesk Staff
Bi
TV
Unterhaltung
TIN