Nach der Ent­lassung von schwulem Lehrer: Schul­präsident tritt zurück

Der Sexualkundeunterricht von Daniel Brunner war kritisiert worden

Symbolbild: Pexels
Symbolbild: Pexels

Schulpräsident Hanspeter Hugentobler gibt sein Amt per sofort ab. Das hatten  Eltern in Pfäffikon in einem offenen Brief verlangt, nachdem ein schwuler Lehrer entlassen worden war.

Hugentobler tritt nach eigenen Angaben aus gesundheitlichen Gründen zurück. Am Donnerstag hat der Schulpräsident seinen sofortigen Rücktritt aus der Schulpflege und damit auch aus dem Gemeinderat bekanntgegeben. Der EVP-Politiker ist auch Präsident der Zürcher Kantonalpartei und Kantonsrat. Diese beiden Ämter werde er behalten, schreibt er der NZZ.

«Ich trete 22 Jahre nach dem Einstieg in die Schulpflege und nach 16 Jahren Schulpräsidium zurück. Zur grossen Aufgabenlast des Schulpräsidiums kam der komplexe Schulkonflikt mit Rücktrittsforderungen und medialer Kampagne dazu, der über Monate andauerte und meine Kräfte überstieg – für mich in einem Milizamt gesundheitlich nicht mehr leistbar.» heisst es auf der Homepage von Hugentobler.

Das Vorgehen in Pfäffikon im April zog auch die Kritik von Pink Cross auf sich: «Es begann mit Kritik am Sexualkundeunterricht, der den Fundi-Eltern ein Dorn im Auge war», fasst die schwule Organisation den Fall zusammen und sprach von einem «Armutszeugnis» für die Schule (MANNSCHAFT berichtete).

Offenbar hatten Eltern den schwulen Lehrer Daniel Brunner mit falschen Anschuldigungen überhäuft, kritisiert und Druck ausgeübt, dass die Schulführung einknickte und sich «im gegenseitigen Einvernehmen» von ihm trennte, so der schwule Dachverband.

Hintergrund seiner Entlassung waren Vorwürfe von wertkonservativen Eltern wegen seines Sexualkundeunterrichts. Der ist seit sechs Jahren in der Primarstufe Pflicht. Brunner wird u.a. vorgeworfen, er habe den Kindern als Hausaufgabe erteilt, daheim zu onanieren. Auch soll er ihnen verboten haben, über den Inhalt der Lektionen zu sprechen. Hintergrund für diese Vorwürfe sollen Aussagen und Begebenheiten sein, die von den Kindern überliefert worden seien – und teils von ausserhalb des Sexualkundeunterrichts stammten.

Brunner entkräftete die Vorwürfe gegenüber seinen Vorgesetzten, so gut er konnte, u.a. mit schriftlichen Dokumenten. Doch sein Verdacht: Es ging irgendwann nicht mehr um Inhalte seines Unterrichts, sondern offenbar um seine Person. Zu der Elterngruppe seien laut Zürcher Oberländer später auch drei Elternpaare mit muslimischem Hintergrund gestossen, gemeinsam hätten sie ein Schreiben an die Schulpflege und den Leiter Bildung aufgesetzt.

Der Vizepräsident der Schulpflege bestätigte nach Bekanntwerden der Entlassung gegenüber der NZZ, dass es bei der Auflösung des Arbeitsverhältnisses mit Brunner zu Unregelmässigkeiten gekommen sei. Allerdings sei der Lehrer nicht entlassen worden, weil er schwul sei, die Gründe seien «vielschichtig».

Der digitale Atlas «Queering the Map» zeigt LGBTIQ-freundliche Restaurants, Hotels, etc. und erzählt zudem queere Geschichten über Coming-outs und Herzklopfmomente (MANNSCHAFT berichtete).

Das könnte dich auch interessieren