Nach Ärger mit Woelki – Pfarrer will sich an Segnungsverbot halten
«Bin zurückgepfiffen worden»
Der wegen der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare gemassregelte Pfarrer Herbert Ullmann hat das Vorgehen des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki kritisiert, will sich aber an das Segnungsverbot halten.
Er sehe sich insoweit an sein Gehorsamsversprechen als Priester gebunden, als er nicht einem ausdrücklichen Verbot zuwiderhandle, sagte er dem Kölner Stadt-Anzeiger. «Ich hatte mir einen in meinem Gewissen geprüften Freiraum eingeräumt – und bin zurückgepfiffen worden.» Er wolle auch nicht Galionsfigur einer Art von Widerstand werden, durch die er sich Freiheit in der Seelsorge verbauen würde.
Ullmann hatte im März einen Segnungsgottesdienst für alle sich liebenden Paare – also auch Homosexuelle – geleitet. Ende Juli wurde öffentlich, dass er deswegen von der katholischen Kirche gemassregelt wurde (MANNSCHAFT berichtete). Die Vorwürfe kamen laut Ullmann über Kardinal Woelki direkt aus Rom. Wie der Pfarrer dem Stadt-Anzeiger sagte, fragte der Vatikan auch nach der Predigt von Laien oder der Taufe durch Laien – beides Themen des von Rom und Woelki abgelehnten «Synodalen Wegs» (MANNSCHAFT berichtete).
Ullmann gab zu bedenken, dass Woelki auch selbst unter Druck aus Rom stehe. Der Kölner Kardinal hätte laut dem Pfarrer aber auch erwidern können, dass man die Dinge hier so regle, wie man es für angemessen halte. «Es gäbe viele Möglichkeiten, eine solche Sache abzubiegen. Den Bischöfen in den Nachbarbistümern gelingt das ja auch», sagte er. Diese hatten nach dem Vorfall Geistlichen bei der Segnung queerer Menschen den Rücken gestärkt.
Nach der Massregelung habe er eine überwältigende Zahl von Nachrichten bekommen und zu 95 Prozent Rückhalt erfahren, sagte Ullmann. Die Arbeitsgruppe «Regenbogenkirche für alle», die den Segnungsgottesdienst im März mit organisiert hatte, wolle er weiter nach Kräften unterstützen, ihre Themen in der Öffentlichkeit präsent zu halten und Formen der Zuwendung zu gleichgeschlechtlich Liebenden zu finden.
Aus Protest gegen Kardinal Rainer Maria Woelki hatten katholische Priester eine Segnungsfeier für gleichgeschlechtliche Paare vor dem Kölner Dom erwogen (MANNSCHAFT berichtete). Ob es wirklich dazu komme, sei noch nicht ganz sicher, aber das Echo sei auf jeden Fall gross, sagte der Münchner Geistliche Wolfgang Rothe, der die Segensfeier angeregt hatte. Der Termin soll der 20. September sein.
Einer Mitteilung aus dem Juni zufolge sind im Jahr 2022 mehr als eine halbe Million Menschen in Deutschland aus der katholischen Kirche ausgetreten. Das sind so viele wie noch nie und deutlich mehr als im bisherigen Rekordjahr 2021.
Das könnte dich auch interessieren
USA
10 Jahre Ehe für alle: Aktivist Obergefell fürchtet Ausradierung
2015 machte die Klage von Jim Obergefell machte die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare in den USA möglich. Zehn Jahre später warnt er: Unter der Trump-Regierung könnte dieses Recht wieder verschwinden.
Von Newsdesk Staff
Liebe
News
Ehe für alle
Community
Autor Harm-Peter Dietrich mit 89 Jahren verstorben
Harm-Peter Dietrich ist am Freitag im Alter von 89 Jahren in Berlin verstorben, wie sein Verlag mitteilte. Seine Autobiografie «Danke, Gustav! Mein schwules Jahrhundert» hatte im vergangenen Sommer für Aufsehen gesorgt.
Von Newsdesk Staff
Deutschland
Schwul
News
Geschichte
Buch
People
Kretschmer über 40 Jahre Liebe: «Ich wäre ständig schwanger»
Der Modedesigner Guido Maria Kretschmer ist schon sehr lange mit dem Künstler Frank Mutters liiert. Jungen Homosexuellen könne man das fast nicht mehr erzählen, sagt der «Shopping Queen»-Star.
Von Newsdesk/©DPA
Unterhaltung
Mode
Liebe
Deutschland
Deutschland
«Wie kann man Liebe hassen» – Polizei sichert Pride Paraden
Zahlreiche CSD-Demos haben am Wochenende ein Zeichen für Vielfalt gesetzt und trotzten dem Regen. Die Polizei sicherte die Aufzüge – es gab wieder Protest von rechts.
Von Newsdesk/©DPA
News
Pride