«Mysteriöser, unnahbarer» – Supermodel Tatjana Patitz ist tot
Jean Paul Gaultier und Karl Lagerfeld gehörten für sie «zu den ganz tollen» Designern
Zusammen mit Cindy Crawford und Naomi Campbell gehörte Tatjana Patitz zu den gefragtesten Supermodels der 80er und 90er Jahre. Jetzt ist das in Hamburg geborene Model im Alter von nur 56 Jahren gestorben.
Von Christina Horsten, dpa
Das Model Tatjana Patitz ist tot. Die in Hamburg geborene Patitz, die gemeinsam mit Kolleginnen wie Cindy Crawford, Naomi Campbell, Linda Evangelista und Christy Turlington zu den erfolgreichsten Supermodels der 80er und 90er Jahre gehörte, sei am Mittwoch im Alter von 56 Jahren im US-Bundesstaat Kalifornien gestorben, teilte ihre Model-Agentur in New York der Deutschen Presse-Agentur mit.
Auch ihre deutsche Model-Vertretung in Hamburg bestätigte den Tod von Patitz. Die Gedanken des gesamten Teams seien bei ihrer Familie, hiess es. Laut Medienberichten starb Patitz an Brustkrebs.
Sie zierte die Titelseiten zahlreicher grosser Modemagazine, war im berühmten Musikvideo von George Michael zu dessen Hit «Freedom» zu sehen und wurde vor allem auch durch Bilder von Star-Fotograf Peter Lindbergh bekannt. Sie sei das «eindringlichste der Original-Supermodels» gewesen, schrieb die US-Vogue. «Tatjana war immer das europäische Symbol von schick – wie Romy Schneider-trifft-Monica Vitti», wurde Vogue-Chefin Anna Wintour am Mittwoch in einem Artikel des Magazins zitiert. «Sie war viel weniger sichtbar als ihre Kolleginnen – mysteriöser, erwachsener, unnahbarer – und das hatte seine eigene Anziehungskraft.»
Patitz wurde am 25. März 1966 als Tochter einer estnischen Mutter und eines deutschen Vaters in Hamburg geboren und wuchs in Schweden auf. Als Kind war sie leidenschaftliche Reiterin. Anfang der 80er Jahre nahm sie an einem Schönheitswettbewerb in Schweden teil und gewann den dritten Platz. Es dauerte aber dann noch einige Zeit bis ihre Karriere so richtig in Schwung kam – vor allem durch die Bilder von Star-Fotograf Lindbergh. «Die Menschen haben immer zu mir gesagt, dass ich speziell aussehe, dass ich nicht aussehe wie irgendjemand anderes», sagte Patitz einmal der Vogue. «Und dass ich es deswegen schaffen würde.»
Als echten Teil der Supermodel-Clique sah sich Patitz aber nie. «Das war nie eine Freundschaft, wir haben zu verschiedene Leben gelebt», sagte das Model einmal der Deutschen Presse-Agentur. Patitz zog an den Strand von Malibu in Kalifornien und bekam auch einige Filmrollen. Immer wieder gab es Spekulationen über Beziehungen mit Hollywood-Stars und Musikern wie Richard Gere, Johnny Depp, Pierce Brosnan oder Seal.
Man bewegt man sich in einer zu 99 Prozent schwulen Welt. Man schwimmt nicht mit Haien, um es mal so zu sagen.
Später sagte sie, sie traue lieber ihren Hunden als den Männern. «Die Suche nach einem Mann, der den Alltag eines Models versteht, ist tatsächlich hart», erklärte sie vor fünf Jahren im Interview mit dem Stern. Da komme es schnell zu Eifersucht und Misstrauen. «Dabei bewegt man sich doch in einer zu 99 Prozent schwulen Welt. Man schwimmt nicht mit Haien, um es mal so zu sagen.»
Im selben Interview erklärte sie, dass die beiden schwulen Designer Jean Paul Gaultier und Karl Lagerfeld für sie «zu den ganz tollen» gehört hätten.
Aus einer vorübergehenden Ehe mit einem Geschäftsmann hatte Patitz einen Sohn namens Jonah, den sie einmal als «Quelle meines Glücks» bezeichnete. Vor allem seinetwegen könne sie sich auch eine Rückkehr nach Deutschland vorstellen, hatte sie vor wenigen Jahren einmal in einem Interview gesagt. «In Europa ist viel mehr Tiefgang zu spüren. Europa empfinde ich als authentischer, das vermisse ich manchmal. Amerikaner sind oberflächlicher.»
Meistens aber versuchte Patitz, ihr Privatleben aus der Öffentlichkeit fernzuhalten. «Wenn ich meinen Alltag lebe, bin ich ganz normal», sagte das Model einmal der Deutschen Presse-Agentur. «Wenn Leute mich fragen, was ich mache, sage ich nur, dass ich ‹in der Modebranche› arbeite. Ich will nicht diese ganze Aufmerksamkeit. Mein Leben ist viel grösser. Ich bin nicht meine Karriere. Ich habe das früh bei mir gemerkt, wo die Grenze ist und ich gedacht habe: Ich kann jetzt nicht. Ich bin sehr naturverbunden, kein Stadtmensch. Man muss das abgrenzen können.»
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