«Mutter der MP3» – US-Sängerin Suzanne Vega wird 65
Mit traurigen Folk-Songs wie «Tom’s Diner» und «Luka» wurde Suzanne Vega weltberühmt – und sogar zur «Mutter der MP3». Jetzt wird die US-Sängerin 65 Jahre alt – und tourt weiter um die Welt.
Von: Christina Horsten, dpa
Ausgerechnet bei einem ihrer bekanntesten Hits vergass Suzanne Vega einmal bei einem Gratiskonzert im New Yorker Madison Square Park den Text. Gerade wollte sie zur zweiten Strophe von «Luka» ansetzen, da geriet die US-Sängerin, die am Donnerstag (11. Juli) 65 Jahre alt wird, ins Stocken. «Ich habe diesen Song schon 18 Millionen Mal gesungen, aber irgendwie wollen mir die Worte jetzt nicht einfallen. Aber ihr wisst sie doch sicher, bitte helft mir aus.»
Ich habe diesen Song schon 18 Millionen Mal gesungen, aber irgendwie wollen mir die Worte jetzt nicht einfallen
Sofort riefen Fans ihr den Anfang der zweiten Strophe von einem ihrer berühmtesten Songs zu und Vega spielte weiter, begleitet vom Klatschen und Jubeln des Publikums. Vega bedankte sich mit einem Kompliment: «Ich liebe es, in meiner Heimatstadt zu spielen. Ich spiele ja auf der ganzen Welt, aber hier ist es einfach am schönsten.»
In den 80er Jahren war Vega als junge Frau in der Folkpop-Szene der Stadt aufgetaucht, mit Gitarre und traurigen Songs – «Tom’s Diner» oder eben «Luka», einem Song über Kindesmissbrauch aus Opferperspektive, der trotzdem zum Welthit wurde. Es passiere ihr immer noch, dass sie «in irgendeine Drogerie gehe, nach einer Hautcreme frage, der Verkäufer mich grinsend anschaut – und beginnt, ‹Luka› zu pfeifen», sagt Vega. «Das ist wohl der Preis, den man zahlen muss, wenn Träume in Erfüllung gehen.»
Mit «Tom’s Diner» wurde Vega unterdessen sogar zur «Mutter der MP3»: Der Song aus dem Jahr 1982 handelt von einem Aufenthalt in dem nach wie vor existierenden «Tom’s Restaurant» in Manhattan, wo später grosse Teile der Serie «Seinfeld» gedreht wurden. Sie habe dort oft gegessen oder Kaffee getrunken, sagt Vega. «Es ist nicht niedlich oder atmosphärisch. Es ist einfach nur schlicht, deswegen mag ich es.»
Aufgrund seiner Soundqualität benutzten später zahlreiche Musiker*innen den Song, um ihre Lautsprecher zu testen – und Ende der 80er Jahre speicherten Ingenieure im Fraunhofer Insitut in Erlangen «Tom’s Diner» als ersten Song überhaupt in MP3-Technik ab.
Die Acapella-Version des Songs stellte die Ingenieur*innen vor die Herausforderung, die menschliche Stimme ohne Klangverlust zu komprimieren. Das Format erlaubt es dank seiner geringen Grösse, Musik in kurzer Zeit aus dem Internet zu laden. Der erste Versuch mit «Tom’s Diner» habe sich damals noch so angehört, «als ob jemand am linken und rechten Ohr kratzt», sagte Erfinder Karlheinz Brandenburg, als Vega 2007 im Institut in Erlangen vorbeischaute.
Später coverten Britney Spears und AnnenMayKantereit den Song.
Geboren wurde Vega 1959 als Suzanne Peck in Los Angeles, aber schon ein Jahr nach ihrer Geburt zog ihre Mutter mit ihr nach New York. Vega wuchs in Manhattan auf und begann früh, Gedichte und Songs zu schreiben und in kleinen Musikclubs aufzutreten.
«Ich hatte schon immer das Gefühl, dass ich mich selbst ziemlich gut kenne, und habe mich nicht wirklich damit herumgeschlagen, ein bestimmtes Image zu bekommen.» Anfang der 80er Jahre bekam sie ihren ersten Plattenvertrag und schaffte dann vor allem mit ihrem zweiten Album – «Solitude Standing» – 1987 den Durchbruch.
An den Erfolg dieses Albums, das sowohl «Luka» als auch «Tom’s Diner» enthielt, konnte Vega seitdem nicht immer anknüpfen – aber auf Hits schien die Sängerin, die zum zweiten Mal verheiratet ist und eine erwachsene Tochter hat, sowieso noch nie aus zu sein. Lieber macht die vielfach ausgezeichnete Musikerin ihr eigenes Ding und schreibt beispielsweise Songs angelehnt an das Werk der US-Schriftstellerin Carson McCullers (1917-1967).
Viele Fans sind ihr treu – und dankbar, dass die Sängerin auch nach wie vor viel auf Tour geht. So startet sie in diesem Sommer direkt nach ihrem Geburtstag eine Europa-Tournee, die sie auch nach Marburg, Kulmbach und Freiburg bringt, und will im Herbst gleich weiter durch die USA touren.
Mit «Kaulitz & Kaulitz» präsentiert Netflix ein erfrischend neues Reality-Format. Die achtteilige Produktion entstand unter der Regie des Dokumentarfilmers Michael Schmitt (MANNSCHAFT+).
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