Mubi: Handverlesenes Kino mit LGBTIQ-Bezug
Der etwas andere Streamingdienst
Die Fülle an Streamingdiensten ist enorm. Mit Mubi gibt es jetzt aber eine Plattform, die abseits des Mainstreams ein ausgesuchtes Programm anbietet und dabei immer auch den LGBTIQ-Bezug im Blick behält.
Streamingdienste gibt es mittlerweile wie Sand am Meer, und die meisten von ihnen sind sich in ihren Grundzügen ziemlich ähnlich: mit einem möglichst breiten Programm, das zwischen Film und Serien, Dokus und Reality-Shows für praktisch jeden Geschmack etwas bereithält, soll ein möglichst breites Publikum bedient werden. Doch es geht auch anders, wie mit wachsendem Erfolg die Plattform Mubi zeigt. Handverlesenes Kino anschauen, lautet einer der Slogans von Mubi, wo nicht einfach wahllos alles gezeigt wird, sondern den Abonnenten ein sorgfältiges, ständig wechselndes Programm präsentiert wird, das sich ganz auf Filmkunst konzentriert.
Abseitig oder anspruchsvoll, Kult-Meisterwerke oder Neuentdeckungen, von alten Regiehasen und jungen Talenten. Wo anderswo oft das von Algorithmen geprägte Einerlei des kleinsten gemeinsamen Nenners herrscht, wird hier mit Bedacht eine cineastische Handschrift gepflegt, die echte Entdeckungen ermöglicht.
Filme mit LGBTIQ-Bezug spielen im Mubi-Programm dabei immer eine Rolle, doch im Pride-Monat Juni natürlich ganz besonders (MANNSCHAFT berichtete über das Sonderprogramm des RBB und BR). So gibt es im Moment beispielsweise Eliza Hittmans grossartiges Coming of Age-Drama «Beach Rats»zu sehen, mit dem Harris Dickinson der Durchbruch gelang, aber auch den – hier exklusiv verfügbaren – experimentellen Kurzfilm «The Actress», für den sich Performance-Künstler Andrew Ondrejcak mit trans Regisseurin Isabel Sandoval zusammengetan hat, um Hollywoods Einfluss auf unsere Schönheits- und Kunstideale zu untersuchen.
Nicht neu, aber immer wiedersehenswert (allerdings nur in Deutschland und Österreich, nicht in der Schweiz): der Teddy-Gewinner «Théo & Hugo» von Jacques Martineau und Olivier Ducastel, die in Echtzeit erzählte, erotische Geschichte zweier Männer, zwischen denen es nach dem Ende einer Sexparty weiter knistert. Ebenfalls im Juni im Rahmen der Pride-Programmierung zu sehen sind der Dokumentarfilm «Our Bodies Are Your Battlefields» von Regisseurin Isabelle Solas, die auf ein zwischen Konservatismus und Feminismus zerrissenes Argentinien im Allgemeinen und den Aktivismus zweier trans Frauen im Speziellen blickt. Und im indischen Kurzfilm «The Booth» von Rohin Raveendran kommt es zu einer heimlichen, intimen Annäherung zwischen einer Kaufhausdetektivin und einer vermeintlich klauenden Kundin.
Doch auch im regulären Programm finden sich bei Mubi immer wieder queere Film-Highlights. Aktuell etwa lassen sich – zumindest in Deutschland – Xavier Dolans Filme «Mommy» und «Einfach das Ende der Welt» (mit dem kürzlich verstorbenen Gaspard Ulliel), der wundervolle «Lilting» mit Ben Whishaw, mehrere Werke des fantastischen portugiesischen Regisseurs João Pedro Rodrigues, der Dokumentarfilm «Uferfrauen – Lesbisches L(i)eben in der DDR», der Berlinale-Preisträger «Heute gehe ich allein nach Hause» aus Brasilien oder «Hamam – Das türkische Bad» von Ferzan Özpetek, ein moderner Klassiker des European Queer Cinemas, anschauen.
Aber Achtung: die Filmauswahl wechselt, wie gesagt, regelmässig. Also lieber direkt anklicken, wenn ein Film neugierig macht, denn sonst ist er womöglich bald nicht mehr verfügbar. Ausser es handelt sich, wie etwa bei der herrlich komischen queeren US-Komödie «Shiva Baby», um ein Mubi-Original.
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