Midterms in den USA: Das steht für LGBTIQ auf dem Spiel
Die USA wählen – und für die Demokrat*innen sieht’s schlecht aus
Halbzeit für Präsident Joe Biden: Die USA wählen ein neues Parlament. Die Midterms vom heutigen Dienstag könnten weiteren LGBTIQ-feindlichen Gesetzen den Weg frei machen.
Zwei Jahre nach Joe Bidens Sieg über Donald Trump droht der US-Präsident mit seiner Partei die Mehrheit im Kongress zu verlieren. In den Vereinigten Staaten stehen nämlich die Zwischenwahlen – die sogenannten «Midterms» – an. Dabei entscheiden die Amerikaner*innen über die Mehrheitsverhältnisse in den beiden Parlamentskammern und vergeben diverse Gouverneursposten sowie weitere wichtige politische Ämter neu.
Gesetzesflut von rechts Umfragen prognostizieren Bidens Demokrat*innen eine düstere Halbzeitwahl, wie die DPA berichtet. Während das Repräsentantenhaus mit grosser Wahrscheinlichkeit an die Republikaner*innen gehen dürfte, könnte es im Kampf um den Senat jedoch sehr eng werden. Verlieren die Demokrat*innen den Kongress an die Republikaner*innen, könnten diese Bidens Politik bis zu den nächsten Wahlen 2024 blockieren und ihn zur «lahmen Ente» machen.
Doch gerade für die queere Community liegt der Fokus dieser Midterms nicht nur auf dem Kapitol in Washington: In den einzelnen Bundesstaaten gibt es zurzeit so viele neue LGBTIQ-feindliche Gesetze wie noch nie zuvor. 162 waren es gemäss CNN bereits zur Jahresmitte.
Zu ihnen zählt auch das höchst umstrittene «Don’t say gay»-Gesetz aus dem US-Bundesstaat Florida. Dort können Eltern nun die Schule verklagen, wenn eine Lehrperson im Klassenzimmer über LGBTIQ-Themen spricht (MANNSCHAFT berichtete). Stolzer Unterzeichner dieses Gesetzes war Gouverneur Ron DeSantis, der gute Chancen auf eine Wiederwahl hat und möglicherweise bald ins Rennen um die Präsidentschaftskandidatur steigt.
«Rechte stehen auf dem Wahlzettel» Die meisten der in diesem Jahr eingebrachten Gesetzentwürfe richten sich gegen trans und nicht-binäre Menschen, wobei der Schwerpunkt auf trans Jugendlichen liegt. Wie drastisch der Anstieg an LGBTIQ-feindlichen Gesetzen in den USA ist, erkennt man am Vergleich zu den Zahlen der Vorjahre: Im gesamten Jahr 2019 waren es «nur» 55 und im Jahr darauf 76.
Die 162 Gesetze bis zur Jahresmitte 2022 stammten aus 35 verschiedenen Bundesstaaten – 27 von ihnen werden von den Republikaner*innen kontrolliert. Gewinnt die Partei bei den Zwischenwahlen weiter an Macht, dürften diese Attacken auf die Freiheiten und Rechte der LGBTIQ-Community nicht zurückgehen.
«Unsere Rechte stehen dieses Jahr auf dem Wahlzettel. Die Menschen, die wir in diesem Zyklus wählen, werden entscheiden, was unsere Kinder im Klassenzimmer lernen und sagen dürfen, welche Entscheidungen die Menschen über ihren eigenen Körper treffen dürfen und möglicherweise, ob wir weiterhin diejenigen heiraten dürfen, die wir lieben», sagte Annise Parker, Präsidentin und CEO des LGBTQ Victory Fund, in einer Erklärung.
Kandidatur als Reaktion Der LGBTQ Victory Fund, ein politisches Komitee, das sich in den USA für die Wahl von LGBTIQ-Führungskräften in öffentliche Ämter einsetzt, hat aber auch gute Nachrichten: Gemäss seinen Daten kandidieren mindestens 1’008 LGBTIQ-Personen für ein Amt – mehr als in jedem anderen Wahlzyklus der USA zuvor (MANNSCHAFT berichtete).
Demokratin Janelle Perez wäre die erste offen lesbische Frau im Senat des Bundesstaates Florida. Demokrat James Roesener wäre der erste trans Mann überhaupt, der in den USA in eine staatliche Legislative gewählt wurde.
Demokratin Leigh Finke wiederum wäre die erste trans Person im Repräsentantenhaus von Minnesota. Sie sagte gegenüber CNN, dass sie sich «wegen der koordinierten landesweiten Attacken auf trans Personen» entschieden hat, in den Wahlkampf zu gehen. Diese Aussage lässt vermuten, dass zwischen der Flut an Anti-LGBTIQ-Gesetzen und dem Rekordwert bei den Kandidat*innen aus der Community durchaus ein Zusammenhang besteht.
Das könnte dich auch interessieren
TV
Nach Trump-Wahl: Ellen DeGeneres und Portia de Rossi «hauen ab»
Ellen DeGeneres und ihre Ehefrau Portia de Rossi haben angeblich die USA verlassen und sollen nach England gezogen sein. Der Umzug erfolgte offenbar als Reaktion auf Donald Trumps Wahlsieg.
Von Newsdesk Staff
Lesbisch
Kultur
USA
US-Kongress: Sarah McBride darf nicht auf die Damentoilette
Die erste Transfrau im US-Kongress ist ein Meilenstein für die amerikanische Trans-Community. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass ihr Amtsantritt nicht einfach sein wird.
Von Newsdesk/©DPA
News
TIN
International
Gerichtsurteil
Homophobie inszeniert? Urteil gegen Jussie Smollett aufgehoben
2019 wurde einem bekannten Schauspieler vorgeworfen, einen Angriff auf sich selbst inszeniert zu haben. Nun wurde das Urteil gegen ihn aufgehoben. Eine Sache bleibt aber ungeklärt.
Von Newsdesk/©DPA
Schwul
News
Justiz
Serie
International
Queerfeindlichkeit
Schweiz: Mehr LGBTIQ-Diskriminierung als im EU-Durchschnitt
In der Schweiz erleben LGBTIQ-Personen häufiger Gewalt und Diskriminierung als in anderen europäischen Ländern. Eine ablehnende Haltung gegenüber queeren Menschen haben eher Männer, religiöse und ältere Menschen.
Von Newsdesk Staff
Schwul
News
TIN
Lesbisch
Schweiz