Merkel: «Ehe zwischen Mann und Frau»
Der YouTuber LeFloid stellt im Interview mit der Kanzlerin kritische Fragen zu Homo-Ehe, TTIP und NSA-Affäre. Neuigkeiten entlockt er Merkel dabei nicht unbedingt, aber das Interview ist kurzweilig.
(dpa) Sie siezen sich, sitzen etwa im Abstand von einem Meter gegenüber. Der YouTube-Star Florian Mundt alias LeFloid hat am Montagabend das erste Interview für die Internet-Videoplattform mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) veröffentlicht. Sie sprechen über ernste Themen – das europäisch-amerikanische Freihandelsabkommen TTIP, ein einheitliches Abitur, die NSA. Das vorher erzeugte Aufsehen war gross. Besondere Neuigkeiten über die politische Meinung oder das persönliche Leben der Kanzlerin werden aber nicht zu Tage gefördert.
In dem Video erklärt die Kanzlerin viel: was für sie gutes Leben bedeutet oder wie man ein gutes Leben in Deutschland bemisst. Aufhänger für das Interview war der Bürgerdialog der Bundesregierung «Gut leben in Deutschland», der im April gestartet wurde.
Die Bundeskanzlerin hat sich für den Abbau von Diskriminierungen gleichgeschlechtlicher Paare ausgesprochen, zugleich aber die Ehe als heterosexuelle Gemeinschaft definiert. «Für mich persönlich ist Ehe das Zusammenleben von Mann und Frau», sagte sie.
«Ich bin für eingetragene Partnerschaften. Ich bin dafür, dass wir im Steuerrecht keine Diskriminierungen haben. Und wo immer wir noch Diskriminierungen finden, werden wir die auch weiter abbauen», erklärte sie. Mit Blick auf die Definition der Ehe fügte sie hinzu: «Ich glaube, dass man es akzeptieren muss, dass es dazu verschiedene Meinungen gibt.» Unterschiedliche Vorstellungen gebe es dazu in der ganzen Gesellschaft, auch in ihrer Partei. «Das muss man eine Weile dann auch aushalten», sagte die CDU-Vorsitzende. Ihre eigene Position brachte sie auf die Kurzformel: «Keine Diskriminierung. Ehe als Zusammenleben von Mann und Frau.»
NSA: «Abhören unter Freunden, das geht nicht» Der zweite Themenkomplex ist die NSA-Affäre. «Ich habe nicht umsonst gesagt: Abhören unter Freunden, das geht nicht. Ich finde im Übrigen, dass das, was man an Informationen aus so etwas herauskriegt, echt nicht die Sache wert ist, dass man dafür so viel abhört», sagt Merkel. Da gebe es gravierende Unterschiede zwischen Deutschland und den USA. Auf die Zusammenarbeit mit anderen Diensten sei Deutschland aber angewiesen.
Auch über die Legalisierung von Cannabis und Merkels Nutzung von Sozialen Medien spricht LeFloid mit der Kanzlerin. Die vorher von vielen Medien zitierte Nutzer-Frage «Xbox oder Playstation?» und andere wohl nicht ganz ernst gemeinte Themenvorschläge lässt Mundt aber aus. Trotz der ernsten Themen bleibt das halbstündige Interview kurzweilig.
Und es lohnt sich für Interviewer und Interviewte gleichermassen: Beide machen sich in für sie fremden Altersschichten bekannter. Die Zeitungen berichten über LeFloid, Merkel kommt den jungen YouTube-Nutzern näher. Im Falle von Mundt kann man das sogar ein Stück weit messen: Seine Facebook-Seite hat in der vergangenen Woche mehr als doppelt so viele neue Likes bekommen wie in der Woche zuvor.
Vor der Veröffentlichung wurden Zweifel an der Authentizität des Videos laut – vor allem vermuteten Einige ein Eingreifen des Kanzleramts in die Auswahl der Fragen oder eine Endabnahme des Videos. Beide Seiten beteuern deshalb mehrfach, dass sowohl die Auswahl der Fragen als auch der Schnitt des Videos in der Hand von Mundt liege.
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